Bei der Wanderausstellung „Streuobstwiesen“ steht das heimische Obst im Fokus. Foto: Christiane Frey

„Streuobstwiesen“ ist der Titel einer Ausstellung in Loßburg. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden Prämien für die Rodung dieser Flächen ausbezahlt, nun wird die Entstehung neuer Streuobstwiesen gefördert. Doch die Verarbeitung des Obstes stellt Bürger vor ein Problem.

Derzeit ist im Foyer des Loßburger Rathauses eine Wanderausstellung zum Thema „Streuobstwiesen“ aufgebaut. Zusammengestellt wurde sie vom BUND Oberes Kinzigtal und dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) im Kreis Freudenstadt.

Walter Hornbach bedauerte bei der Eröffnung: „Früher waren zehn Prozent der Landesfläche Streuobstwiesen, inzwischen sind es viel weniger.“

Ein besonderer Anreiz sei, so Hornbach, die Aktion „Gelbe Bändel“, mit der die Verwaltung in der Region um Loßburg Bäume auf Streuobstwiesen kennzeichne, die von der Bevölkerung abgeerntet werden können.

Vermittler zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kommune

Vom LEV war Sophia Franke aus Horb gekommen, die für die Region Loßburg zuständig ist. Der LEV sei ein gemeinnütziger Verein, der sich als Vermittler zwischen dem Naturschutz, der Landwirtschaft und den Kommunen sehe, sagte Franke. Sein Ziel sei die Förderung des Naturschutzes und die Landschaftspflege.

Schon die Kelten und die Römer hatten laut Franke zahlreiche Kultursorten angebaut. Im Mittelalter wurden in den Gärten der Klöster ebenfalls viele Obstsorten gezüchtet. Und ab dem 15. Jahrhundert waren Obstplantagen sogar Elemente der Landschaftspflege. In der Region seien im 18. und 19. Jahrhundert viele Streuobstwiesen entstanden. Ab 1920 waren sie stark rückläufig. Sogar Rodungsprämien wurden ab 1950 gezahlt.

Lebensraum für mehr als 5000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten

„Die Bäume auf diesen Wiesen haben viel Platz. Auf einem Hektar Fläche stehen maximal 50 bis 70 Bäume“, erklärte Franke dem Publikum. Sie stehen verstreut, daher komme der Name „Streuobstwiese“. Darunter werde die Ansammlung von Obstbäumen unterschiedlichen Alters und Sorten verstanden.

Sophia Franke bei ihrem Vortrag in Loßburg Foto: Christiane Frey

Bei dieser Form des extensiven Obstanbaus werde umweltverträglich Obst auf hochstämmigen, großkronigen Baumformen erzeugt. Auf solchen Flächen könnten mehr als 6000 verschiedene Obstsorten wachsen, gleichzeitig bieten die Wiesen Lebensraum für mehr als 5000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.

Über die Leader-Förderung konnten im vergangenen Jahr im Kreis Freudenstadt 300 neue Streuobstbäume gepflanzt werden – vor allem alte Sorten.

Anmietung einer mobilen Saftpresse im Gespräch

Sophia Franke stellte noch die Säfte unter dem Namen „Schneewittchen“ vor, einer Streuobstwiese-Initiative der Kreise Freudenstadt, Calw und Enzkreis, die den nachhaltigen Obstanbau fördere.

In der anschließenden Diskussion wurden von den Anwesenden die fehlenden Möglichkeiten beklagt, Saft aus Streuobst zu pressen, nachdem die Firma Franz aus Glatten ihren Betrieb im vergangenen Jahr geschlossen hat. Hornbach plant die Anmietung einer mobilen Saftpresse, die Verwaltung will ihn dabei unterstützen. Anja Lewandowski sagte jedoch: „Ein Antrag auf so eine Presse muss mit einem Jahr Vorlauf gestellt werden.“

Bäumen werden beschädigt

Johannes Harzer, der Leiter des Bauhofs in Loßburg, berichtete, dass die Aktion „Gelbe Bändel“ eine super Sache sei. Allerdings sagte Harzer auch, dass manche beim Ernten die Reife der Äpfel nicht abwarten, Bäume auch schon mal beschädigen, oder dass sich einige sogar um einen bestimmten Baum streiten.

Besonders wichtig ist für Harzer, den alten Bestand an Streuobstbäumen zu erhalten. „Rund um Wittendorf gibt es schon einen ganz guten alten Baumbestand, der muss unbedingt erhalten bleiben.“ Dazu gehöre aber auch, die Bäume regelmäßig zu schneiden. Nicht nur der Erziehungsschnitt sei wichtig, sondern gerade auch der Erhaltungsschnitt.

Bürgermeister übt Kritik an der Bürokratie

Bürgermeister Christoph Enderle berichtete von Maßnahmen der Gemeinde zur Unterstützung der Besitzer von Streuobstwiesen, die in den Mühlen der Bürokratie hängen geblieben seien. Die Anregung, in Sitzungen „Schneewittchen“-Säfte anzubieten, würde Enderle gerne aufgreifen, sagte aber auch: „Wir sind auf den Literflaschen schon sitzen geblieben.“