Im ReparaturTreff wird mit vereinten Kräften gewerkelt. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Neugründung: Angebot muss sich wohl erst noch herumsprechen / Trotzdem erste Arbeiten erledigt

Irgendwie schade war es schon – der erste Reparatur-Treff des Bad Liebenzeller Stadtseniorenrats startet im Werkraum der Reuchlin-Schule. Aber was fehlt sind echte "Patienten", die unter fachlicher Anleitung wieder instandgesetzt werden könnten.

Bad Liebenzell. Macht nichts, ein tolles Angebot wie dieses muss sich wohl erst herumsprechen. Und wo die versierten Bastlerherren schon einmal da sind, die sich als Experten für Do-it-yourself-Reparaturen aller Art beim Stadtseniorenrat gemeldet haben, werden sie vom Konrektor der Reuchlin-Schule, Stefan Schreiber, auch sofort verhaftet, doch dann eben hier vor Ort im Werkraum das ein oder andere kaputte Ding zu reparieren.

Den Drehriegel einer der Schranktüren zum Beispiel. Der schließt schon eine ganze Weile nicht mehr so richtig, wie Schreiber den beiden Profi-Bastlern Hans (Ex-Modellbauer im Automobilbereich) und Reinhard (Werkzeugmacher) erklärt. Und tatsächlich hat der über die ganze Schranktür-Höhe laufende Riegel ziemlich viel Spiel, wenn man mit dem Schrankschlüssel die Tür auf- oder zusperren will. Hans und Reinhard sind sofort Feuer und Flamme. Der "MacGyver" in ihnen schreitet unmittelbar zur Tat. Und man staunt nicht schlecht: Man sei hier im best-ausgestatteten Werkraum der Reuchlin-Schule; es gebe noch zwei weitere, erzählt Schreiber. Aber eben nicht mit soviel Spezial-Werkzeugen und Maschinen wie in diesem.

Aber Hans, der alte Pfadfinder-Haudegen, holt tatsächlich sein schweizerisches Offiziermesser hervor. So eine sagenhafte Vielzweckwaffe mit Zahnstocher, Nagelfeile und eben tollen Aufklapp-Schraubenziehern, mit denen er den kompletten Riegel in Rekordzeit abgeschraubt hat, um ihn zur weiteren Diagnose auf eine der Werkbänke hier zu legen. Mit ordentlich Sorgenfalten stehen jetzt die drei Herren um den zerlegten Riegel herum. Das (vernichtende) Urteil: "Ja, es wackelt" – auch hier.

Jetzt müsste man eigentlich das komplette Schloss, das den Riegel antreibt, noch auseinandernehmen. Denn da liegt das eigentliche "Spiel" des Riegels, dass ihn hin und her wackeln lässt, wenn man ihn schließt. Aber diese Dinger sind eigentlich irreparabel; muss man austauschen, wenn sie in dieser "Schadreife" einmal angekommen sind. Auch diese finale Diagnose kann’s beim Reparatur-Treff natürlich mal geben. Manche Dinge sind eben endgültig kaputt. Auch wenn Konrektor Schreiber in diesem Fall noch nicht locker lässt – wie übrigens die meisten "Klienten" bei solchen Selbsthilfe-Angeboten. Irgendetwas wird man doch noch machen können?

Eigentlich müsste man den Stift ausbauen

Ja, vielleicht. Man könnte den Stift, um den der Drehriegel der Schranktür im Schrank "schließt", unter Umständen so versetzen, dass der eigentlich wackelige Riegel trotzdem "satt" an diesem Stift anliegt und dann zumindest im geschlossenen Zustand wie ’ne Eins stramm festsitzt. Dafür aber müsste man den Stift ausbauen, ihm ein neues Loch im Schrank-Dach bohren, dieses verdübeln und den Stift neu einsetzen. Man merkt den Reparatur-Profis an, dass sie davor Skrupel haben. Ein Loch in Schul- und Stadteigentum bohren? Einfach so? Da muss man doch bestimmt jemand um Erlaubnis fragen – auch wenn’s funktionieren würde?

Also wird der Drehriegel wieder in seiner ursprünglichen Form in die Schranktür eingebaut – mit dem Allzweck-Taschenmesser. Wobei Konrektor Schreiber gesteht, dass er an dem Teil auch schon allein "rumgemacht" habe – mit ebenso viel oder wenig Erfolg. Aber, schad’ nichts. Eigentlich ist man ja auch hier, um Rührgeräte, Toaster oder sonst was zu reparieren – nicht die Schule, in der man zu Gast ist. Beziehungsweise, den jeweiligen privaten Besitzern versierte Anleitungen zur Selbsthilfe zu geben – also diesen zu zeigen, wie sie selbst ihre Sachen mit einfachen Mitteln reparieren könnten. Aber echte "Patienten" sind immer noch nicht in Sicht. Weshalb man die Zeit nun zum Schwätzen nutzen kann.

Reinhard, der Werkzeugmacher, erzählt, dass er zuletzt das Bett seines Jungen daheim repariert habe. Warum das kaputt gewesen sei? Reinhard lächelt hintersinnig: "Die Kinder werden älter und ›aktiver‹." Das letzte Wort betont er seltsam, weshalb jetzt alle Anwesenden grinsen müssen. Als Reinhard selber jünger war, so erzählt er weiter, sei er selbst genau hier in der Reuchlin-Schule zum Unterricht gegangen. Was noch ein Grund mehr gewesen sei, sich für die Mitarbeit beim Reparatur-Treff zu melden. "Das bringt einfach Spaß", Dinge wieder heil zu machen.

Auch wenn’s diesmal noch nicht soviel zum Reparieren hier gab. Vielleicht hat sich das Angebot ja bis zum nächsten Reparatur-Treff ein bisschen besser herumgesprochen. Eigentlich soll dieses Angebot künftig immer am letzten Samstag im Monat im Werkraum der Reuchlin-Schule stattfinden; wegen der Osterferien wird der nächste Termin aber vorgezogen – auf Samstag, 24. März, von 9 bis 12 Uhr. Und wer bis dahin eine Idee hat, wie man den Drehriegel in der Schranktür des Reuchlin-Werkraums wieder mit einfach Mittel hinbekäme – herzlich willkommen!