Projektleiter Tim Rohrer muss sich täglich neuen Herausforderungen stellen. Foto: Gartenschau Bad Herrennalb 2017 Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Gartenschau-Projektleiter jätet auch Unkraut

Bad Herrenalb. Die Gartenschau in Bad Herrenalb verspricht einen Sommer voller Blütentraum und Schwarzwaldflair. Seit 13. Mai sind die Tore geöffnet. Wir stellten Projektleiter Tim Rohrer (30) ein paar Fragen.

Nach der Eröffnung fiel von Ihnen eine Zentnerlast ab. So hatte es wenigstens den Anschein. War’s so?

Auf die Eröffnung hin zu arbeiten, ist immer etwas Besonderes und mit viel Anspannung verbunden. Natürlich habe ich mich gefreut, als es losgegangen ist, aber eine Last ist nicht von mir abgefallen. Sofort nach der Eröffnung beginnt dann ja auch der Gartenschau-Alltag, da bleibt nicht viel Zeit, um sich Gedanken über das persönliche Befinden zu machen.

Sie planten mit Bad Herrenalb Ihre zweite Gartenschau. Gibt es bereits so etwas wie Routine?

Einige Abläufe sind sicherlich ähnlich und ich kann in etwa einschätzen, was auf das Team und mich zukommt. Doch jede Gartenschau findet unter ganz eigenen Voraussetzungen statt und stellt das Team vor ganz eigene Herausforderungen. So sind zum Beispiel die Besucherspitzen regional anders verteilt, Wetterkapriolen fallen anders aus und jedes Gartenschau-Gelände ist anders. Darauf muss ich mich jedes Mal neu einstellen.

Was zeichnet die Kurstadt Ihrer Meinung nach besonders aus?

Besonders ist sicherlich, dass die Gartenschau Bad Herrenalb 2017 in einer einzigartigen, wunderschönen Schwarzwaldumgebung stattfindet und das mitten in der Stadt. Mir gefällt außerdem die Aufbruchstimmung in der Stadt sehr gut, die mit der Gartenschau hier Einzug gehalten hat. Viele Bürger sind unheimlich engagiert und planen schon jetzt mit uns zusammen als "Freundeskreis Gartenschau", was man nach den 121 Tagen zusätzlich zu den dauerhaften Veränderungen erhalten kann. Diese emotionale Verbindung zur Gartenschau lässt mich hoffen, dass die tolle Entwicklung in Bad Herrenalb auch in den Jahren nach der Gartenschau weiter von den Bürgern mitgetragen wird.

Und was war für Sie die größte Herausforderung?

Der Kälteeinbruch kurz vor der Eröffnung hat uns zu schaffen gemacht. Wir haben die Pflanzen so lange wie möglich in den Gewächshäusern gelassen, und dann das. Ich habe Stoßgebete losgeschickt: Bitte, bitte keine Frostschäden!, was aber leider nichts genützt hat. Da mussten wir dann ein paar Extraschichten zum Nachpflanzen einlegen. Schwierig war es für mich auch, die persönliche Motivation in den Jahren der Vorbereitung aufrecht zu erhalten, denn in dieser Zeit gibt es keine Rückmeldungen durch die Besucher. Man plant und gestaltet und hofft darauf, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben, aber man weiß es eben nicht. Diese Zweifel habe ich in Bad Herrenalb nicht zum ersten Mal erlebt und deshalb wusste ich: Das Gefühl geht vorüber und am Ende wird doch alles gut.

Voriges Jahr sagte Joachim Hübner, der Geschäftsführer des operativen Bereichs des Eigenbetriebs "Gartenschau Bad Herrenalb 2017", auf eignen Wunsch Tschüss. Hatten Sie deshalb noch mehr zu tun?

Nur für kurze Zeit direkt nach seinem Ausscheiden. Aber wir haben die operativen Aufgaben schnell auf viele kompetente Schultern verteilen können und zum anderen das Team durch tolle neue Mitarbeiter verstärkt.

Wie haben Sie die ersten Gartenschau-Wochen empfunden?

Als spannend und stressig zugleich. Viele Abläufe mussten wir optimieren und nachjustieren, was uns ganz schön auf Trab gehalten hat. Es hat etwa bis Christi Himmelfahrt gedauert, als ich zum ersten Mal das Gefühl hatte: Jetzt läuft es. Das war für mich bisher der schönste Tag.

Traten bislang unvorhersehbare Probleme auf?

Natürlich. Man kann im Vorfeld alles Mögliche planen und Erfahrungen von anderen Gartenschauen berücksichtigen, trotzdem ist es absolut unvermeidlich, dass man bestimmte Abläufe erst optimieren kann, nachdem man im täglichen Betrieb konkrete Erfahrungen gesammelt hat. Besucherzahlen zum Beispiel kann man sich wünschen und hochrechnen, aber wie viele Menschen schließlich tatsächlich kommen und ob sie mit dem Pkw oder per Bahn anreisen, weiß man vorher nicht. Und daraus ergeben sich für uns täglich immer neue Herausforderungen, denen wir uns aber gerne stellen und die wir dann auch zu einem positiven Ergebnis bringen.

Haben Sie einen Lieblingsplatz auf dem Gartenschau-Gelände?

Ich habe mich schon lange in die Sitzstufen an der Alb-Furt im Kurpark verliebt. Und ich schätze es auch ganz besonders, auf der Schweizer Wiese den Blick über die Sommerflorbeete in Richtung Sparkassen-Bühne hin zu den Falkensteinfelsen schweifen zu lassen. Dann spüre ich die ganz besondere Atmosphäre dieser Gartenschau.

Was ist derzeit Ihre Hauptaufgabe?

Ich koordiniere die betrieblichen Abläufe auf dem Gartenschau-Gelände. Sie können mich aber auch beim Besucherempfang, Parkplatz einweisen, Zaun reparieren, Schilder aufstellen, Unkraut jäten und vielen weiteren alltäglichen Aufgaben antreffen. Deshalb bin ich sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs. Aber das zeichnet das ganze Gartenschau-Team aus: Dort anpacken, wo es gerade nötig ist, unabhängig von der eigentlichen Aufgabe.

Und zu guter Letzt: Wie sollte das Wetter in den nächsten Wochen sein?

Ganz klar: Tagsüber 24 bis 26 Grad Celsius, sonnig bis leicht bewölkt, dazu eine leichte Brise. Nachts 15 bis 18 Grad Celsius und drei bis vier Liter Regen pro Quadratmeter in der Nacht. Das wäre optimal für das Pflanzenwachstum und nicht zu feucht für die Wiesen. Ich bin am Ende jedoch froh, dass wir Menschen uns das Wetter nicht aussuchen können und es nehmen müssen, wie es kommt. So bleibt es immer spannend.