So sah die Ladenzeile in früherer Zeit aus. Allein das Café Schweigert hatte noch ein erstes Stockwerk. Foto: Heimat- und Geschichtsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Ladenzeile in Bad Liebenzell sorgt für eine Belebung des Bade- und Kurbetriebes

Die Ladenzeile am Bad Liebenzeller Kurhausdamm besteht seit 60 Jahren. Am 1. August 1959 wurde sie offiziell eingeweiht

Bad Liebenzell. Man schrieb das Jahr 1959. Noch 14 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen deutsche Kriegsgefangene aus Russland zurück. Zwischen den Großmächten herrschte der Kalte Krieg, während Bundeskanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulle einen deutsch-französischen Freundschaftsvertrag anstrebten. Eigenheime wurden gebaut. Immer mehr Autos fuhren auf den Straßen. Während an den Hängen von Rhein, Mosel und Neckar ein Jahrhundertwein heranreifte, wuchs in Deutschland der Wohlstand.

Handel und Gewerbe florieren

Auch in Bad Liebenzell war das Wirtschaftswunder angekommen. Handel und Gewerbe florierten. Arbeitskräfte wurden knapp. Als ein überregional beliebter Tagungsort hat sich das neue Kurhaus erwiesen, das die Stadt schon 1954 eingeweiht hatte. Außerdem zogen die Thermalquellen immer mehr Besucher an, sodass die Stadt den Bau eines exklusiven Thermalschwimmbades plante. Man dachte auch darüber nach, wie man für Gäste und Einheimische mehr Unterhaltung bieten könnte. Schließlich wollte man mit anderen Bade- und Kurorten konkurrieren können.

Da kam die Idee gerade zur rechten Zeit, gegenüber dem Kurhaus auf dem Gelände der Kurgärtnerei eine Ladenzeile zu bauen. Eine kleine Flaniermeile für die Gäste sollte es werden, aber auch ein attraktives Geschäftezentrum für die Einheimischen. Mit dem Bau wurde im Januar 1959 begonnen. Bereits ein halbes Jahr später konnten fünf Geschäfte eröffnen. Es waren das Textil- und Modehaus Bounin, das Lederwaren- und Kunsthandwerkgeschäft Rühle 6 Sohn, das Zigarrenhaus von Trudl Marquardt, in dem auch Spirituosen und Süßigkeiten angeboten wurden, sowie das Blumengeschäft der Kurgärtnerei. Am westlichen Ende entstand als fünftes Geschäft das Café Schweigert mit eigenem Konditoreibetrieb. Inhaber Ottmar Schweigert war es auch, der die Idee einer Ladenzeile gegenüber dem Kurhaus erstmals vorgetragen hatte. Bürgermeister Gottlob Klepser lobte in seiner Laudatio zur Einweihung den unternehmerischen Mut der Ladenbesitzer, die einen wichtigen Beitrag zur weiteren Belebung des Kurbetriebes geleistet hätten.