Die Vorsitzende des Freundeskreises, Alexa Maria Kunz, zeichnete den Ökonomen Niko Paech mit dem Akademiepreis aus. Foto: Helbig Foto: Schwarzwälder Bote

Auszeichnung: Preis der Evangelischen Akademie Bad Herrenalb geht an Wissenschaftler Niko Paech

Preisträger des diesjährigen Akademiepreises der Evangelischen Akademie Bad Herrenalb, ist der Siegener Ökonom und Wachstumskritiker Niko Paech. Im festlichen Rahmen des Akademietags wurde der Preis am vergangenen Sonntag verliehen.

Bad Herrenalb. Ausgezeichnet wurden Paechs Impulse aus dem Forschungsgebiet der Postwachstums-Ökonomie, die er auch in die Nachhaltigkeitsdiskurse der Evangelischen Akademie eingebracht hat. Der Preisträger konnte sich gleich über zwei Laudationes freuen. Die Referentin für gesellschaftspolitische Jugendbildung, Claudia Rauch sagte, bei Paechs Vorträgen sei zu spüren gewesen, dass er auch für seine Botschaft einstehe. Als Ökonom auch Wachstumskritiker zu sein, sei für ihn eine logische Schlussfolgerung. Wachstum und Nachhaltigkeit seien nicht überall in Einklang zu bringen, stelle Paech fest. Er habe den Finger in die Wunde gelegt und das Luftschloss des "grünen Wachstums" zerstört.

Akademiedirektorin Uta Engelmann sagte, Paechs Glaubwürdigkeit habe Wirksamkeit entfaltet. Er habe eine Lanze gebrochen für Eigenverantwortlichkeit und lebe Vorbildfunktion. Das Motto der Akademie erfahre mit dem Preisträger eine besondere Profilierung.

In seinem Festvortrag "Ökonomie der Genügsamkeit", zeigte der Preisträger auf, dass materieller Wohlstand und das Gefühl, glücklich zu sein, nicht im gleichen Maße wachse, sondern dass die Glückskurve sich bei Erreichen einer gewissen Wohlstands-Schwelle nach unten bewege. Hinsichtlich des Klimawandels bekräftigte er, dass sämtliche Anläufe einer ökologischen Modernisierung grandios gescheitert seien. Vor dem Trümmerhaufen geplatzter Fortschrittsverheißungen, würden sich erneut wachstumsskeptische Positionen formieren, wie das Alternativmodell "Postwachstumsökonomie". Genügsamkeit, Reduktion, manuelle Selbstversorgung – als elementare Voraussetzungen für eine Wirtschaft ohne Wachstum, ließen sich weder an technologische Innovationen noch an die Politik abwälzen. Sie könnten nur eigenständig erbracht werden.

Desaströse Kultur

Das derzeitige Wachstumsregime mit desaströser Konsum-, Mobilitäts- und Digitalisierungskultur sei nicht fortsetzbar. Die Geschichte des ökonomischen Fortschritts könne auch anders erzählt werden, erst komme die Befreiung von Unmündigkeit, Knappheit und Not, dann der Überfluss und zunehmend grenzenlose Selbstverwirklichung. Irgendwann werde die Zeit zum Engpassfaktor und die "Konsumverstopfung" leite zum Burn-Out über. Dagegen setzt Paech die Grundsätze einer Ökonomie der Genügsamkeit. Denn weitere Zuwächse des Brutto-inlandsproduktes seien angesichts knapper Ressourcen keine realistische Option mehr. Auch sei Wirtschaftswachstum nie ohne ökologische Schäden zu haben.

Nichts wäre derzeit wichtiger als eine umfängliche Entlastung der Ökosphäre. Dennoch würden sich die Lebensstile weltweit und ausnahmslos in die entgegengesetzte Richtung wandeln. Den meisten Wissenschaftlern und Politikern falle dazu nichts Besseres ein, als ausgerechnet jetzt weiteres, wenngleich "grünes" Wachstum zu propagieren. Aber auch dies sei eine Illusion.