Astronomie: Stadtrat Stefan Hahne bietet bei der Gartenschau 2017 Sonnenbeobachtungen an

Die Sonne genießen – das werden bestimmt viele Besucher bei der Gartenschau im kommenden Jahr. Eine ganz besondere Sicht darauf verspricht Stefan Hahne.

Bad Herrenalb-Bernbach. Der promovierte Chemiker und langjährige EDV-Berater, der seit 2006 in Bernbach wohnt, ist seit seinem 14. Lebensjahr von der Astrophysik und der Astronomie fasziniert: "Als Jugendlicher habe ich mir selbst Spiegel geschliffen und Himmelsfernrohre hergestellt".

Spezielle Filter

Heute, mit 69 Jahren, ist seine Ausstattung ein großes Stück professioneller. Das Fernrohr, das auf seiner Terrasse auf einem betonierten Sockel installiert ist, wiegt rund 200 Kilogramm. "Ich möchte Menschen auf den Nacht- und den Taghimmel neugierig machen", beschreibt der gebürtige Oberfranke sein Vorhaben, auf der Schweizer Wiese im Verlauf der Gartenschau 2017 Sonnenbeobachtungen anzubieten.

Ein mobiles Protuberanzenfernrohr soll an einem festen Wochentag die Sonnenbeobachtung bei gutem Wetter möglich machen. Hierbei handelt es sich um ein Fernrohr, welches durch spezielle Filter einen großen Teil des Sonnenlichtes abweist und es dadurch ermöglicht, die Chromosphäre, also die Atmosphäre der Sonne, näher zu betrachten – ohne das menschliche Auge zu schädi-gen. "Und eben Sonnenaus-würfe, die Protuberanzen zu sehen", erläutert der Fachmann, "die sich am Rande des gasförmigen Himmelskörpers zeigen".

Zwei Vorträge

An vier festen Terminen will Hahne, der seit 2014 für das Bürgerforum Bad Herrenalb im Gemeinderat sitzt, auch abendliche Mondbeobachtungen anbieten, zu festen Zeiten des Mondkalenders: "In der Halbmondphase. Wenn der Reliefeffekt am größten ist, die Struktur der Mondoberfläche am besten sichtbar." Außerdem soll es zwei astronomische Vorträge geben. "Ich möchte mit Menschen ins Gespräch kommen, die Faszination des Himmels erklären." Den er in etwa so gut kennt "wie der Bürgermeister die Straßen der Stadt Bad Herrenalb".

Hochwertiges Fernrohr

Einer hat er diese Faszination bereits erfolgreich vermittelt: Ehefrau Ellen ("Manchmal weckt er mich mitten in der Nacht und ich muss mit auf die kalte Terrasse wegen des tollen Sternenhimmels") geht nicht nur durch eine harte Schule. Sie hat selbst eine intensive Beschäftigung darin gefunden, die Himmelsbilder ihres Ehemanns am Computer zu verfremden, farblich zu ergänzen und Gedichte dazu zu schreiben. Einiges davon in Bildbandform. Demnächst soll es sogar eine Ausstellung geben.

"Obwohl ich ursprünglich eher von der Astrologie komme", lacht sie temperamentvoll und gesteht, dass sie zur Fußball-Europameisterschaft schon mal das Horoskop für Cristiano Ronaldo gestellt hat.

Doch sie war diejenige, die ihren Ehemann bestärkte, die wissenschaftlich fundiertere Astronomie in den vergangenen 15 Jahren wieder verstärkt zu betreiben.

Extra dafür sind sie von Karlsruhe in die Höhenlage nach Bernbach gezogen. Wo ein hochwertiges Fernrohr fest installiert werden konnte. "Die Erde dreht sich. Und zur exakten Beobachtung muss nachgeführt werden – sonst wandern die Sonne beziehungsweise die Sterne raus", erläutert Hahne.

Er beobachtet nicht nur, er bildet auch ab. "Der optischen Vergrößerung sind Grenzen gesetzt", beantwortet er die Frage des Laien, "entscheidend ist die Lichtstärke im Verhältnis zur Brennweite".

Neben Sonnenphänomenen hat er Jupiter und Saturn festgehalten, die Feuerradgalaxie, in einer Weihnachtsnacht den Pferdekopfnebel – eine ganz besondere Erinnerung. Oder die Milchstraße, deren Teil unsere eigene Galaxie ist. Die Astrokamera mit kühlbarem Sensor kann er dafür anschließen.

Wissenschaft für sich

Die Belichtungszeit für meist lichtschwache Objekte wie Galaxien beträgt rund zwei Stunden – viele Bilder hintereinander sind notwendig. "Und die Nachbearbeitung", so Hahne, "dauert noch einmal mindestens so lang". Mitteln, also die Fotos übereinanderbringen und das Rauschen herausnehmen, schärfen, die Rot-Gelb-Blau-Stufen mischen – das ist noch einmal eine Wissenschaft für sich.

Und dann gewährt die Sonne an diesem Tag tatsächlich noch einen offenen Sonnenblick durch das große Fernrohr auf der Terrasse: Eine Protuberanz ist sichtbar. Wolken, die darüberstreichen. Sogar ein Sonnenfleck. Gäste der Bad Herrenalber Gartenschau dürfen schon einmal gespannt sein auf die Himmelsentdeckungen, die sie 2017 machen dürfen.