Im Fall des bei Dobel getöteten 47-jährigen Irakers – im Bild die Spurensicherung an der L 340 – wurden am Dienstagmorgen zwei Tatverdächtige festgenommen. Foto: Keller

Im Fall des getöteten Irakers werden zwei Tatverdächtige aus Syrien und Mazedonien dem Haftrichter vorgeführt.

Bad Herrenalb/Dobel - Schneller Ermittlungserfolg für die Polizei: Am Dienstagmorgen nahm die Polizei zwei Tatverdächtige fest. Sie sollen den 47-Jährigen Iraker direkt an der Landesstraße L 340 zwischen Dobel und Bad Herrenalb (Kreis Calw) getötet haben.

Der Iraker, der einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, war am 17. September gegen 22 Uhr aufgefunden worden. Die Ermittler der Sonderkommission "Tanne" konnten nun am Dienstagmorgen zwei Tatverdächtige, einen Mazedonier (23) und einen Syrer (48), festnehmen. Die Staatsanwaltschaft Tübingen hatte gegen die beiden Beschuldigten Haftbefehl beim zuständigen Amtsgericht erwirkt.   

Die Wohnungen des 23-Jährigen im nördlichen Landkreis Karlsruhe sowie die Wohnung des 48-Jährigen in Karlsruhe wurden durchsucht und im Zuge dieser Maßnahme auch Beweismittel sichergestellt, teilten die Staatsanwaltschaft Tübingen und das Polizeipräsidium Karlsruhe mit.   

Durch die mit Hochdruck geführten Ermittlungen im sozialen Umfeld des Getöteten sowie die Auswertung der gesicherten Spuren beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg seien die beiden Männer mehr und mehr in den Fokus der Sonderkommission gerückt.

Keine Angaben macht die Polizei zunächst zu Motiv und Tathergang

Nach Angaben der Polizei kannte der 48-Jährige das spätere Opfer seit geraumer Zeit im Zusammenhang mit dessen Tätigkeit als Autohändler. Der 23-Jährige ist dem Bekanntenkreis des 48-Jährigen zuzurechnen. Sowohl der jüngere Beschuldigte als auch der ältere machten in ihren ersten Vernehmungen Angaben, die weiterer Überprüfung bedürfen. Beide werden an diesem Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt.

Keine Angaben machte die Polizei dagegen zu Motiv und Tathergang, auch nicht, warum der Iraker aus Baden-Baden von Verdächtigen aus dem Kreis Karlsruhe gerade bei Dobel getötet wurde. "Wir haben alles gesagt, was wir derzeit mitteilen können", sagte Dieter Werner, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Karlsruhe. Er bestätigte unserer Zeitung noch einmal, dass beide Tatverdächtige Aussagen gemacht hätten, die nun überprüft werden müssen. Er wollte auch nicht bestätigen, dass die beiden Verdächtigen ein Geständnis abgelegt haben.

Auch zu Motiv und Tatort würden die Verdächtigen "allumfänglich befragt". Nach dem schnellen Ermittlungserfolg bräuchten die Bürger keine Angst mehr zu haben, da die Täter aus dem sozialen Umfeld des Opfers stammten.

Vor genau einem Monat fand ein Zeuge einen augenscheinlich schwer verletzten Mann direkt neben der L 3 40 zwischen Bad Herrenalb und Dobel in der Nähe des Recyclinghofs. Der verständigte Notarzt konnte jedoch nur noch den Tod feststellen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei vor Ort ergaben, dass der Tote Schussverletzungen aufwies, die sich bei der Obduktion dann auch als Todesursache herausstellten.

Erste Vermutungen, dass es sich bei dem Mann um den damals vermissten Simon Paulus aus Birkenfeld-Gräfenhausen (Enzkreis) handeln könnte, bewahrheiteten sich nicht. Dieser war am 29. August mit mehr als 30 teils illegalen, Waffen verschwunden – und wurde mittlerweile ebenfalls tot in einem Waldstück in der Nähe des Pforzheimer Wildparks aufgefunden. Seine Waffen sind allerdings noch nicht gefunden worden.

Opfer war unterwegs in hierzulande unüblichem rechtsgelenktem Audi A6

Mehr als 135 Spuren gingen die Ermittler der Sonderkommission "Tanne", deren Zahl mittlerweile von 34 auf 38 erhöht worden war, im Fall des getöteten Irakers nach, bewerteten und prüften dazu 60 Hinweise.

Hoffnungen machte sich die Polizei besonders wegen des seltenen Autos des Opfers, einem hierzulande unüblichen rechtsgelenkten Audi A6. Der graue Audi konnte bereits zwei Tage später in Maximiliansau (Rheinland-Pfalz) sichergestellt werden.

In der kleinen Schwarzwaldgemeinde Dobel sorgte der Fall indes für helle Aufregung. Es sei verstörend, dass "solche Sachen jetzt hier bei uns passieren. Sonst sieht man das nur im Fernsehen oder liest darüber in der Zeitung", sagte Bauhofleiter Werner Schaible. Und der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Werner Stängle, der mit seinen Feuerwehrkameraden nach dem Leichenfund die ganze Nacht im Einsatz war, zeigte sich geschockt. "Ein Mord – das ist mir in Jahrzehnten Feuerwehrarbeit in Dobel noch nie passiert", beschrieb Stängle die Dimension des Ereignisses ohne viele weitere Worte. Doch nun scheint es so, als könnten die Dobler aufatmen und wieder ruhiger schlafen.

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