In Unterhaugstett stand die Mostpresse von Erkan Simsek. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Streuobstwiesen: Äpfel zu Saft gepresst

Bad Liebenzell-Unterhaugstett. In Unterhaugstett bot die Firma Saftmaxe mit ihrer mobilen Mosterei allen Apfelbauern die Möglichkeit, ihr Obst pressen und abfüllen zu lassen. Der Waldkindergarten Bad Liebenzell sorgte mit einem Kuchenverkaufsstand für die Bewirtung.

Das Wetter war nicht gut. Der Himmel war wolkenverhangen. Seit den Morgenstunden regnete es durchgängig. Der Platz vor der Mostpresse verwandelte sich in eine Schlammlandschaft. Am Fußballplatz in Unterhaugstett stellte Erkan Simsek seinen Anhänger am Waldrand ab und klappte die drei Seitenwände hoch. Seit diesem Jahr bietet er mit seiner mobilen Mostpresse seine Dienstleistungen im ganzen Kreis an.

In den vergangenen 50 Jahren sei der Streuobstbestand um mehr als 40 Prozent minimiert worden, was enorme Auswirkungen auf die Umwelt habe, so Simsek. Obstwiesen hätten eine hohe Bedeutung für die heimische Natur, da sie Vögeln und Insekten Wohnung und Nahrung böten. Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland.

Früchte werden erhitzt

Um den Erhalt der Streuobstwiesen zu fördern und das Obst sinnvoll zu verwerten, kam Simsek 2018 auf die Idee eine mobile Saftpresse zu konstruieren. Alle benötigten Gerätschaften sollten auf einen Anhänger passen, mit dem vor Ort beim Kunden Saft hergestellt werden kann.

Seit diesem Frühjahr ist Simsek nun mit seinem Anhänger im Landkreis unterwegs. Auf der einen Seite werden die Äpfel in einen Trichter geladen und mit einem Förderband aus dem Wasserbad in die Presse befördert. Der Saft gelangt über eine Leitung in einen Kessel, wo er auf rund 75 Grad erhitzt, pasteurisiert und damit haltbar gemacht wird. Abgefüllt wird in Plastikbeuteln mit einem Ausgussventil in einem Karton. Der Saft ist ungeöffnet ein Jahr haltbar, geöffnet immer noch rund drei Monate, da durch das Ventil keine Luft an den Saft gelangen kann.

In Unterhaugstett ist der erste Kunde inzwischen eingetroffen und nach kurzer Zeit füllt sich der Kofferraum mit Kartons. Ein weiterer Apfelbauer stand mit seinem Anhänger voll Äpfel bereits zum Ausladen bereit. Generell ist 2019 aber ein katastrophales Jahr, was die Apfelernte angeht. Nachdem 2018 eine Rekordernte eingefahren worden war, brauchen die Bäume dieses Jahr eine Erholungsphase, sodass die erste Saison für Saftmaxe eher dürftig ausfällt. "Wir wollen mit unserem Angebot auch Menschen zusammenbringen. Die, die gerne frischen Apfelsaft aus eigener Herstellung genießen wollen und die, die Obstbäume besitzen aber selbst nicht mehr ernten können oder wollen. Das ist dann eine Win-Win Situation für alle", so Simsek.