Verena Großmann (links) vereidigte Bürgermeister Markus Wendel. Seine Ehefrau bekam einen Blumenstrauß überreicht Foto: Rousek

Ende März war Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister mit 97,6 Prozent zum dritten Mal wiedergewählt worden. Bei seiner feierlichen Amtseinsetzung wählte er dennoch aufrüttelnde Worte – an die gesamte Gesellschaft.

Runde drei ist eingeläutet. Im Konsul-Niethammer-Kulturzentrum (KoNi) wurde Bürgermeister Markus Wendel am Dienstagabend für eine weitere Amtszeit verpflichtet.

Großer Bahnhof Zur „feierlichen Gemeinderatssitzung“ war geladen. Viel gemein mit einer Sitzung des Gremiums hatte die Veranstaltung im KoNi aber nicht. Bis auf die Anwesenheit vieler Räte und natürlich des Bürgermeisters selbst. Man könnte es eher als großen Bahnhof bezeichnen, was die Bad Teinach-Zavelsteiner Verwaltung da aufgefahren hat, anlässlich der wiederholten Amtseinsetzung ihres Chefs: Musik, Reden, Eid und im Anschluss an den offiziellen Teil ein Stehempfang mit Essen, Trinken und Band.

Wendel – im sommerlich-grünen Anzug – begrüßte jeden Gast persönlich per Handschlag. Geladen waren Gemeinderäte, Verwaltungsmitarbeiter, Familie und Freunde des Bürgermeisters, Vereinsvorstände, Bürgermeisterkollegen und Bürger.

Lobesworte Viel Gutes durfte Wendel an diesem Abend über sich selbst hören, wie er später selbst anmerkte. Seine Stellvertreterin Verena Großmann beispielsweise verwies auf etliche Projekte, die er als Stadtoberhaupt umgesetzt oder in die Wege geleitet habe. Und das trotz der zahlreichen Aufgaben eines Bürgermeisters, die vieles von dem- oder derjenigen abverlangen. Bei Wendel lägen Worte und Taten nicht weit auseinander, lobte Großmann und bediente sich dabei eines Zitates des einstigen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel. Dadurch entstünde Vertrauen – und das haben die Bürger in Markus Wendel, wie das Wahlergebnis von 97,6 Prozent bei der Wahl am 26. März gezeigt hatte.

Landrat Helmut Riegger lobte die „hervorragende Zusammenarbeit“ zwischen dem Bürgermeister und dem Gemeinderat. Er kenne auch Fälle im Kreis, wo es ganz anders zugehe. In Bad Teinach-Zavelstein indes bringen der Rat und der Bürgermeister gemeinsam eine Menge auf den Weg. Den ersten Ruhewald im Landkreis beispielsweise, den Breitbandausbau oder die vor einigen Jahren neu erbaute Sporthalle in Zavelstein. Trotz des Erreichten sei Wendel „immer noch hungrig“.

Und das ist wohl auch gut so, denn angesichts der vielen Krisen – Ukraine-Krieg, Inflation, Klimawandel und Fachkräftemangel – werde die Kommunen auch in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen stehen, so Riegger.

Ulrich Bünger, Sprecher der Bürgermeister im Kreis Calw, bedankte sich bei Wendel für sein Engagement. Auf typisch amerikanische Art: „Thank you for your service“. In den USA sei diese Höflichkeit geläufig und das gefalle ihm, sagte Bünger. Im Namen aller Bürgermeister im Kreis brachte er seine Freude über die kommende Amtszeit Wendels zum Ausdruck. „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.“

Geschenk Das tun offenkundig auch die Verwaltungsmitarbeiter. Sie hatten als Überraschung einen Film vorbereitet: „Volker und der Bürgermeister, Teil drei“ (Volker Mönch ist der Kämmerer der Stadt, Anm. d. Red.). Darin zeigten sie Bilder und kurze Videos aus den vergangenen 16 Jahren, seit Wendel erstmals Bürgermeister wurde. Auch sprachen die Mitarbeiter darin ihre guten Wünsche aus.

Vereidigung Nicht zu vergessen bei all den Reden und dem Rahmenprogramm war natürlich der Grund für all das: die offizielle Vereidigung des Markus Wendel als Bürgermeister der Stadt Bad Teinach-Zavelstein. Dabei kam Erstaunliches zum Vorschein: So ließ Großmann das Jahr 1867 als Wendels Geburtsjahr verlauten. Freilich versehentlich. „Die 100 Jahre sieht man dir gar nicht an“, scherzte Riegger. Beim Gelöbnis aber wurde es ernst. Während alle Anwesenden sich erhoben, leistete Wendel den Eid: „Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“

Wendel-Worte Die Rede der Hauptperson des Abends kam zum Schluss der feierlichen Sitzung. Auch nach all den Jahren, sagte der Bürgermeister, sei dieser Beruf mit der schönste, den man haben kann. „Ganz besonders hier“. Auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen aber dürfe man sich nicht. Neue Projekte umzusetzen werde jedoch nicht leichter. „Nur ein ’Weiter so’ wird nicht möglich sein.“

Wendel spannte einen größeren Bogen und kam auf die Situation in ganz Deutschland zu sprechen. Obwohl es vielen sehr gut gehe, fresse sich der Negativismus durch die Gesellschaft. „Gute Nachrichten will keiner mehr hören.“ Doch das bringe das Land nicht weiter. „Wir brauchen mehr Menschen, die für etwas sind“, appellierte er. Und – auch wenn das der ein oder andere nicht gerne hören möge – „mehr Work und weniger Life“. Um nämlich die viertgrößte Volkswirtschaft der Erde zu bleiben, genüge es nicht, „im Homeoffice und in Teilzeit“ zu arbeiten, so Wendels kraftvolle Mahnung zum Abschluss.