Vor 200 Jahren wurde in Zavelstein das Ende der Hungerzeit mit einem besonderen Erntedankfest gefeiert. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Vor 200 Jahren war lange Hungerzeit vorbei

Bad Teinach-Zavelstein. Auf den Tag genau vor 200 Jahren, am 18. August 1817, wurde in der kleinsten Stadt Württembergs, in Zavelstein, eine feierliche Dankpredigt nach dem Ende des Hungerjahres 1816/17 vom damaligen Stadtpfarrer Magister H.F. Hopf für das ganze Kirchspiel des "Aemtleins Zavelstein" (das damals auch die Filialorte der heutigen Pfarrei Teinach mit umfasste) gehalten. Noch im selben Monat wurde diese gedruckt, wie das Titelblatt der Einleitung einer Schrift aus dem Stadtarchiv Bad Teinach-Zavelstein zeigt.

Gewaltiger Vulkanausbruch

Der historische Hintergrund jenes außerordentlichen Erntedankfestes war das "Jahr ohne Sommer" 1816, als infolge eines gewaltigen Vulkanausbruchs in Indonesien – des Tambora – weite Teile der Erde, vor allem Europas, monatelang unter einer verfinsternden Aschenwolke in der Atmosphäre lagen. Diese hat die sommerliche Vegetation dermaßen behindert, dass nach einer Missernte Hungersnot ausbrach, die bis in den Sommer 1817 hinein auch in unserer Schwarzwaldgegend verheerend wirkte.

So wird verständlich, dass die – in der Fußnote zur Vorrede erwähnten – Geldgaben des württembergischen Königspaares, das im Juni jenen Jahres zur Kur in Bad Teinach weilte, hochwillkommen waren, um die ärgsten Nöte der meist sehr armen Bevölkerung zu lindern.

Es flossen Beträge von 150 , 200,  300 und mehr Gulden für die Ortsarmen. (Um die Kaufkraft dieser alten Währung zu ermessen, sei bemerkt, dass der Tagesverdienst eines Taglohnarbeiters damals bei einem halben Gulden lag und man dafür sechs Zweipfünderlaibe Schwarzbrot kaufen konnte.)

So viel zur Erläuterung für die freudig begrüßte reiche neue Ernte des Jahrs 1817 im Teinachtal und darüber hinaus.

(mja). Das Jahr 1816 war in vielen Teilen der Welt aufgrund des Vulkanausbruchs, der als der größte von Menschen dokumentierte gilt, ein schwieriges. Regen und Schnee hielten in Baden-Württemberg monatelang an. Es war das zweitkälteste Jahr seit 1400, deshalb wurde es neben "Jahr ohne Sommer" hierzulande auch "Achtzehnhundertunderfroren" genannt, während es in Nordamerika "Eighteen hundred and frozen to death" hieß, so berichtet die Stuttgarter Zeitung. Außerdem wanderten aus dem damaligen Großherzogtum Baden rund 18 000 Menschen Richtung Osten aus, was ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung zu der Zeit darstellte und der Preis für Weizen stieg um 239 Prozent. Das Jahr 1817 geht als "Jahr des Hungers" in die Geschichte ein. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, sei es für Historiker die letzte große Hungersnot in Europa, die im Herbst des Jahres dann dank guter Ernte ein Ende findet.