Gemeindereferentin Ana Gerhard (Mitte) und Pfarrer Dirk Hasselbeck (rechts) bedankten sich beim Referenten Pfarrer Otto W. Hahn für dessen Referat über die Bedeutung der Lutherlieder für die Reformation. Foto: Klatt Foto: Schwarzwälder-Bote

Lutherjahr: "Wie bekomme ich einen gerechten Gott?"

Bad Dürrheim-Oberbaldinge n (jdk). Geradezu ideal war die Kombination von Vortrag und Chorbeiträgen anlässlich der geistlichen Stunde im Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Oberbaldingen.

Pfarrer i.R. Otto W. Hahn zog alle Register seiner kurzweiligen Vortragsweise und wusste binnen kürzester Zeit Luthers Wirken nicht nur in kirchenmusikalischer Hinsicht den Besuchern zu vermitteln. Mit sichtlicher Freude spannte er einen weiten Bogen über das Leben und Wirken des Reformators und ging dabei auf amüsante, auch besinnliche, ja zum Nachdenken anregende Details aus dem Leben des Wittenbergers ein. Der Referent bezeichnete die Feiern zum 500. Jahrestag der Reformation als "bewegendes Ereignis" und nannte Luther eine weltbedeutende Persönlichkeit, um dann aber auch die Frage in den Raum zu stellen: "Was ist eigentlich der Grund zum Jubilieren?"

Die Antwort entnahm Pfarrer Hahn der Trauerpredigt Philipp Melanchthons anlässlich Luthers Tod: "Ich habe von ihm (Luther) das Evangelium – die frohe Botschaft – gelernt! Das ist der Kern des Jubels!" In wenigen treffenden Worten umschrieb Hahn dann das Leiden des jungen Luthers, den die Frage: Wie bekomme ich einen gerechten Gott? schier in die Verzweiflung trieb. Galt doch bis dahin für den jungen Mönch Martin Luther die Maxime: Nur wenn ich etwas dafür tue, kann ich die ewige Seligkeit erhalten und Gott ergänzt lediglich mein stetiges Streben.

Im sogenannten Turmerlebnis zu Wittenberg gelangte er jedoch zu der Erkenntnis, dass durch Kreuz und Auferstehung Jesu Christi das Pauluswort aus dem Römerbrief "Der Gerechte wird aus dem Glauben leben" zu einer völlig befreienden, ja revolutionären Botschaft wurde. Luther nannte die Erkenntnis "einen fröhlichen Wechsel", was sich auch in seinen Liedern deutlich niederschlug.

Diese bahnbrechende Feststellung verhalf Luther selbst vor Papst und Kaiser seine Überzeugung standhaft zu vertreten. Somit wird das Evangelium in der Tat eine frohe Botschaft, die selbst angesichts des Todes über Ängste und Sorgen hinwegträgt. Eine Möglichkeit, seine Fragen, seine Erkenntnisse, seine Botschaften unter die Menschen zu bringen, sah Luther im Komponieren und Texten von Liedern.

Das Kirchenlied, wie es heute sowohl in evangelischen als auch katholischen Gottesdiensten gesungen wird, gab es zum Ende des Mittelalters nicht. Mit Luthers Chorälen gelangte die Frohe Botschaft des Evangeliums nicht nur in die Gottesdienste, sondern besonders auch in die Herzen der Menschen. Das Singen war Luther ein Herzensanliegen. Mit seinen Liedern spricht er bis zum heutigen Tage zu den Menschen, so Pfarrer Hahn. Immer wieder unterstrich der von Christine Breithut geleitete Gemeindechor Cantabile den Vortrag mit passenden Liedstrophen aus Luthers Feder. Behänd begleitete Reiner Obermeyer den Chor am Klavier.