Altersbedingt darf die 94 Jahre alte Margarete Zeller aus Bad Herrenalb nur noch Privatpatienten abrechnen. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenbürgerin: Auch im Alter von 94 Jahren hat Margarete Zeller eine schier unerschöpfliche Energie

Der eine oder andere Superlativ muss sein, wenn man über sie berichtet. Auch wenn Margarete Zeller das gar nicht so mag. Mit 94 Jahren ist sie sicher die älteste Ärztin weit herum.

Bad Herrenalb. Und mit dem 55-jährigen "Praxisjubiläum" im kommenden Jahr eine der am längsten praktizierenden niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen. Dazu ist sie die derzeit einzige Bad Herrenalber Ehrenbürgerin. "Bürgermeister Norbert Mai hat mir gesagt, er müsse daher besonders gut auf mich aufpassen!", verrät sie scherzend. Klein gewachsen, kompensiert sie das spielend mit einem großen Herzen: Nicht nur für Patienten ist sie nach wie vor flexibel erreichbar. Altersbedingt darf sie zwar nur noch Privatpatienten abrechnen – wie früher bei der Schauspielerin Heidi Kabel oder der ehemaligen Baden-Badener Oberbürgermeisterin Sigrun Lang – aber die Betonung liegt auf "abrechnen". "Wer mich braucht in Bad Herrenalb, für den bin ich da", sagt sie schlicht.

Vorsitzende des Stadtseniorenrats

Stadtbekannt ist Zeller für ihr Engagement im Stadtseniorenrat, den sie nicht nur mit gegründet hat, sondern dem sie von Beginn an vor 16 Jahren als sicher eine der ältesten Vorsitzenden vorsteht. Und dem sie vor wenigen Jahren mit dem alten Kurbad und dessen barrierefreiem Umbau ein ideales Domizil "spendiert" hat. Dort treffen sich die Senioren zu Gymnastik, Spielen, Computerkurs oder Vorträgen wechselnder Redner. Und zum Gedächtnistraining und Tipps zur Ernährungslehre von der promovierten Ärztin und Vorsitzenden.

Sie scheint eine schier unerschöpfliche Energie zu besitzen. Erst vor Kurzem hat sie zum Seniorenadvent der Stadt auf Bitten des Bürgermeisters eine kleine Rede gehalten. Repräsentative Aufgaben sind ihr nach wie vor vertraut. Auf die Gartenschau im Sommer angesprochen, gesteht sie daher auch: "Privat war ich nicht viel dort. Keine Zeit!" Aber Abgeordnete anderer Seniorenräte hat sie gerne dort herumgeführt.

Früher nahm sie sich mehr Zeit für Hobbys wie das Reisen: Sie war in China, Norwegen und oft in Rom. Sie spielte gemeinsam mit ihrem vor wenigen Jahren verstorbenen Mann, ebenfalls einem Mediziner, Geige in einem Karlsruher Ärzteorchester.

Heute ist Bad Herrenalb mehr denn je ihr Lebensmittelpunkt. "Man kann etwas bewegen mit den Bad Herrenalbern", sagt sie, "wenn sie Vertrauen gefasst haben, nehmen sie auch Ratschläge an". Zeller hat das vergangene halbe Jahrhundert die Veränderungen der Stadt miterlebt: "Als ich mich als erste Ärztin niederließ, unser Haus hier baute, hat es noch fast dörflichen Charakter gehabt. Neben vielen Badekurpatienten." "Ihr" erstes Kind hat Zeller im renommierten Mönchs Posthotel auf die Welt geholt: "Der Nachtportier rief nachts an, ein weiblicher Gast aus Westfalen liege in den Wehen." Resolut wie die zierliche Person ist, hat sie erst mal "den Hund, der unter dem Bett lag", hinausbringen lassen. Und sich, nachdem der kleine Erdenbürger glücklich auf der Welt war, gleich noch um Anziehsachen und Zubehör gekümmert.

Ärztin ist sie noch immer mit Leib und Seele. "Am wenigsten bei mir selbst", gesteht sie ehrlich, "da schiebe ich Beschwerden schon mal weg." Schon als Kind im Karlsruher Stadtteil Rüppurr habe sie im Garten mit viel Interesse "Frösche operiert". Der ältere Halbbruder war ihr als Medizinstudent ein Vorbild. Auch heute hat sie noch ein paar gefragte "Zellersche Wunderspritzen" in der Schublade.

Aber ruhiger geht sie es mittlerweile an. So auch die bevorstehende Weihnachtszeit. Ihr genügen nette Briefe oder freundliche Worte vollauf. "Hier in Bad Herrenalb habe ich alles dicht dabei, was ich brauche. Hier bin ich daheim." Hier lebt sie gern getreu ihrem Leitspruch: "Nur was du für andere tust, bestimmt den Wert deines Lebens."