Der Zug, der um 7.12 Uhr von Unterreichenbach nach Pforzheim fährt, ist so voll, dass viele Fahrgäste stehen müssen. Foto: Krokauer

Bahn-Kunden müssen zwischen Hirsau und Pforzheim stehen. Pendler sind sauer und sammeln Unterschriften.

Bad Liebenzell/Unterreichenbach/Schömberg - Die Kulturbahn zwischen Hirsau und Pforzheim ist zu einer bestimmten Zeit richtig überfüllt. Die Rede ist von der Verbindung, die um 7 Uhr in Hirsau, um 7.05 Uhr in Bad Liebenzell sowie um 7.12 Uhr in Unterreichenbach losfährt.

"Ab Hirsau muss man stehen", klagte Melanie Berger. Sie ist berufstätig und benutzt den Zug, um zur Arbeit nach Pforzheim zu kommen. Sie sprach von einer "Zumutung". Zwischen Montag und Mittwoch beschrieb sie die Situation als besonders schlimm.

In Unterreichenbach sei der Zug dann so voll, dass keiner mehr hineinpasse, klagte Melanie Berger. In ihrem Unternehmen in Pforzheim sammelte sie im Namen ihrer Kollegen bereits mehr als 40 Unterschriften und schickte sie mit einem Schreiben an das Landratsamt, die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee sowie die DB ZugBus in Ulm. Auch Melanie Bergers Kollegin Ursula Koch beklagte die Zustände in dem Zug.

Michael Stierle, Abteilungsleiter des Projekts S-Bahn und des ÖPNV im Landratsamt Calw sagte dazu, dass das Landratsamt nicht zuständig sei. Er habe die Angelegenheit an das Land weitergegeben.

Werner Graf, Pressesprecher der Deutschen Bahn AG in Stuttgart, hingegen gab zu bedenken, dass bis 14. Dezember die Bahn mit zwei Wagen unterwegs gewesen sei. Mit dem Fahrplanwechsel sei der zweite Wagen aufgrund der zurückgegangenen Nachfrage abgeschafft worden. Die Änderung sei eng mit dem Land abgestimmt worden, das zugestimmt habe. Graf erinnerte daran, dass wegen des Berufsverkehrs in Unterreichenbach um 7.31 Uhr und damit nur fast 20 Minuten später ein weiterer Zug eingesetzt werde. Graf versprach aber, dass die Bahn die Nachfrage weiter beobachten werde: "Wir bleiben dran." Wenn sich die Reisezahlen änderten, müsse man reagieren.

Doch nicht nur bei der Kulturbahn, sondern auch bei der Schulbusverbindung zwischen Schömberg und Bad Liebenzell gibt es Probleme. CDU-Gemeinderat Andreas Ehnis hatte in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt sowie des Verwaltungs- und Wirtschaftsausschusses die Probleme angesprochen. Sein zehnjähriger Sohn fährt von Schwarzenberg nach Bad Liebenzell in die Schule. Am 15. Dezember fuhr plötzlich der Bus eines anderen Betreibers. Sein Sohn sei daraufhin nicht eingestiegen, so Ehnis. Seit diesem Wechsel sei die Situation "katastrophal", schimpfte Ehnis. So brauche der Bus länger, da er nun auch über Maisenbach-Zainen fahre. Darüber hinaus sei das Fahrzeug "gestopft voll", bis es in Bad Liebenzell ankomme. "Die Zustände sind unter aller Sau", ereiferte sich Ehnis. Zudem seien Schulen, Eltern sowie Schüler über den Wechsel des Betreibers nicht informiert worden.

Bürgermeisterin Bettina Mettler entgegnete in der Sitzung, dass das Landratsamt sich darum kümmere. Auf Nachfrage ergänzte sie, dass die Busse des neuen Betreibers zunächst tatsächlich zu klein gewesen seien. Der derzeitige Betreiber habe nur eine einstweilige Erlaubnis. Es werde sich noch etwas tun. Inzwischen habe sich die Situation auch gebessert. Die Kritik sei schnell verstummt. Das bestätigt auch Michael Stierle. Man habe sich in dieser Frage darauf verlassen, dass sich die Unternehmen im Rahmen des Calwer Weges kooperativ auf eine Lösung einigten. Das habe diesmal nicht funktioniert, weshalb kurzfristig die einstweilige Erlaubnis mit einer Dauer von sechs Monaten notwendig geworden sei. Der Informationsfluss sei dann nicht so gewesen, wie er hätte sein sollen, räumte Stierle ein.