Am Freitag, 6. September, ist es soweit, dann wird die Minara-Closing-Party stattfinden, und das Minara in seiner alten Form ist danach Geschichte. Foto: Kur und Bäder

Außenbecken bals geschichte. Zeit für Blick auf holprige Geburtsstunde des Hallen- und Freibads.

Bad Dürrheim - Exakt 45 Jahre lang durften Bad Dürrheim und Kurgäste ihre Bahnen am Minara auch im Freien ziehen. Doch damit ist jetzt Schluss. Zeit für einen Blick auf die holprige Geburtsstunde des Hallen- und Freibads.

Das Kapitel des Strandbads am Salinensee, welches zwischen 1928 und 1967 für Badespaß in Bad Dürrheim sorgte, war kaum beendet, da kamen bereits die Ideen für eine Wiederbelebung des Standorts am heutigen Rückhaltebecken auf. So trat 1969 die Freibadfrage in eine neue Phase.

Der damalige Bürgermeister Otto Weissenberg (1954 bis 1979 Bürgermeister, 1980 bis 1995 Aufsichtsratsvorsitzender der Kur- und Bäder GmbH) stellte hierbei den Entwurf eines Kombinationsbades vor. Für drei Millionen D-Mark hätte man ein Hallenbad am Salinensee realisieren können, welches bei geeignetem Wetter mittels eines einziehbaren dreiteiligen Flachdaches in ein Freibad verwandelt wird. Die Pläne scheiterten aber aufgrund der vermuteten hohen Folgekosten sowie der noch nicht ausgereiften Technik.

Zu dieser Zeit hatte sich bereits ein Hallenbadförderverein gegründet, der schließlich auch die Planungen für das Minara mitbegleiten durfte. 1968 ging der Gemeinderat auf Besichtigungstour. Während die Bäder in Königsfeld, St. Georgen, Engen und Vöhrenbach nicht zusagten, ließ man sich von der Einrichtung in Kirchzarten begeistern. Dort, so heißt es in ehemaligen Presseberichten, stehe genau das Schwimmbad, welches man ebenfalls in der Kurstadt haben wolle.

Oberbaudirektor Walter Müller stellte 1970 schließlich die konkreten Pläne vor: 50-Meter-Außenbecken mit Drei-Meter-Sprungturm sowie ein Hallenbecken mit den Maßen 25 auf 16,66 Meter. Bereits damals sah man die Notwendigkeit, den sportlichen Faktor der Kurstadt auszubauen – allerdings wurden die Pläne einer Aufwertung des Sportbads mit dem Solefaktor verworfen. Überhaupt nahm die Diskussion zum Bau des Hallen- und Freibads bald richtig Fahrt auf. Der Grund: finanzielle Probleme, da sowohl vom Land als auch vom Bund kaum Geld zugeschossen wurde. Die Folge war eine, wie es in damaligen Berichten im August 1971 heißt, "aufreibende Gemeinderatssitzung" mit Bürgerbeteiligung.

Wenige Wochen später ging die Verwaltung erstmals mit einem Modell des Neubaus an die Öffentlichkeit. Veranschlagt waren sechs Millionen D-Mark für das Bad, zudem nahm die Gemeinde Bad Dürrheim das benachbarte Sportzentrum in Angriff, welches ersten Schätzungen zufolge 1,345 Millionen D-Mark kosten sollte.

Es folgten im Juni 1973 jedoch Kostensteigerungen aufgrund der erforderlichen Chlorierung, knapp ein Jahr später war klar, dass 2,3 Millionen D-Mark fehlten. So entschlossen sich die Verantwortlichen dazu, die Reißleine zu ziehen, nur die Stufen eins und zwei zu realisieren und beispielsweise den Sprungturm im Freibad zu streichen. Pünktlich zur Stadterhebung im Jahr 1974 feierte man schließlich die Eröffnung, sodass im Oktober jenen Jahres die Schwimmer ihre ersten Bahnen ziehen konnten.

Die dicke Schlussrechnung gab es für die frisch gebackene Stadt dann im Sommer 1975: Schwimmbad und Sportplatz hatten zusammen 8,5 Millionen D-Mark gekostet. Davon entfielen gut 6,5 Millionen D-Mark auf das Schwimmbad, von dieser Summe wiederum knapp 1,8 Millionen auf das Freibad. Dessen letztes Stündchen hat nun geschlagen. Mit dem Ende der Freibadsaison im September endet auch die Ära des Außenbeckens. Denn nach der Minara-Sanierung wird dies aus Kostengründen nicht mehr zur Verfügung stehen. Während das Hallenbad nach der Erneuerung ab September 2020 wieder genutzt werden kann, wird an Stelle des Freibads ein Wasserspielplatz für etwas ältere Kinder sowie ein Beachclub mit Bewirtungsmöglichkeit realisiert. Nach dem Angebot des Strandbads und des Minaras stehen die Bad Dürrheimer damit erst mal wieder ohne Freibad da.

Rückgebaut wird das Außenbecken bei der Sanierung nicht – die Möglichkeit, die Schwimmgelegenheit unter freiem Himmel wieder zu reaktivieren, will man sich bei der Stadt nicht verbauen, es wird nur zugeschüttet. Die Planer werden im Untergeschoss des Bades umfassend neue Technik einbauen.