Jürgen Tränkler aus Oberbaldingen züchtet Englische Schecken und fungiert als Kampfrichter bei Kaninchenschauen. Fotos: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Kaninchen: Jürgen Tränkler züchtet die Rasse Englischer Schecke / Er fungiert auch als Kampfrichter

Ein Mensch würde für seine Augenringe kein Punkte in einem Schönheitswettbewerb gewinnen, anders sieht das bei Kaninchen aus. Je schöner die Augenringe bei manchen Rassen, desto höher die Bewertung.

Bad Dürrheim-Oberbaldingen. Einer der sich mit Augenringen, gesprenkeltem Fell, Kaninchenohren und Gesichtszeichnung auskennt ist der Oberbaldinger Jürgen Tränkler. Er ist seit vielen Jahren Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Immendingen und seit zehn Jahren Preisrichter bei Zuchtschauen.

In seinem Stall hat er an der Wand geräumige Kaninchenställe mit großen vergitterten Türöffnungen aufgestellt, zwei oder drei Stück übereinander. Darin sitzen, dicht an den Draht gepresst, meist weiße Fellnasen, die schwarz oder braun gesprenkelt sind und einen Aalstrich in gleicher Farbe entlang der Wirbelsäule haben. Besucher schauen sie mit ihren großen runden schwarzen Augen an, scheinen sich aber nicht mehr für diese zu interessieren. Meist bleiben sie bewegungslos dort sitzen wo sie sind, nur der leicht mahlende Kiefer verrät, dass es keine Statuen sind.

Englische Schecken nennt man die Rasse, die Jürgen Tränkler züchtet und da benötigt es einiges Wissen dafür auch für die Arbeit als Richter bei den Wettbewerben. Um diese Prüfung abzulegen hat er drei Jahre lang immer wieder Workshops belegt und war Assistent bei einem erfahrenen Richter. Teil seiner Prüfung war neben dem Fachwissen auch ein Aufsatz, ein Diktat und mehrere Matheaufgaben.

Anhand von seinen Tieren erklärt er, auf was man achten muss, um bei den Bewertungen vorne dabei zu sein. Die Blume, das ist der Schwanz, darf nicht angewachsen und die Ohren nicht zugewachsen sein, auch darf es keine Missbildung an den Genitalien geben. Streicht man das Fell gegen den Strich, so muss es sich langsam wieder in die ursprüngliche Richtung zurücklegen und es darf nicht spröde sein. Es gibt jedoch noch mehr Kriterien, dazu gehört die Beckenform und dass sich das Kaninchen aufrichtet und nicht auf seinen Vorderläufen kauert und auch dass die Zahnstellung der Schneidezähne stimmt, die oberen müssen über den unteren sein. Hinzu kommt die Musterung des Fells.

Bei den Englischen Schecken gibt mehrere Farbschläge: schwarz-weiß, blau-weiß, braun-weiß – was auch Thüringer weiß genannt wird und dreifarbige. Jedoch gibt es für alle die gleichen Bewertungskriterien. So muss um die Nase die Farbe der Tupfen stimmen, die Augenringe müssen vorhanden sein, und der Backenfleck. Alles in sehr klarer Abgrenzung gegenüber der weißen Fellgrundfarbe. Weiße Haare in den schwarzen Tupfen sind nicht gewünscht und werden von den Züchtern meist vor den Schauen herausgerissen. Solch ein Augenring darf jedoch auch nicht zu breit sein und der Backenfleck nicht zu nahe an dem Augenring, erklärt Tränkler. "Englische Schecken sind mit die kompliziertesten zum Züchten", erklärt er. Denn vom Kopf geht es zum Körper. Dort sehen die Flecken aus, als hätte man ein Pinsel geschwungen und durch die Fliehkraft sind Tropfen auf das weiße Fell gefallen. Doch auch hier gibt es ein bestimmtes Muster, das vorherrschen muss. Von dem oberen Bereich der Schulter, müssen sie in einem relativ schmalen Streifen nach unten führen und an der Seite zum Becken. Auf dem Rücken sollte es keine Punkte geben, das führt zu Abzug. Ebenso sollte der Aalstrich geradlinig verlaufen.

Nach genormten Bewertungskriterien schreiten die Punktrichter zu Tat. Bis zu 100 Punkte gibt es zu erringen, doch das schaffen die wenigsten.

Die Zucht der Englischen Schecken ist fast eine Wissenschaft für sich. Denn hat man einen gut bewerteten Schecken und meint mit einem zweiten gut bewerteten Schecken gibt es die perfekten Jungen, der hat weit gefehlt. Das Ergebnis ist zu 50 Prozent gescheckt, 25 Prozent sind einfarbig und 25 Prozent sind so genannte Weißlinge. Da diese nur eine Lebenserwartung von etwa vier Monaten haben, sind solche Anpaarungen vom Gesetzgeber verboten. Somit muss ein Elternteil immer einfarbig sein, ist jedoch auch eine rasseechter Englischer Schecke, davon hat er auch einige im Stall für seine Zucht. So ist Jürgen Tränkler auch in diesem Jahr wieder gespannt, ob das optimale Farbmuster bei einem der jungen Kaninchen dabei ist.