Bad Liebenzells langjähriger Kurdirektor Günter Weise (vorne sitzend) feierte am Donnerstag seinen 90. Geburtstag und sagt immer noch gerne, wohin die Reise gehen soll. Mit ihm freuten sich im Parkrestaurant des Kurhauses (von links) Bad Liebenzells ehemaliger Bürgermeister Helmut K. Schiek, der amtierende Rathauschef Dietmar Fischer mit der Bürgermedaille für Weise, Weises Ehefrau Oda, der Ehrenpräsident des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg, Rudolf Forcher, der amtierende Präsident des Verbandes, Fritz Link, die beiden Geschäftsführer der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH, Johannes Schweizer und Kerstin Weiss, sowie der ehemalige Geschäftsführer der Kurverwaltung Bad Liebenzell, Erwin Bäuerle. Foto: Krokauer Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Zu seinem 90. Geburtstag bekommt Günter Weise die Bürgermedaille überreicht

Viel Prominenz und ehemalige Weggefährten sind am Donnerstag in das Parkrestaurant im Kurhaus von Bad Liebenzell gekommen, um den 90. Geburtstag von Günter Weise zu feiern. Weise prägte die Kurstadt wie nur wenige andere.

Bad Liebenzell. Bürgermeister Dietmar Fischer nutzte die Gelegenheit, um dem Jubilar die Bürgermedaille der Stadt zu überreichen. Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung am 24. September einstimmig beschlossen, diese Auszeichnung an Weise zu verleihen. "Sie besteht aus echtem Gold", wie der Schultes betonte. Damit würdigte der Gemeinderat das langjährige Wirken von Weise, der seit mehr als 50 Jahren in der Kurstadt an der Nagold lebt.

1967 kam der gebürtige Thüringer nach Bad Liebenzell. Für die Kurstadt brachen damals glanzvolle Jahre an, erinnerte Fischer in seiner Laudatio an Weises Wirken als Kurdirektor: "Die Bad Liebenzeller Therme hatte sich gerade angeschickt, in die Bundesliga der Heilbäder aufzusteigen." 1969 weihte Weise das hochmoderne Thermalhallenbad ein, das 1976 um ein Außenbecken erweitert wurde. Neun Jahre später kam die Saunalandschaft Pinea hinzu. Auch Handel, Gewerbe und Gastronomie profitierten von Weises Aktivitäten. 1986 vermeldete Bad Liebenzell weit mehr als eine halbe Million Übernachtungen, rechnete der Rathauschef vor. "Fast jeden Tag gab es Veranstaltungen, Tagungen, Empfänge und zahlreiche Bälle im Spiegelsaal und mittendrin im Trubel immer wieder Günter Weise mit seiner Frau Oda", erinnerte der Schultes. "Heute sind es knapp unter 200 000 Übernachtungen", so Fischer etwas wehmütig, um im gleichen Atemzug hinzuzufügen, dass die Stadt ihre Übernachtungszahlen wieder steigere. Fischer bezeichnete den ehemaligen Kurdirektor als "Botschafter und Außenminister Bad Liebenzells".

Weises Fähigkeiten blieben auch auf höherer Ebene nicht unbemerkt. Viele Jahre war er Präsident des Heilbäderverbandes des Landes Baden-Württemberg. Der Bundespräsident verlieh ihm deshalb 1995, ein Jahr nach seinem Eintritt in den Ruhestand, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Damit wurde auch Weises Engagement für die Bäderorte in den neuen Bundesländern gewürdigt.

Fast 20 Jahre lang im Gemeinderat

Fischer erwähnte zudem das kommunalpolitische Engagement von Weise, der von 1975 bis 1994 Mitglied des Gemeinderates war.

Weises Wirken als Präsident des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg würdigte Fritz Link, der dieses Ehrenamt derzeit innehat. Er überbrachte die Glückwünsche der 56 höher prädikatisierten Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg. Mehr als 25 Jahre lang habe sich Weise in vielfältigen Funktionen für den Verband engagiert. 1987 wurde Weise Präsident des Verbandes, für die Organisation ein "Glücksfall", so Link. Er blieb es bis 1995. "Geboren als Sohn des Stadtkapellmeisters von Gotha warst du sicherlich schon von deinem familiären Hintergrund von Hause aus geeignet, die häufig heterogene Stimmenvielfalt eines Verbandes zu orchestrieren", sagte Fritz. Er ging auch auf Weises Ausbildung ein. Nach dem Abitur 1948 in Jena habe Weise die Branche mit dem Gast als Mittelpunkt sowohl praktisch als auch akademisch kennengelernt. Nach der Flucht nach Westdeutschland absolvierte Weise von 1949 bis 1951 eine Hotellehre im Südschwarzwald. Danach studierte Weise Betriebswirtschaft an der damaligen Wirtschaftshochschule Mannheim. Weise wurde Direktionsassistent in der Hauptverwaltung der Hessischen Staatsbäder in Bad Nauheim. 1966 promovierte er an der Karl-Franzens-Universität in Graz, bevor er 1967 Kurdirektor in Bad Liebenzell wurde.

Fritz erinnerte an die von Weise initiierten Führungsseminare. Seit 1985 trafen sich 30 Jahre lang in Bad Liebenzell Bürgermeister, Kurdirektoren, Geschäftsführer und Mitarbeiter aus den Heilbädern und Kurorten. Sie erarbeiteten Konzepte für die Branche. Fritz erinnerte zudem an Weises Engagement in anderen Verbänden.

Auch Rudolf Forcher, Ehrenpräsident des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg, lobte Weises Engagement. Er würdigte das diplomatische Geschick, die gewinnende und charmante Art sowie die überzeugende Rhetorik seines langjährigen Weggefährten. Gern erinnerte sich Forcher an die von Weise organisierten Seminare in Bad Liebenzell, die zuweilen einen Hauch von Abenteuer hatten. "Dabei denke ich an das langsam steigende Wasser im Seminarraum des Thermehotels und das Abholen unserer Koffer mit einem Boot im Kronenhotel", so Forcher.