Die Steuerungsgruppe freut sich mit Bürgermeister Walter Klumpp (links) und dem Fairtraide-Ehrenbotschafter Manfred Holz (rechts) über die Verleihung der Auszeichnung Fairtrade-Town. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Auszeichnung: Bad Dürrheim nun offiziell Fairtrade-Town / Preisverleihung freut Initiatoren und Bürgermeister

London, Amsterdam, Berlin, München – Bad Dürrheim. Die Städte können jetzt in einem Atemzug genannt werden, denn alle haben mindestens eine Gemeinsamkeit: Sie sind Fairtrade-Town.

Bad Dürrheim. Ganz offiziell wurde das Siegel des Transfair-Vereins von Fairtraide-Ehrenbotschafter Manfred Holz übergeben. Die Vorarbeit war lange und intensiv. 17 Personen sind Mitglied in der Steuerungsgruppe, die das Ziel hatte, das Siegel zu erlangen und in zwei Jahren die Absicht hat, dass die Kurstadt erneut zertifiziert wird, denn nur zwei Jahre hat es seine Gültigkeit. Allen voran schritt Roswitha Kneer, die auch Vorsitzende des Karibuni Eine-Welt-Laden-Vereins ist.

Bürgermeister Walter Klumpp sieht in dem Siegel eine wichtige Botschaft. Man wolle einen Beitrag leisten, dass die Flüchtlinge nicht mehr gezwungen seien, ihr Land zu verlassen, sondern dass sie zu Hause eine Lebensgrundlage haben. Er zeigte sich dankbar gegenüber Roswitha Kneer, die diese Initiative anstieß, und ließ noch einmal kurz Revue passieren, was von dem Gemeinderatsbeschluss im Oktober 2015 bis heute alles geschah. Um das Siegel zu erlangen, mussten mehrere Kriterien erfüllt werden. Neben dem Beschluss musste die bereits genannte Steuerungsgruppe eingerichtet werden, in Relation auf die Größe der Stadt war es erforderlich, dass sich mindestens vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe beteiligen, genauso wie eine Schule, ein Verein und eine Kirchengemeinde, und man musste mindestens vier Mal pro Jahr öffentlich in Erscheinung treten. Vor allem die Zahl der Beteiligten war in Bad Dürrheim fast mühelos erreicht. Insgesamt gibt es rund 20 Akteure, die die Initiative unterstützen. Am 21. Oktober 2016 wurde die Bewerbung zum Siegel abgegeben, und am 10. April gab es die Zusage. Man müsse es jetzt auch mit Leben füllen, äußerte sich Bürgermeister Walter Klumpp optimistisch.

Manfred Holz zeigte sich überzeugt, wenn er eine Umfrage machen würde, wären 99 Prozent der Befragten gegen Ausbeutung, Kinderarbeit und dergleichen mehr. Allerdings seien doch alle auch Schnäppchenjäger. "Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer zahlreicher", fasste er die Entwicklung zusammen. Es gehe mehr als nur um sozialen Ausgleich, es gehe auch um Frieden und Gerechtigkeit. 2016 machten die 7000 Produkte, die unter dem Siegel gehandelt werden, 1,2 Milliarden Euro Umsatz, eine Steigerung um 18 Prozent. Kaffee sei dabei das wichtigste Produkt. Das ergebe einen Marktanteil von vier Prozent.

In einem Theaterstück zeigten Schüler der Realschule auf, welche Macht der Verbraucher hat – anhand des Beispiels Kakao. Dabei wurde als Hauptfiguren ein Mädchen genommen, das auf einer Plantage arbeiten musste und nicht zur Schule gehen konnte, im Vergleich ging es um den Verzehr von Schokolade in Deutschland. 700 000 Tonnen werden jährlich in Deutschland verbraucht – von der Schokoladentafel über den Riegel bis hin zum Brotaufstrich. Dies sei eine wahre Macht, und fair gehandelter Kakao sichere den Bauern einen gewissen Lebensstandard.

Initiatorin Roswitha Kneer machte nicht viele Worte. Sie forderte auf, anständig miteinander umzugehen und sich auf Augenhöhe zu begegnen, auch das bedeute fairer Handel. Sie schloss ihre Rede mit einem afrikanischen Sprichwort: "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, kann sich das Gesicht der Welt verändern."