Die neueste Generation Zweisystem-Stadtbahnwagen der KVV war vor einigen Tagen beim Bahnhofsfest in Bad Herrenalb zu sehen. In die Stadt fahren voraussichtlich ab 2015 ähnlich aussehende Einsystemfahrzeuge mit niedriger Einstiegshöhe. Foto: Glaser

Von Schaffung des Karlsruher Verkehrsverbunds profitieren seit 20 Jahren auch Fahrgäste der Albtalbahn.

Bad Herrenalb/Karlsruhe - Seit dem 28. Mai 1994 können alle Bahnen und Busse in der Region Karlsruhe mit nur einer Fahrkarte benutzt werden. Davon profitieren auch alle Fahrgäste der Albtalbahn von und nach Bad Herrenalb.

Diese große Vereinfachung ist der Schaffung des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV, siehe "Info") zu verdanken. Er wurde am 15. November 1993 gegründet und nahm mit dem Fahrplanwechsel vor genau 20 Jahren seinen Betrieb auf. Initialzündung dafür war die umsteigefreie Anbindung von Bretten an die Karlsruher Innenstadt durch ein Zweiwegefahrzeug, das sowohl unter Bahnstrom (15 000 Volt Wechselstrom) als auch unter Straßenbahnstrom (750 Volt Gleichstrom) fahren konnte.

Mit diesem neuen Fahrzeugtyp konnte der Stadtbahnverkehr von Karlsruhe auf Gleisen der Deutschen Bahn (DB) in die Region ausgedehnt werden. Dieses Vorgehen schrieb unter dem Begriff "Das Karlsruher Modell" Eisenbahngeschichte und ist heute als "Tram-Train" international bekannt. Konsequenterweise sollten Fahrgäste auf solchen Stecken auch nur eine Fahrkarte lösen müssen.

Treibende Kraft bei der Entwicklung des Karlsruher Modells und des KVV war Dieter Ludwig. Er wird von Eisenbahnfreunden "Mister 15 000 Volt" genannt und feierte am 15. Juli seinen 75. Geburtstag. Er kämpfte als Geschäftsführer der Verkehrsbereiche Karlsruhe (VBK) und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) für die Nutzung der DB-Strecken (Ludwig: "Die Bahn findet für jede Lösung das passende Problem ") und er kämpfte gegen politischen Widerstand aus Stuttgart für einen Karlsruher Verkehrsverbund (KVV).

Auch innerhalb des KVV war Sachverstand und Durchsetzungsvermögen gefragt, denn die 20 lokalen sowie regionalen Verkehrsunternehmen in den Bereichen Bus und Bahn, deren Leistungen vom KVV koordiniert werden, waren nicht unbedingt freundschaftlich verbunden. Angst vor der Konkurrenz des größeren Unternehmens und Sorgen um die eigene Wirtschaftlichkeit grenzten vor der Gründung des KVV einzelne Linien eifersüchtig voneinander ab.

Umsteigemöglichkeiten  von einem zum anderen Verkehrsunternehmen sahen die Fahrpläne eher zufällig vor. Das änderte sich mit Einführung des KVV, nachdem sehr schnell deutlich wurde, welchen Erfolg das gemeinsame Handeln für alle hatte.

Zum Beispiel stieg auf der genannten Bahnstrecke Bretten-Karlsruhe die Zahl der Fahrgäste von 2000 auf 7500 pro Tag innerhalb eines Jahres. Heute sind es dort rund 16 000 Fahrgäste täglich. Achim Kirchenbauer, Prokurist beim KVV, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: "20 Jahre Karlsruher Verkehrsverbund, das sind 20 Jahre Erfolgsgeschichte, in denen wir die Fahrgastzahl von rund 110 auf 180 Millionen im Jahr enorm steigern konnten. Diesen Erfolg wollen wir in der Zukunft zusammen mit allen 20 Verbundunternehmen fortschreiben. Wir möchten unseren Fahrgästen weiterhin so attraktive Tarife, aufeinander abgestimmte Fahrplanangebote und modernste Fahrzeuge bieten, damit sie sich bewusst für die umweltfreundliche Fahrt mit Bus und Bahn entscheiden."

Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) umfasst 710 Kilometer Schienen und 2300 Kilometer Omnibus-Linienstrecke. Im KVV-Gebiet leben 1,336 Millionen Menschen, die an circa 1900 Haltestellen zusteigen können. 2012 taten dies 178 Millionen Fahrgäste. Sie bezahlten 126,3 Millionen Euro Fahrgeld (Stand 31. Dezember 2012). Der KVV ist eine GmbH mit folgenden Gesellschaftern: Stadt Karlsruhe, Landkreis Karlsruhe, Stadt Baden-Baden, Landkreis Rastatt, Landkreis Germersheim, Landkreis Südliche Weinstraße und Stadt Landau. Der KVV koordiniert die Leistungen von Verkehrsunternehmen des Bundes (vier), des Landes (zwei), der Kommunen (sechs) und privater Anbieter (zehn ) im Großraum Karlsruhe.