Die Referenten der Tagung mit Initiator Erich Burrer (hintere Reihe, Zweiter von rechts) und Hoteldirektor Alexander Aisenbrey (Zweiter von links). Johann Altmann (Dritter von links), Reinhold Pix (Mitte, mit grüner Krawatte), Angelika Kümmel (rechts), Jutta Brewe-Altmann (Zweite von rechts). Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Fußballclub will Finanzierung in Mitgliederversammlung absegnen

Von Marc Eich

Bad Dürrheim. Die Bauarbeiten am neuen Kunstrasenplatz in Bad Dürrheim schreiten voran. Laut dem Vorsitzenden des FC Bad Dürrheim, Albrecht Schlenker, sind die Arbeiten aber leicht im Verzug.

"Wie groß die Verzögerungen sind, kann man noch nicht genau abschätzen", erklärt Schlenker. Über den Verlauf der Bauarbeiten will er ausführlich in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Fußballclubs am kommenden Freitag informieren (wir haben berichtet). Anlass der Versammlung ist aber vordergründig die Finanzierung des 560 000 Euro teuren Kunstrasenplatzes, die zum Teil vom FC getragen wird. "Wir benötigen die Zustimmung der Mitglieder, um eine Hypothek auf das Vereinsheim aufzunehmen", erklärt Schlenker, der damit rechnet, dass das Vorhaben von den Mitgliedern abgesegnet wird. Laut Schlenker wurde der normale Rasen bereits abgetragen. In den nächsten Schritten ginge es darum, die Drainage zu verlegen und die unterschiedlichen Schichten des Kunstrasenplatzes aufzutragen. Ursprünglich war eine Fertigstellung bis zum 9. August geplant. In wie weit dieser Zeitplan noch eingehalten werden kann, steht aber noch nicht fest.

Der Aushub an Bodenmaterial des alten Naturrasens wurde derweil an der Standort der neuen Dirt-Bike-Strecke transportiert, die in unmittelbarer Umgebung entsteht. Die Erde soll für die Gestaltung der neuen Dirt-Bike-Strecke benutzt werden.

Von Felicitas Schück Bad Dürrheim. Güllelagunen und einen "Gestanks- und Bioärosolsee" in der Senke Bad Dürrheims schilderte Tierarzt Johann Altmann aus Niedersachsen als Szenarien, wenn auf Kurort-Gemarkung eine Massentierhaltung zugelassen würde. Hilfe sichert Reinhold Pix, tierschutzpolitischer und tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, den Gegnern einer solchen Anlage zu."Dass jemand auf die Idee kommt, vor den Toren eines deutschlandweit anerkannten Luftkurortes eine Massentierhaltung einzurichten, ist für mich unverständlich", erklärte Wolfgang Witte vom Robert-Koch-Institut in Berlin im Fachgespräch "Erregerresistenz und Massentierhaltung", das im "Öschberghof" in Donaueschingen stattfand. Vertreter der Bürgerinitiative, der Stadt Bad Dürrheim, des Tierschutzvereins, der IHK und der Kliniken in Bad Dürrheim nahmen an der von Erich Burrer initiierten Tagung teil.

"Eine solche Anlage wäre für uns eine Katastrophe, für die Kliniken eine wirkliche Bedrohung", sagte der ärztliche Direktor des Fachkrankenhauses St. Georg und Sprecher der Kliniken in Bad Dürrheim. Anschaulich hatte Altmann zuvor geschildert, welchen Eindrücken Patienten ausgesetzt wären, wenn sie nach Bad Dürrheim kämen: "Vorgestern wurde hier Gülle gefahren, jetzt kommt Patient XY, der gerade eine Transplantation hinter sich hat, hierhin: ›Dem verschlägt’s den Atem‹".

Altmann brachte den Filtererlass der Regierungen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ins Gespräch, der bei "empfindlicher Nachbarschaft, zum Beispiel Krankenhäusern" Massentierhaltung einschränkt, wenn sich "Schadstoffe, Pilze und Emissionen" nachteilig auf die Gesundheit der Bewohner des Gebietes auswirken können. "Gülle", so Altmann, "kann man nicht desinfizieren, zumindest nicht Güllelagunen".

"Wir müssen uns jetzt überlegen, was sind die nächsten Schritte", sagte Alexander Aisenbrey, Direktor des Hotels Öschberghof, das die Interessen der Hotelgäste ebenfalls von einer Schweine-Massentierhaltung bedroht sieht. "Wir warten auf den nächsten Schritt." Dieses Vorhaben werde sich bedrohlich auf die Einwohner der Städte Bad Dürrheim und Donaueschingen auswirken, ist Aisenbrey überzeugt.

"Die Politik ist gefragt", erklärte Reinhold Pix, Grünen- Abgeordneter im Landtag. "Sowohl die grüne Landesregierung als auch meine Fraktion unterstützen Sie", rief er den Versammelten zu. Die Landesregierung ist dagegen und wir wollen für Baden-Württemberg eine Lösung finden", so Pix.

"Das absolute Kardinalproblem ist, dass der gute Ruf der Stadt Bad Dürrheim auf dem Spiel steht", sagte er. Bad Dürrheim habe eine Spitzenposition in Baden-Württemberg mit über 86 Millionen Wertschöpfung die zusammen mit neun Kliniken dort erwirtschaftet würden. "Wir wollen weiterhin die Tourismus-Infrastruktur stärken, das Land wird sich nicht kleinlich zeigen", so Pix. "Hauptsache ich bekomme billiges Schweinefleisch", so sieht er die Interessen bei Massentierhaltung: und er vermutet: "Jetzt ist Niedersachsen fertig, jetzt geht es in den Süden, um den Chinesen zu Dumping-Preisen das Fleisch verkaufen zu können." Es werde keine Zuschüsse für solche Vorhaben der Massentierhaltung mehr geben, "weil wir eine Agrarwende einleiten", so Pix. Es würden neue Kriterien aufgestellt. "Dann werden nur diejenigen gefördert, die die ökologisch anspruchsvoll sind und Tierschutz betreiben", stellte Pix klar. Der tierschutzpolitische Sprecher der Grünen im Landtag wies außerdem darauf hin, dass Tiere gequält würden. Unter anderem deswegen wollten die Grünen Verbandsklagen zulassen, dann könnten auch Tierschutzvereine gegen Massentierhaltung klagen. Zu den Referenten bei der Veranstaltung gehörte Karlheinz Strittmatter vom Tierschutz Villingen.

Die Bürgerinitiative, so kündigte Rainer Stolz an, wolle die Sache sehr intensiv weiter verfolgen und habe schon mehr als 18 000 Unterschriften gesammelt. Die Fachtagung bewegte sich auf sehr gehobenem intellektuellen Niveau. "Die Veranstaltung hat mir was gebracht", lobte Paul Efinger vom Kneippverein.