Dieser Hochsitz des Jagdpächters Willi Studer in Möttlingen wurde umgeworfen. Foto: Studer

Jäger Willi Studer ist sauer auf zerstörungswütige Zeitgenossen und erstattet Anzeige bei Polizei.

Bad Liebenzell-Möttlingen - Jahrelang ist im Jagdbezirk Möttlingen-Nord nichts passiert. Doch in den vergangenen vier Wochen wurden drei Hochsitze umgeworfen und teilweise zerstört. Der zuständige Pächter Willi Studer ist sauer auf die zerstörungswütigen Zeitgenossen.

"In Anbetracht des drohenden Seuchenzuges der Afrikanischen Schweinpest ist es fahrlässig und dumm, wenn man jagdliche Einrichtungen unbrauchbar macht", so Studer erbost. "Wie sollen wir Jäger die Seuche bekämpfen und die Jagd ausüben ohne unsere Hochsitze?", fragt er. "Dabei fordert der Bauernverband eine drastische Erhöhung des Wildschweinabschusses", gibt Studer zu bedenken. Da sei kein Platz mehr für solche Späße wie mal schnell eine Kanzel umzukippen, so Studer, der Anzeige bei der Polizei erstattete.

Karl-Friedrich Günther, Geschäftsführer der Kreisbauernverbände Calw und Freudenstadt, betonte, dass solche Hochsitze notwendig seien, um mehr Wildschweine abschießen zu können. Landwirte seien verpflichtet, solche Jagdsitze zuzulassen. Sie müssten ein gutes Verhältnis mit den Jägern pflegen: "Wir brauchen unsere Jäger."

Mehr Wildschweine abschießen

Keinen Zweifel an seiner Haltung lässt auch der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum in Baden-Württemberg, Peter Hauk. "Im Kern unserer Überlegungen steht klar die Reduktion der hohen Schwarzwildbestände mit jagdlichen Mitteln. Dazu brauchen wir wirksame Mittel, die die Arbeit der Jägerschaft erleichtern und effektiv gestalten helfen", so der Minister in einer Pressemitteilung: "Um die Wildschweinbestände abzusenken, müssen auf großer Fläche schlicht mehr Tiere erlegt werden. Dabei wird das Land die Jäger unterstützen", versicherte der Minister.

Von solchen Zerstörungen betroffen ist auch Jagdpächterin Elke Marko. Sie ist seit vergangenen Freitag neue Kreisjägermeisterin. So sei am Samstag in Bad Liebenzell die Jagdhütte aufgebrochen worden, die sie gepachtet habe: "Das waren Profis." Außerdem hätten die Täter einen Bewegungsleuchter zerstört, der mit Solarenergie betrieben worden sei, ärgert sich Marko. Bereits Ende des vergangenen Jahres sei die Hütte mit weißer Farbe beschmiert worden: "Das war eine Riesensauerei." Auch sonst seien dort schon Bierflaschen, Autobatterien und ein alter Fernsehapparat abgestellt worden. Marko meldete den Vorfall der Polizei.

Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe, Ralf Minet teilte mit, dass aus einer Jagdhütte in Bad Liebenzell ein Hochentaster, eine Motorsense sowie ein Sparschwein mit einem Wert von 20 Euro gestohlen worden seien. Den Diebstahlschaden bezifferte er auf 800, den Einbruchschaden auf 150 Euro.

Im Hinblick auf die beschädigten Hochsitze von Willi Studer sagt Marko, dass dies kein Dummejungenstreich mehr sei. Die Hochsitze mit sechs bis acht Pfosten seien einen halbem Meter im Erdreich verankert, teilte Studer mit. Nach seinen Worten sind mindestens zwei bis drei Mann oder ein Traktor notwendig, um sie umzuwerfen. Der erste Vorfall ereignete sich vor rund vier, der zweite vor zwei bis drei und der dritte vor rund einer Woche, informierte Studer. Zwei Hochsitze seien inzwischen wieder aufgestellt, berichtete er.

In jüngster Zeit seien in Möttlingen in der Nähe von Scheunen und landwirtschaftlichen Geräteschuppen auch junge Bäume ausgerissen oder abgesägt sowie Reifen zerstochen worden, informierte Studer. Er hält es für möglich, dass die Zerstörungen auf das Konto von "Halbstarken" gehen, die sich immer wieder an einem Grillplatz in der Nähe aufhalten würden.

Polizeisprecher Minet teilte gegenüber dem Schwarzwälder Boten mit, dass mutmaßlich militante Tierschützer hin und wieder Hochsitze absägen oder umschmeißen würden.