Das übliche Staubild: Am Dienstag waren es 18 Kilometer. Foto: Leif Piechowski

Die Baustelle auf der Autobahn 8 erweist sich als Nadelöhr. Kilometerlange Staus sind keine Seltenheit.

Stuttgart - Der typische Unfall im Baustellenbereich der Autobahn 8 spielt sich am Dienstag um 6.30 Uhr ab. Richtung München, anderthalb Kilometer nach dem Kreuz Stuttgart, hält ein 41-jähriger Lkw-Fahrer nicht genügend Abstand – und fährt auf einen bremsenden Transporter auf. Verletzt wird niemand. Der Schaden beträgt allerdings 18.000 Euro. Und die Blechkolonnen im morgendlichen Berufsverkehr werden lang und länger. Sie reichen auf der A 8 insgesamt 18 Kilometer bis nach Rutesheim zurück. Auf der A 81 sind es zehn Kilometer.

„Die Baustelle zwischen dem Autobahnkreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Möhringen hemmt den Verkehr“, sagt Polizeisprecher Frank Natterer, „aber alles läuft einigermaßen, wenn es keine Unfälle oder Pannenfahrzeuge gibt.“ Seit Mitte März und noch bis November werden auf dem fünf Kilometer langen Abschnitt die Fahrbahnen erneuert. Der Verkehr muss sich auf verengten Spuren bewegen.

Doch Pannen und Unfälle stehen auf der Tagesordnung. Dem Unfall am Dienstagmorgen war eine Verkehrsstockung vorausgegangen – ausgelöst um 5.37 Uhr von einem schlecht beleuchteten Pannenfahrzeug, das im Baustellenbereich am Autobahnkreuz Richtung München liegen blieb. Auch die Gegenrichtung blieb am Dienstag nicht verschont: Gegen 8 Uhr will sich ein Transporter-Fahrer an der Anschlussstelle Möhringen in die Staukolonne Richtung Karlsruhe einordnen, bleibt an einem Sattelzug hängen. Schaden: 7000 Euro. Stauverlängerung: zwei Kilometer.

Es gibt vor allem einen starken Lkw-Verkehr

Im Verkehrslagezentrum des Innenministeriums wird festgestellt, dass das Verkehrsaufkommen trotz Osterferien noch recht hoch ist. Es gibt vor allem einen starken Lkw-Verkehr. „Ansonsten läuft es überraschend normal“, so ein Beamter. Vier bis fünf Kilometer stockender Verkehr zu Berufsverkehrszeiten seien nichts Außergewöhnliches. Tempo 60 halte den Verkehr weitgehend flüssig, so die Einschätzung der Zentrale.

Freilich: Der Blechzoll ist hoch. Auszüge: 18. März – im Stau Richtung Karlsruhe bleibt eine 54-jährige VW-Fahrerin stehen, der Wagen wird von einem Mercedes-Fahrer ungebremst gerammt. Zum Glück hat sich die Frau bereits hinter einer Leitplanke in Sicherheit gebracht. Bilanz: Ein Leichtverletzter, 30.000 Euro Totalschaden.

23. März – ein 60-jähriger Reisebus-Fahrer fährt Richtung Karlsruhe bei Rohr auf einen Lkw auf. Die Folgen: 19 Verletzte, zwei davon schwer, 50.000 Euro Schaden.

Einer der am stärksten belasteten Streckenabschnitte

25. März – ein 42-jähriger Opel-Fahrer fährt Richtung Karlsruhe bei Möhringen auf zwei Autos auf. 11.000 Euro Schaden.

30. März – ein 54-jähriger Lkw-Fahrer rammt Richtung Karlsruhe im Stau bei Möhringen zwei Lastwagen. Ein Schwer-, zwei Leichtverletzte, 70.000 Euro Schaden.

1. April – ein 24-jähriger Golf-Fahrer kollidiert am Autobahnkreuz Stuttgart frontal einen Fahrbahnteiler. Er bleibt unverletzt, der Schaden beträgt 25.000 Euro.

„Mit Staus und Behinderungen war zu rechnen, schließlich handelt es sich um einen der stärksten belasteten Streckenabschnitte“, sagt Peter Zaar vom Regierungspräsidium. Im Berufsverkehr sei die Strecke auch ohne Bauarbeiten sehr störanfällig. Allerdings führt laut Zaar an der Erneuerung der Fahrbahndecke kein Weg vorbei. Die stark geschädigte Betonfahrbahn müsse abgetragen werden, ersetzt durch einen neuen Asphaltbelag, der den Lärm deutlich reduzieren soll. Der Splittmastixasphalt soll eine Haltbarkeit von zwölf Jahren haben. Außerdem werden die beschädigten Standstreifen saniert und die Brücken über die Autobahn repariert. Für die Baumaßnahme, die in mehreren Abschnitten abläuft, investiert der Bund 15,5 Millionen Euro.

Unachtsamkeit im Stop-and-go-Verkehr ist primäre Unfallursache

Regierungspräsidiums-Sprecher Peter Zaar sieht nach der jüngsten Unfallwelle keinen Grund, von den ursprünglichen Plänen abzuweichen. „Die Hauptproblematik ist ja nicht, dass die Verkehrsführung im Baustellenbereich ungünstig wäre“, sagt Zaar. Vielmehr sei die Unachtsamkeit von Autofahrern im Stop-and-go-Verkehr die primäre Unfallursache. „Da könnten wir Baustellen errichten, wie wir wollten“, so der Sprecher, „das würde nichts ändern.“ Deshalb helfe nur der Appell, den Baustellenbereich vorsichtig und rücksichtsvoll zu passieren und auf das Tempolimit zu achten.

Bis November müssen die Autofahrer durchhalten. So lange sind die Arbeiten angesetzt, „und wir liegen derzeit voll im Zeitplan“, so Zaar. Die Baufirmen jedenfalls haben kein Interesse, länger als nötig auf der Autobahn zu schuften. Wird die vorgegebene Bauzeit überschritten, muss eine Vertragsstrafe bezahlt werden.