In der Atomdebatte mit dem Iran ist nun der US-Kongress am Zug. Foto: EPA

Nach dem Deal ist vor dem Deal: Kaum sind die Marathonverhandlungen im Atomstreit beendet, steht in Washington der nächste Zoff bevor. Die Republikaner wollen Obama Knüppel zwischen die Beine werfen. Ob der Jubel in Teheran ihnen hilft?

Washington - Nach der historischen Einigung im Atomstreit mit dem Iran steuert der US-Kongress auf eine Konfrontation mit Präsident Barack Obama zu. Mehrere Republikaner kündigten an, das Abkommen mit ihrem gesetzlichen Mitspracherecht zu blockieren. Auch viele Abgeordnete von Obamas Demokraten sehen den Vertrag skeptisch und bekommen dafür massive Unterstützung von Israel, das die Vereinbarung nun über den US-Kongress zu kippen versucht.

Die UN-Vetomächte, Deutschland und der Iran hatten am Dienstag nach mehr als zehnjährigem Streit eine Übereinkunft zur Begrenzung des Atompotenzials der Islamischen Republik erreicht. Das Abkommen soll sicherstellen, dass Teheran keine Atombombe erlangt, aber Kernenergie zivil nutzen kann. Im Gegenzug sollen internationale Wirtschaftssanktionen schrittweise fallen. Kritiker der Abmachung vertrauen den vereinbarten Kontrollmechanismen jedoch nicht.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier nannte das Abkommen einen „Sieg der Diplomatie über Krisen, Konflikte und Gewalt“. Er äußerte in den ARD-„Tagesthemen“ die Hoffnung, dass es positive Effekte auch im Bürgerkriegsland Syrien habe.

Der Jubel in Teheran ist groß

Tausende Iraner zogen am Dienstagabend jubelnd durch die Hauptstadt Teheran. Sie dankten Präsident Hassan Ruhani für die „Öffnung des Landes“. Erneut gab es zudem „Obama, Obama“-Sprechchöre und die Forderung nach einer Wiederaufnahme der Beziehungen zu den USA.

Obama bemühte sich, den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu beschwichtigen, der gesagt hatte, das Abkommen ermögliche dem Iran, ein Atomarsenal aufzubauen und Terrororganisationen zu finanzieren. Er sagte Israel die „unerschütterliche Unterstützung“ der USA zu und erklärte: „Wir bleiben wachsam dabei, den destabilisierenden Maßnahmen des iranischen Regimes in der Region entgegenzutreten.“

Obama erläuterte das Abkommen nach Angaben des Weißen Hauses zudem telefonisch dem saudischen König Salman. Das sunnitische Land hatte die Atomverhandlungen mit großer Skepsis verfolgt. Es betrachtet den schiitischen Iran als größten Rivalen in der Region und wirft ihm Hegemoniestreben vor.

Obama bleibt bis Sonntag Zeit

Der US-Präsident hat bis Sonntag Zeit, um den Text des Abkommens dem Kongress zu übermitteln. Danach bleiben den Abgeordneten 60 Tage, um es mit einer Resolution gegebenenfalls noch zu kippen. Um ein Veto Obamas zu übergehen, ist in beiden Kammern eine Zweidrittelmehrheit nötig, um die mit dem Abkommen verbundene Aufhebung von Sanktionen zu vereiteln. Für Mittwoch (19.00 Uhr MESZ) hat der Präsident eine Pressekonferenz angekündigt.

Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, John Boehner, warf Obama vor, US-Interessen aufzugeben. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Lindsey Graham nannte das Abkommen ein „Todesurteil für Israel“. „Das ist der gefährlichste und unverantwortlichste Schritt, den ich je in der Geschichte des Nahen Ostens mitverfolgt habe“, sagte er CNN. Da auch Demokraten skeptisch sind, dürften Kritiker und Befürworter des Abkommens in den kommenden Wochen um jede Stimme kämpfen. Auch die Israel-Lobby in Washington dringt auf eine Ablehnung der Vereinbarung.

Die EU setzte am Dienstag die Sanktionen gegen den Iran für weitere sechs Monate bis zum 14. Januar 2016 aus. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, will „in den kommenden Tagen“ einen auf der Atomeinigung basierende Resolutionsentwurf in den UN-Sicherheitsrat einbringen.