Ein Plan der Stadt Bad Liebenzell für den Umbau des Dorfzentrums und damit die Erweiterung des Waldorfkindergartens in Unterlengenhardt liegt seit 2017 vor. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Waldorfkindergarten in Unterlengenhardt muss erweitert werden

Die Freie Dorfschule in Unterlengenhardt – wer sie kennt, weiß ihr einzigartiges Schul- und Lehrprofil zu schätzen. Aber genau das ist auch ein Problem – denn noch nicht einmal jeder Einwohner in Unterlengenhardt kennt diese außergewöhnliche Bildungseinrichtung im eigenen Ort.

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Grund genug für Rahel Ries, Elternvertreterin der Freien Dorfschule, gemeinsam mit Unterlengenhardts Noch-Ortsvorsteher Volker Kliewer zu einem kleinen "Bildungs-Gipfel" in die Räume des einstigen Gasthauses "Sonnenblick" an der Johannes-Kepler-Straße einzuladen, die heute Teil der quirligen Dorfschule sind.

Groß war die Runde nicht. Aber es sollte ja auch nur ein Anfang sein, die Freie Dorfschule mit den übrigen Bildungseinrichtungen im Dorf – und eigentlich auch darüber hinaus – ins Gespräch zu bringen.

Mit "Wahlkampf", so Ries vor Beginn der Veranstaltung, sollte die lockere Informations-Runde eigentlich nichts zu tun haben. "Das ist eher Zufall, dass die Veranstaltung jetzt so unmittelbar vor der Kommunalwahl stattfindet."

Aber Mit-Organisator Volker Kliewer, der selbst nicht mehr für den Unterlengenhardter Ortschaftsrat kandidiert (und damit auch das Amt des Ortsvorstehers abgeben wird), aber weiterhin für seinen Heimatort einen Sitz im Gemeinderat anstrebt, wäre nicht Volker Kliewer, wenn er solch eine "Bühne" wenige Tage vor der Wahl nicht auch für zumindest ein bisschen Wahlkampf nutzen würde.

Schließlich steuert Unterlengenhardt mit der Diskussion um den künftigen Standort des Waldorfkindergartens im Ort auf eine "Schicksals-Entscheidung" zu: Im Raum steht die Planung, den bestehenden Kindergarten deutlich zu vergrößern, und dafür das bisherige Dorfzentrum "umzubauen", in dem früher die örtliche Sparkassen-Filiale untergebracht war, die allerdings seit sechs Jahren leer steht. Streitpunkt im Dorf: Damit würde aber auch der bisher im gleichen Gebäude untergebrachte Dorfsaal wegfallen – was aktuell großen Widerstand in Unterlengenhardt formiert hat, wie Kliewer in der Runde berichtete. Weil der "nicht-anthroposophische" Teil der Bürgerschaft im Ort den Erhalt dieses "neutralen" Veranstaltungs-Raums fordert.

Allerdings: Insgesamt gibt es sechs weitere Veranstaltungssäle in dem 700-Seelen-Dorf, die sich als Ersatz für den Dorfsaal anbieten – aber nicht angenommen würden, weil diese eben in einer der anthroposophischen Einrichtungen des Ortes wie der Paracelsus-Klinik oder der Freien Dorfschule liegen. Auch eine weitere Nutzung der Räumlichkeiten im heutigen Dorfzentrum, wenn diese denn einmal zu einem Waldorf-Kindergarten werden würden, durch alle Bürger wäre denkbar – aber auch das wird von Teilen der Bürgerschaft abgelehnt, weil man da ja auch wieder nur bei "den Anthroposophen" zu Gast wäre.

Hohe Nachfrage nach Plätzen

"Für mich ist das eine sehr schmerzliche Entwicklung", kommentiert Kliewer in dieser Runde den aktuellen Stand der öffentlichen Diskussion um die Kindergarten-Planungen im Ort. Zumal die Pläne schon sehr weit gediehen waren. Und, wie Andrea Seidl-Faller, Leiterin des Waldorfkindergartens in Unterlengenhardt, herausstellte, "wir die Erweiterung unserer Kapazitäten sehr dringend brauchen". Das bevorstehende Kindergartenjahr sei dabei zwar nicht "die ganz große Herausforderung" – wobei es aber auch jetzt schon eine "sehr große Nachfrage" nach Angeboten etwa für "U3-Kinder (unter drei Jahren) gibt, die der Unterlengenhardter Kindergarten aktuell nicht befriedigen könne. Die eigentliche Herausforderung werde es aber für 2020/21 geben, für das es bereits "zwölf verbindliche Anmeldungen" neuer Kinder gebe – allesamt aus Unterlengenhardt selbst, die man eigentlich nicht ablehnen könne. Aber zu diesem Zeitpunkt würden der (in seinen Kapazitäten voll ausgelasteten) Einrichtung nur vier Kinder in Richtung Grundschule verlassen. Es sei also absehbar, dass Eltern – trotz Rechtsanspruch auf einen Platz für ihre Kinder – abgewiesen werden müssten. Aber welche? – "Ich habe keine Ahnung, wie ich da eine gerechte Auswahl treffen soll", so Andrea Seidl-Faller.

Die Lösung – zumindest in dieser Runde, hier in der "Schwester-Einrichtung" Freie Dorfschule, die ebenfalls nach anthroposophischen Grundsätzen arbeitet und als Waldorfschule anerkannt ist: Es braucht dringend einen zweiten solchen Informations-Termin über Waldorfkindergarten und Dorfschule, um für mehr Verständnis für die Art dieser Angebote zu werben. Und Transparenz herzustellen bei der gesamten Dorfgemeinschaft über den hohen Wert der hier gebotenen Betreuungs- und Bildungsangebote. Um so die Gräben zwischen den Anthroposophen und den übrigen Unterlengenhardtern zu überwinden. Wunsch der Anwesenden: Dass diese weitere Informationsveranstaltung als Bürgerversammlung der Stadt Bad Liebenzell als Bauherr des neuen Kindergartens im "neutralen" Dorfsaal organisiert würde. "Damit auch wirklich alle kommen", so Kliewer.