Bürgermeister Norbert Mai (rechts) dankte den Künstlern. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Klavierduo-Festival in Bad Herrenalb / Bürgermeister Norbert Mai: "musikalischer Höhepunkt"

Zum Abschluss des viertägigen Klavierduo-Festivals verabschiedete sich Bürgermeister Norbert Mai auf der Kurhausbühne persönlich bei Christoph Sischka, dem Initiator und Festivalleiter der Veranstaltung, die im zweijährigen Rhythmus internationale Künstler nach Bad Herrenalb bringt.

Bad Herrenalb. Zum Ende seiner Amtszeit lobt Mai das Festival als "musikalischen Höhepunkt, den man aus Herrenalb nicht mehr wegdenken kann" . Er wünscht dem Organisator weiterhin "viele Ideen und ein hohes Engagement für die Veranstaltung, um Herrenalb weiterhin zu stärken".

Seit 1998 ist Sischka mit dem Kurort im Albtal verbunden und aus der einst "Bad Herrenalb Classics" genannten Konzertreihe entstand die Idee, Herrenalb "mit einem in Deutschland einmaligen Festivalkonzept überregional bis international bekannt zu machen", so die Aussage des Organisators im aktuellen Begleitprogramm des Festivals. Zwar hat es bis 2000 bereits Festivals für Klavierduos im Ausland gegeben, doch die für Herrenalb erarbeitete Konzeption, die seit nunmehr 19 Jahren in der Kurstadt umgesetzt wird, gilt als einzigartig im Klavierduo Bereich.

Verschiedene Orte

"Das Genre des mehrhändigen Klavierspiels bietet einerseits eine interessante Programmvielfalt" und ist nach Aussage des Freiburger Musikprofessors "logistisch gut verankert", da Künstler an verschiedenen Orten auftreten und dieser "kommunikative Bereich der Pianistik deutlich an Bedeutung gewinnt".

Rückblickend waren seit dem ersten Klavierduo-Festival im Jahr 2000 international renommierte Künstler wie Klaus Maria Brandauer oder das legendäre Klavierduo der Zwillinge Jacek & Maciej Lukaszczyk zu hören, die man heute nicht mehr erleben kann.

Die Welt der Klavierduos ist alle zwei Jahre zu Gast in Bad Herrenalb und brilliert mit geförderten Jugendwettbewerben, Meisterkursen und besonderen Konzerten. Auch der deutschlandweit einzigartige Publikumswettbewerb in Kooperation mit der Bundesebene von "Jugend musiziert" war bislang ausschließlich in Herrenalb vertreten. Wertet man die Liste aller in der Kurstadt aufgetretenen Klavierduos aus, so kommt man auf die stattliche Anzahl von 70 Duos, die Weltklasse spielen und zudem auch Weltruf genießen. So auch die Brüder Hans-Peter und Volker Stenzel, die am Sonntag eine Welt-Erstaufführung im Kurhaus präsentierten und sich damit in die Reihe der bereits sechs veranstalteten Uraufführungen seit dem Jahr 2000 in das Herrenalber-Festival einreihten. Die Brüder aus Schwäbisch Gmünd bekleiden die weltweit erste Professur für Klavierduo an der Hochschule für Musik sowie Theater Rostock und haben bereits zahlreiche internationale Preisträger ausgebildet.

Meisterkurse und Jurytätigkeiten im In- und Ausland ergänzen die Aktivitäten des Klavierduos, das seit 1999 zu den Ehrenmitgliedern der "International Piano Duo Association of Japan" zählt. Ihrem Markenzeichen als "Solist mit vier Händen" entsprechend, haben sie auch am Sonntag bei der Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 von Johannes Brahms die komplexe Partitur – wohlgemerkt ohne Notenblätter – bis in die feinsten Verästelungen hinein nuancenreich ausgeleuchtet und damit das Publikum begeistert.

Das Programm, das im Kontext von "Musik, Gedanken und Worten" namhafte Zitate von Friedrich Nietzsche mit der Musik seines Zeitgenossen Johannes Brahms verknüpfte, war "anspruchsvoll und anregend zugleich", wie eine Besucherin des Konzertes anmerkte und schmunzelnd hinzufügte: "Nach all den schönen Klängen der vergangenen vier Tage war dieser Abend zum Nachdenken, man musste schon den Kopf einschalten, um dem Ganzen zu folgen."

Hochkarätig besetzt

Wer das Programm des Festivals verfolgt hat, kennt die Berichte zum gänzlich überfüllten Open-Air-Konzert auf der Kurhausterrasse, das kostenfrei allen Freunden der Klaviermusik dargeboten wurde. Weitaus weniger beachtet und besucht waren dagegen die hochkarätig besetzten Konzerte im Kurhaus, die Sischka selbst als "wunderbare Beiträge ganz verschiedener Art" bezeichnet.

Das qualitativ einzigartig zusammengestellte Festival ist organisatorisch eine "One-Man-Show", die von den internationalen Verbindungen eines Klavierpädagogen lebt, der selbst bei fünf internationalen Klavierduo-Wettbewerben als Preisträger in Japan, Italien und Tschechien geehrt wurde.

Sischka weiß, worauf bei der künstlerischen Gestaltung eines Festivals zu achten ist. Nichtsdestotrotz fehlt als Resümee der diesjährigen Veranstaltungstage die Masse an begeisterten Zuhörern, die das Festivalkonzept nach außen tragen.

Das nunmehr seit fast zwei Jahrzehnten in der Klosterstadt zelebrierte Klavierduo-Festival wird vom Gemeinderat und der Touristik unterstützt und auch Sischka bezeichnet das bislang erreichte als durchaus positiv: "Wenn ich alleine die zahlreichen Geschäftsführer des Tourismusbüros betrachte, wo jeder seinen eigenen Stil geprägt hat, da finde ich es toll, dass es so eine konstante Entwicklungsmöglichkeit gegeben hat."

In Anbetracht der Tatsache, dass sich in den vergangenen Jahren Festivals verstärkt als Besuchermagneten für Kulturtouristen entwickelt haben, hört man bereits Stimmen in Bad Herrenalb, die sich dafür aussprechen, für das 2021 geplante zwölfte Klavierduo-Festival ein entsprechendes Marketingkonzept zu erarbeiten.