Es herrscht eine unglaublich gespannte Neugierde bei den unzähligen Festgästen zur Backhaus-Eröffnung in Bad Liebenzell-Beinberg: Wie ist das erste Brot aus dem nagelneuen Holzbackofen gelungen? Wird der (legendäre) Beinberger Zwiebelkuchen halten, was sich Beinberger und ihr Förderverein von ihm versprechen? Foto: Kunert

Legendärer Zwiebelkuchen macht jetzt „weltbestem Kartoffelsalat“ Konkurrenz. Multikulti aus dem Backrohr.

Bad Liebenzell-Beinberg - „Müsste man Liebe mit einem Duft beschreiben, wäre es der Duft des Brotes.“ Der Satz von Wilfried Stoll beschreibt wohl am besten an diesem Morgen, warum das nagelneue Beinberger Backhaus ab sofort der wohl beliebteste Treffpunkt im Ort ist. Und wahrscheinlich auch darüber hinaus.

Stoll ist direkter Nachbar des neuen Backhauses – wird also den Duft von Brot und Liebe künftig öfter in der Nase haben. Auch deshalb hat sich Stoll die letzten Wochen als Maler an die Staffelei gestellt, um gleich eine ganze Bilderserie für das neue Backhaus fertigzustellen – natürlich, um die Geschichte von Korn und gutem Brot zu erzählen. Und es nun dem Förderverein für das Dorfzentrum Bad Liebenzell-Beinberg – Initiator und künftig Betreiber des Backhauses – als ganz besonderes Geschenk zur Einweihung zu überreichen.

Es herrscht eine unglaublich gespannte Neugierde bei den unzähligen Festgästen zur Backhaus-Eröffnung: Wie ist das erste Brot aus dem nagelneuen Holzbackofen gelungen? Wird der (legendäre) Beinberger Zwiebelkuchen halten, was sich Beinberger und Förderverein von ihm versprechen? Um es vorweg zu nehmen: Der Zwiebelkuchen ist zum Niederknien lecker – eine echte Konkurrenz zum ebenfalls legendären („weltbesten!“) Beinberger Kartoffelsalat. Findet nicht nur Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer, von dem das Superlativ dazu stammt.

"Er schlug ein, wie eine Bombe"

Man muss wissen: Als vor zehn Jahren der Waldhufenweg mit einem ähnlichen großes Fest wie jetzt das Backhaus eingeweiht wurde, gab's das erste mal diesen selbstgemachten Zwiebelkuchen - „und schlug damals ein wie eine Bombe“. Seitdem ringen und planen die Beinberger um "ihr" eigenes Backhaus - um künftig sehr viel mehr und öfter von diesem Zwiebelkuchen genießen zu können. Sagt Joëlle Kling, Kassier beim Förderverein. Und heute eine der Back-Mamsells, die die Beinberger und ihre Gäste mit diesen ebenfalls verdammt leckeren Brot und den zugehörigen Geschichten versorgt. Zum Beispiel von jenem Bäckermeister aus Altburg (Joachim Roller), der die Beinberger bei der Entwicklung ihrer ganz eigenen Backhaus-Rezepte unterstützte. Und der die ultimative Empfehlung gab, wo in der Region es die wirklich besten Mehle aus dem ultimativ besten Getreidesorten gibt. Drunter würden die Beinberger nichts in ihren neuen Backofen lassen.

Der etwas wirklich, wirklich ganz besonderes sei – sind sich Bernd Ringlstetter (der Mann fürs Feuer) und Wolfgang Seibold (der Beinberger Bäcker, der die Teige gemacht hat) sicher. Denn der aus der Ortenau stammende Ofen hat zwei Backebenen – was eher unüblich sei. Weshalb dieser Ofen, das haben die Test-Backrunden die letzten Tage ergeben, so seine „Eigenarten“ habe: Wenn das Thermostat die richtige Temperatur zeigt (so 280 Grad Celsius), kann es auf der unteren Ebene noch einige Grad zu heiß sein. Der Boden vom Brot würde dann ein wenig zu arg knusprig – für Flamm- und Zwiebelkuchen aber genau richtig.

Seit fünf Uhr früh steht Ringlstetter heuer bereits am Ofen. Da hatte der Ofen zwar noch Resthitze vom Vortag – als man die gut 150 Kartoffel- und „Waldhufenkrustenbrote“ für die heutige Backhaus-Einweihung vorgebacken hatte. Aber, um heute zum Mittag wieder frische Backwaren „aus dem Rohr ziehen“ zu können, musste ordentlich nachgeheizt werden – natürlich mit (gut abgelagerten) heimischen Nadelholz. Ringlstetters „brandneue“ Erfahrung dabei: Anheizen, Asche ziehen und „eine Stunde den Ofen stehen lassen“ - dann hat's die richtige „Hitze“ für gut hundert Brote. Danach muss neu geheizt werden.

Kulinarisches Beinberger Abenteuer

Die selbstgemachten „Döner- oder Burger-Brötchen“, die heute morgen auch aus dem Ofen kommen, gehen natürlich schneller. Und mehr. Auch Pizzen werden reichlich vorbereitet und belegt. Und „Bibbeles-Käs-Brot“. - „Wir haben noch jede Menge an Ideen, was man in dem Backhaus künftig alles noch gemeinsam zubereiten könnte“, erzählt Joëlle Kling. Schließlich lebten heute in Beinberg „so viele unterschiedliche Nationen“, die alle ihre eigene Rezepte mitgebracht hätten – siehe „Döner-Brötchen“, die man schon heuer mal probieren kann. „Da werden wir noch viel zum Ausprobieren, Probieren und Genießen haben.“ Klings Vorfreude auf diese künftigen kulinarischen – Beinberger – Abenteuer kann man hören.

Genau dafür gab es übrigens auch die Leader-Förderung für das Beinberger Backhaus – ein lebendiges Dorfzentrum für alle sollte es werden. Und genau das ist es auch geworden - davon kann man sich an diesem Morgen überzeugen: Alle, wirklich alle sind gekommen. Natürlich auch Rathaus und Gemeinderat, ebenfalls wichtige Unterstützer des Projekts. Denn Festreden (im „schönsten Waldhufensaal im Nordschwarzwald“, wie heute einer unter dem Applaus der Gästemassen sagt) gehören zu einer solchen Einweihung natürlich auch dazu. Auch reichlich Gastgeschenke. Wie die Bilder von Nachbar Stoll. Aber die besten Geschenke warten auf die Gäste: die himmlischen Brote, der sagenhafte Zwiebelkuchen, die Beinberger Döner... aus diesem unglaublich leckeren Teig. Die nicht nur nach Liebe duften – sondern auch danach schmecken.