Luis Gruhler spielt Klavier, Schlagzeug und Gitarre, er komponiert. Und er studiert derzeit Physik. Foto: Gruhler Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: 20-jähriger Luis Gruhler ist einer der Preisträger / Aufführung in Berlin

Bad Dürrheim. Der 20-jährige Physikstudent Luis Gruhler hat ein musikalisches Talent, das nun in besonderer Weise gewürdigt wurde. Als einer von sechs jungen Komponisten wurde er von einer Jury ausgewählt, an der Jugendkompositionswerkstatt Opus one in Berlin teilzunehmen.

Die sechs Preisträger hatten zuvor ihre Partituren eingereicht, die dann während des Treffens in Berlin mit Hilfe von Fachleuten ausgearbeitet und schließlich mit Musikern bei einem Konzert am 28. Januar im Kammermusiksaal der Berliner Philharmoniker uraufgeführt wurden. Bei den aufführenden Musikern handelte es sich um Stipendiaten der Karajan-Stiftung.

Zu dem Wettbewerb hatte die "Education-Abteilung" der Berliner Philharmoniker eingeladen.

Das alles war ein großes Abenteuer, an das der in Bad Dürrheim groß gewordene Luis Gruhler zu Beginn selbst nicht glauben wollte. Vom Gemüt her eher bescheiden, hatte es der Ermunterung eines Freundes bedurft, damit sich Gruhler überhaupt traute, an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Dabei reicht seine musikalische Neigung weit zurück. Bereits im zarten Alter von sechs Jahren widmete er sich dem Schlagzeug, 2007 kam Gitarre hinzu, und seit 2011 ist er auch intensiver am Klavier unterwegs. Unterricht nahm er bei der Bad Dürrheimer Musikschule Spycher.

Was das Komponieren anbelangt, ist Gruhler reiner Autodidakt. Sein Interesse galt schon bald den Hintergründen der Musik. Was haben sich die Komponisten gedacht, dass sie dieses oder jenes so notiert haben? Gruhler studierte Partituren und lernte dabei viel, außerdem las er Bücher zum Thema Komponieren und tauschte sich mit Musikern darüber aus.

Nach dem Abitur im Jahr 2016 begann er das Studium der Physik in München. Ein Freund dort gab ihm auch die Idee für seine Komposition. Der Freund hatte ihm von einem Albtraum berichtet, den Gruhler zu vertonen versuchte. Offensichtlich war er dabei "sehr inspiriert" und erfolgreich. Denn der Freund habe sich nach dem Hören der Komposition "verstanden gefühlt". Das wiederum hat Gruhler gefreut, geht es ihm doch in seiner Kunst des Komponierens um Wahrhaftigkeit. Das etwas mehr als vierminütige Stück mit dem Titel "Quintetto dell’ Incubo" ist dabei keine leichte Kost. Um einen ruhigen Mittelteil ranken sich mit Dissonanzen und gleitenden Tönen die Angst und der Schrecken eines Albtraums. "Das wird kein Gassenhauer", vermutet Gruhler. Und doch sei es ein Stück "für alle" in der Hoffnung, dass sie ein Stück "Menschlichkeit" heraus hören.

Mit den gut vier Minuten Dauer der Partitur sei "alles gesagt". Es müsse nicht länger sein. "Ich glaube, das hätte auch niemand länger ausgehalten", beschreibt er den hörbar gewordenen Albtraum. Außerdem musste er den Vorgaben des Wettbewerbs entsprechen. Kein Stück durfte länger als acht Minuten sein. Zur Verfügung standen lediglich fünf Instrumente, vor allem Blasinstrumente. Gruhler wählte für seine Komposition Stimmen für eine Oboe, ein Fagott, zwei Hörner und einen Kontrabass.

Er geht davon aus, dass die Kompositionen der Preisträger demnächst auch im Internet frei zugänglich gemacht werden.

Der junge Komponist möchte sich nicht in eine Schublade, beispielsweise mit der Aufschrift "Neue Musik", stecken lassen. Er höre nicht nur Klassik, sondern auch vieles andere aus den Genres Pop, Rock, Blues und Jazz. Seine erste Komposition erfolgte übrigens mit einem eher rockigen Stück auf der Gitarre im Jahre 2009, also als Elfjähriger.

Wohin geht die Reise? "Ich kann nicht beantworten, wie es weitergeht", meint der mittlerweile 20-jährige Gruhler. Vielleicht hänge er an sein Physikstudium noch ein Musikstudium. "Ich spiele mit dem Gedanken."