Stadtarchivar Jürgen Rauser zeigt Exponate zu 400 Jahren Deutsche Schrift. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Historisches: Stadtarchivar Jürgen Rauser sammelt 400 Jahre alte Schriften / Ausstellung am Maifeiertag

Mehr als 100 Tafeln und Mappen mit Schrifttypen aus den vergangenen vier Jahrhunderten zeigt Stadtarchivar Jürgen Rauser kommenden Montag, 1. Mai, im Heimatmuseum in Zavelstein.

Bad Teinach-Zavelstein. Darunter auch die Anerkennungsurkunde von Fürst Eberhard Ludwig, Herzog zu Württemberg und Teck nach einer "Saur-Bronnen-Kur" 1731 im Bad Teinach. Auch eine Kopie der handschriftlichen Erläuterung von Franz Xaver Gruber, wie es 1818 zu seiner Vertonung des von Pfarrer Joseph Mohr gedichteten Weihnachtsliedes "Stille Nacht" kam, liegt Rauser vor.

Hesse bestand auf Fraktur-Druckschrift

Schon am Beispiel dieser beiden Exponate wird der Wandel der deutschen Schrift mehr als deutlich. Bei der Ausstellung im ehemaligen Rathaus von Zavelstein am Eingang zur Burganlage werden Dokumente, Bilder und Bücher zur Sütterlin- und Kanzlei-Schreibschrift sowie zur Fraktur-Druckschrift, auch gotische Schrift genannt, ausgestellt.

"Nachdem im 16. Jahrhundert zunehmend mehr geschrieben wurde, entwickelte sich die deutsche Schrift deutlich. Die meisten staunen, dass ausgerechnet Adolf Hitler die deutsche Schrift verbannt hat", meinte Rauser im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn auch in den Schulen wurde ab 1941 die lateinische Schrift eingeführt. Schon zuvor wurde die so genannte Fraktur-Druckschrift, wie man sie heute noch beispielsweise auf Wirtshausschildern sieht, verbannt.

Nicht zuletzt Hermann Hesse wehrte sich dagegen und bestand noch lange nach dem Krieg darauf, dass seine Arbeiten in Fraktur gedruckt werden. "In Märchen- und Lesebüchern ist sie zuweilen heute noch zu finden", meinte Rauser. Der ein oder andere Familienschatz dürfte also in nahezu jedem Haushalt zu finden sein.

In diesen befinden sich außerdem immer wieder Briefe und Dokumente mit den früheren Schrifttypen, deren Entzifferung oft schwer fällt. Deshalb startete der Stadtarchivar vor mehr als fünf Jahren mit einem Angebot für Deutschschrift-Kurse. "Inzwischen läuft der 22. Kurs, bei dem das Lesen von Sütterlin- und Kanzleischriften erlernt wird", berichtete er. Durchschnittlich seien es acht bis zehn Teilnehmer. Auch über die Kurse hinaus hat sich ein Kreis Gleichgesinnter gefunden, die im "Heimatkreis Teinachtal", der vor fünf Jahren gegründet wurde, der Leidenschaft für die Altschriftenlehre frönt.

"Regelmäßige Treffen dienen dem Erhalt der Lesefertigkeit durch die Übungen. Wir bearbeiten volkskundliche Informationen über das Leben früherer Tage in unserer Region", sagte Rauser. Auch die Lebenssituation der Vorfahren und Ahnen werde vermittelt.

Nicht nur die Ausdrucksweise jener Tage, auch altdeutsche Rätselspiele oder Musik mit historischen Instrumenten machen die Treffen zu kurzweiligen Zeitreisen.

Die Ausstellung zur Entwicklung der Deutschen Schrift ist am 1. Mai von 11 bis 17 Uhr im Saal des alten Rathauses in Zavelstein zu sehen. Jürgen und Ingrid Rauser betreuen die Ausstellung, gerne mit Erläuterungen zu den Darstellungen.