Im Keller eines Geschäfts wurden die Cannabispflanzen angebaut. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Prozess: Cannabispflanzen angebaut und auf dem Dachboden gelagert / Zweiter Verhandlungstag

Zwei Calmbacher sollen im großen Stil mit Marihuana gehandelt haben. Teils sollen sie die Drogen selbst angebaut, teils vom dritten Mitangeklagten bezogen haben. Am zweiten Prozesstag vor dem Tübinger Landgericht bezogen alle drei zu den Vorwürfen Stellung.

Bad Wildbad/Tübingen. Anfang 2018 hätten sie angefangen Cannabispflanzen bei ihm im Geschäft im Keller zu züchten, erklärte der 48-jährige Angeklagte am zweiten Verhandlungstag vor dem Tübinger Landgericht. Aber weder er noch sein 38-jähriger Komplize, der ursprünglich die Idee zum Anbau gehabt und das Equipment und die Pflanzen besorgt habe, hätten sich wirklich ausgekannt. "Das hat am Anfang gar nicht funktioniert, wir hatten keine Ahnung", sagte der 48-Jährige.

Auf zwei Ernten brachten sie es trotzdem – mit einem Ertrag von rund vier Kilo. Zu Hause habe er auch noch ein paar Pflanzen angebaut – aber nur "wenige zum Testen", weil noch Equipment übrig gewesen sei. Allgemein sei die Neugier der Grund für den Anbau gewesen. Um Geld sei es ihm nie gegangen.

Doch wohin mit den getrockneten Pflanzen? Er habe niemanden gekannt, dem er es verkaufen hätte können. Zudem habe "das Zeug so stark gerochen", dass er Angst bekommen habe, seine Kunden könnten etwas bemerken. Also verpackte er das Marihuana mehrfach in Plastik und lagerte es auf seinem Dachboden.

Zudem habe sein 38-jähriger Komplize noch weiteres Marihuana bei ihm eingelagert, weil dieser zu Hause Handwerker gehabt habe. Kleinere Mengen Rauschgift und auch wenige Cannabispflanzen fanden die Ermittler aber auch noch bei dem 38-Jährigen.

Schließlich habe der 48-Jährige in der Kur einen angeblichen IT-Fachmann kennengelernt, mit dem er sich gut verstanden habe. Dieser habe ihm ein paar Wochen später Marihuana abgekauft. Erst ein Kilo, danach zwei. Er sei froh gewesen, das Zeug von seinem Dachboden los zu sein. Als der IT-Fachmann, in Wirklichkeit ein verdeckter Ermittler, dann 20 Kilo kaufen wollte, habe er dieses beim dritten Angeklagten beschaffen wollen. Den dritten Angeklagten, einen 66-Jährigen aus dem Ortenaukreis, der dort mit einer Großplantage Cannabispflanzen gezüchtet hatte, hatte der 48-Jährige über den 38-Jährigen kennengelernt. Beim 20-Kilo-Deal griffen dann die Ermittler zu und nahmen die drei fest.

Verständigungsvorschlag wird von zwei Angeklagten nicht angenommen

Am ersten Verhandlungstag hatte das Gericht den drei Angeklagten einen Verständigungsvorschlag unterbreitet, der ihnen Strafnachlass gegen ein Geständnis einbrächte, um die komplizierte Beweisaufnahme zu vereinfachen. Für alle drei wäre durch diesen Vorschlag keine Bewährungsstrafe mehr möglich. Angenommen hat das Angebot nur der 66-Jährige, der auf seinem Hof zeitweise eine Plantage mit rund 600 Pflanzen betrieben haben und sich einen Bestand von rund 100 Kilo der Droge aufgebaut haben soll und dies auch vollumfänglich einräumte.

Während der 48-Jährige selbst aussagte und Stellung bezog und damit eigentlich alles, was ihm vorgeworfen wurde, zugab, widersprach der 38-Jährige durch seinen Anwalt einigen Vorwürfen der Anklage. Insbesondere die Frage, wie stark er in die Cannabis-Plantage mit einbezogen war, muss noch geklärt werden.

Der 38-Jährige lies verlesen, er kenne den 66-Jährigen schon seit Jahren persönlich und es habe sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Auch habe er immer mal wieder Marihuana in kleineren Mengen für den Eigenbedarf dort gekauft. Den Vorwurf der Anklage, er solle insgesamt 14 Kilogramm erworben haben, bestreitet der 38-Jährige jedoch. Dabei beruft er sich auf einen Zeugen, der im späteren Verlauf der Verhandlung noch vernommen werden könnte. Zudem habe die Polizei abgefangene Textnachrichten überinterpretiert und bei den Vernehmungen mit Suggestivfragen die Antworten der anderen beeinflusst.

Das er in den Verkauf eingebunden gewesen sein soll, bestreitet der 38-Jährige ebenso: Er habe sich von dem 66-Jährigen in einer finanziellen Notsituation Geld geliehen. In der Folge habe er ihm Abnehmer vermittelt und dafür kleine Kreditnachlässe erhalten.

Die polizeilichen Ermittlungen hatten dagegen eine wesentlich größere Rolle des 38-Jährigen vermuten lassen. "Für uns war er der schlauste und geschickteste der drei Angeklagten", erklärte einer der ermittelnden Beamten, die den Angeklagten seit November 2018 auf den Fersen waren und so die Verbindungen zwischen den drei aufgedeckt hatten.

Am nächsten Prozesstag, Mittwoch, 25. September, ab 13.30 Uhr, sollen die Aussagen der weiteren ermittelnden Polizisten Klarheit bringen.