Förster Matthias Berger (rechts) wies die Gemeinderäte auf die Verbissspuren der Rehe hin. Die jungen Buchen sind so gut wie nicht betroffen, da es in diesem Gebiet viele junge Ahornbäume gibt, die den Rehen besser schmecken. In einem anderen Gebiet am Unterbaldinger Berg sind jedoch auch die Buchen betroffen. Für Virginia Lorek ein Zeichen, dass es zu viele Rehe gibt. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldbegang: Gemeinderat schaut sich starken Verbiss an jungen Bäumen an

Der Fichtenbestand des Stadtwaldes soll nach und nach verringert werden. Ziel ist ein Mischwald durch Naturverjüngung, der vor allem aus Ahorn und Buche besteht. Doch es gibt ein Problem: Die Rehe lieben den jungen Ahorn, es gibt viel Verbiss.

Bad Dürrheim. Der Gemeinderat war zur Waldbegehung eingeladen. Virginia Lorek, Matthias Berger, Johannes Mayer und Annalena Rauscher vom Forstbetrieb begleiteten diesen. Der Schwerpunkt bei dieser Begehung lag beim Schadensbild durch Rehverbiss. Der Stadtwald hat die Zertifikate PFL und Nabu, diese beinhalten, dass die Aufforstung durch Naturverjüngung stattfindet. Prinzipiell gibt es auch in den meisten Gebieten genügend davon, jedoch herrscht auch eine hohe Rehpopulation vor. Die Tiere fressen vor allem den Haupttrieb der jungen Bäume ab, somit wachsen sie nur noch buschig. Die Folge davon ist ein Waldbestand, der wirtschaftlich nur vermindert verwertbar ist und später teilweise nur noch Brennholzwert habe, so Berger.

Begutachtet wurde ein Gebiet am Unterbaldinger Berg. Bekanntlich bekommt die Fichte durch den vorhergesagten Klimawandel ein Problem, auch ist der tonhaltige Boden nicht optimal für den Baum. Die Förster setzen wegen der Kosten von rund 10 000 Euro pro Hektar und wegen der Zertifizierung auf die Naturverjüngung. Man zeigte dem Gemeinderat ein Gebiet, in dem die alten Bäume, darunter viele Buchen im Alter zwischen 115 und 135 Jahren, abgeholzt werden können bevor sie einen Rotkern bilden, der im Alter von rund 130 Jahren kommt.

Die jungen Buchen wachsen im Halbschatten sehr gut nach und vor allem unbeschädigt, die vielen Ahornschösslinge jedoch nicht, da diese den Rehen besser schmecken. Berger und Lorek forderten den Gemeinderat dazu auf, auf die Jagdpächter einzuwirken, dass mehr Rehe geschossen werden, denn an anderer Stelle, an der vor allem junge Buchen und so gut wie kein Ahorn nachwächst, werden die Buchen verbissen. Für Virginia Lorek ein Zeichen, dass es zu viele Rehe gibt.

Man würde sich zwar mit den Jägern in Gesprächen immer wieder auf Abschusszahlen einigen, laut Berger würde jedoch noch nicht einmal die Hälfte dieser Vereinbarung erfüllt. Für die Stadt wird dies auf die Dauer sehr teuer, da man den so genannten Vorbau – die Aufforstung – für teures Geld von Hand machen müsste. Man kann den Bestand auch nicht einfach fällen und dann nachpflanzen, da die beiden Baumarten in ihren Jugendarten den Halbschatten der alten Bäume benötigen.

Damit den Gemeinderäten die Verbisszahl deutlich wird, wurden auf einer rund acht auf acht Meter großen Fläche alle jungen Bäume mit Bissschäden orange markiert – so gut wie jeder Spross war betroffen.

"So desolat wie hier habe ich das noch nie erlebt", erklärt Berger. In der fachlichen Begutachtung gebe es Schadensklassen von null bis vier, in einigen Gebieten kommt er nach eingehender Begutachtung auf die Schadensklasse vier. Das bedeutet, dass die jungen Bäume so gut wie keine Chancen haben.

Schadensersatz könnte bei der Überpopulation der Rehe von den Jägern gefordert werden, erklärte Stadtkämmerer Jörg Dieterle, des weiteren gibt es die Möglichkeit eines Sonderkündigungsrechts, wenn der Jagdpächter seine Aufgaben nicht erfüllt. So weit will man es aber nicht unbedingt kommen lassen. Klar ist aber, so Bürgermeister Walter Klumpp in seinen abschließenden Worten, dass Handlungsbedarf bestehe.