Dieser Waldaufbau erfreut die Fachleute. Thomas Kring begutachtet ein Buchentrieb aus Naturverjüngung, dahinter sind mittelhohe und hohe Bäume zu sehen. Mit dem Naturschutzgroßprojekt Baar will man diesen Waldumbau fördern. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Naturschutz: | Großprojekt Baar seit Januar in der Umsetzung / Auch im Unterhölzer Wald

Das Naturschutzgroßprojekt Baar umfasst neben der Blatthalde und dem Schwenninger Moos auch den Unterhölzer Wald, der im Eigentum des Fürstenhauses Fürstenberg steht. Im Fokus stehen seltene Tier- und Insektenarten sowie die alten Eichen.

Bad Dürrheim. Wer durch den Unterhölzer Wald spazieren geht, ist fasziniert von den Eichen, die teilweise um die 300 Jahre alt sind, ein Teil liegt auf Bad Dürrheimer Gemarkung. Ein Refugium für viele Tierarten, aber auch ein bewirtschafteter Wald und das Hausjagdrevier des Fürstenhauses. Mit rund 18000 Hektar Wald ist die Familie Fürstenberg der zweitgrößte private Waldbesitzer Deutschlands nach dem Fürstenhaus Thurn und Taxis. So muss ein Spagat vollzogen werden zwischen Natur und wirtschaftlichen Interessen.

Thomas Kring, Leiter des Naturschutzgroßprojekts Baar, hatte für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen bereits intensive Gespräche mit Jens Borchers, dem Betriebsleiter der fürstlichen Forstbetriebe, die beiden Fachleute waren schon mehrmals vor Ort. "Die Maßnahmen werden grundsätzlich vom Fürstenhaus unterstützt", freut sich Kring.

Das Naturschutzgroßprojekt Baar sieht er auch in diesem Privatwald auf einem guten Weg zur Umsetzung. Oberstes Gebot ist, dass die Maßnahmen nur zusammen mit dem Eigentümer und den Bewirtschaftern umgesetzt wird. Ein Schwerpunkt in dem Wald sind die mächtigen Eichen. Die Situation beschreibt Thomas Kring im Moment wie folgt: Auf der einen Seite gibt es sehr viele rund 300-jährige Eichen, der Lebenszyklus dieser Bäume neigt sich jedoch seinem Ende zu. Auf der anderen Seite gibt es eine stattliche Anzahl von Eichen, die rund 100 bis 120 Jahre alt sind. Ziel ist es, die Kontinuität der alten Eichen zu erhalten, damit es auch in 200 Jahren wieder diesen alten Bestand gibt und somit der Charakter des Walds gewahrt wird.

Diese Bäume im mittleren Alter müssen somit gefördert werden. Geplante Maßnahmen dafür sind beispielsweise das Freistellen. Zum Teil sind sie von Fichten bedrängt, die schneller wachsen und die den Eichen in der Krone Platz und Licht wegnehmen, zudem sind ein Teil Küstentannen, eine Art, die auf der Baar nicht heimisch ist. Fallen diese Bäume, haben die Eichen Platz, um die bekannten mächtigen Kronen auszubilden, die ihre mehr als doppelt so alten Nachbarn haben. Diese Maßnahmen stellen auch ein Punkteplus für das Ökokonto der fürstlichen Betriebe dar. So könnte das Ökosystem Unterhölzer Wald in gewohnter Weise fortbestehen und für viele bedrohte Insektenarten Platz bieten. Im Zuge des Naturschutzgroßprojekts Baar wurde eine ausführliche Untersuchung gemacht. "Es ist enorm, was wir gefunden haben", war Thomas Kring vom Ergebnis überrascht. Viele der Arten stehen auf der roten Liste und gehören zu den Xyliobionten Käfern, die von Totholz leben. Aus der Gesamtheit der Insekten nannte der Projektleiter den Zehnfleckigen-Buntfleck-Baumschwammkäfer wie auch den Fontainebleau-Schnellkäfer und insgesamt zehn Fledermausarten, die im Unterhölzer Wald ihr Revier haben.

Das Naturschutzgroßprojekt Baar ist eines von 77 dieser Art in Deutschland, insgesamt gibt es sechs davon in ganz Baden-Württemberg. Nach einer Planungsphase vom Oktober 2013 bis März 2017 wurde der Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet, im September 2017 der Antrag gestellt und seit Januar ist man in der Umsetzungsphase II. Im Schwarzwald-Baar-Kreis umfasst es 4500 Hektar, Maxime ist, dass die Maßnahmen nur zusammen mit den Eigentümern und Bewirtschaftern der Fläche umgesetzt wird und nicht gegen sie. Auf Bad Dürrheimer Gemarkung gehört die Blatthalde, eine Teil des Unterhölzer Walds und benachbarter Wiesenfläche sowie ein Teil des Schwenninger Mooses dazu. Leiter des Naturschutzgroßprojekts Baar ist Thomas Kring.