Beim Tierarzt musste Gismo komplett rasiert werden. Foto: Lebherz

Familie bemerkt klebrige Flüssigkeit. Tier wird lebensgefährlich verletzt. Dringend Zeugen gesucht.

Althengstett - Zitternd, verängstigt und vollkommen verstört sitzt Gismo auf seinem Kratzbaum im Wohnzimmer. Der 15 Monate alte Kater wurde am Wochenende in Althengstett vermutlich durch Buttersäure vergiftet. Auch die Besitzerfamilie, die Tierärztin und deren Assistentin wurden verletzt.

Althengstett. "Er war nicht wie üblich morgens nach Hause gekommen", erzählte Marina Lebherz von ersten bösen Vorahnungen. Die bestätigten sich dann im Verlauf des Vormittags. "Er war nass, klebrig-fettig und strömte einen beißend-ätzenden Geruch aus", erinnert sich die Katzenhalterin an die erschreckende Situation. Schnell wurde Gismo deshalb abgeduscht – doch der Geruch blieb und sie erkundigte sich bei ihrer Tierärztin, was zu tun sei. "Sie rief uns aufgrund der Beschreibungen als akuten Notfall sofort in die Praxis", so Lebherz.

Hautreizungen

"Es war gruselig, so etwas habe ich noch nie erlebt und der Geruch war der von Buttersäure", bestätigte die Tierärztin auf Nachfrage unserer Zeitung. Sie mussten den Kater komplett rasieren. Unter Narkose wurden ihm Medikamente gespritzt. "Es war aber so viel Säure darin, dass ein starkes Gerät dafür eingesetzt wurde, weil das kleinere nicht durch die Verklebungen kam", denkt Lebherz mit Grauen an die Situation zurück.

Parallel dazu beobachtete die Familie an sich selbst Hautreizungen an Armen und Händen. Auch das ließ den Rückschluss auf Buttersäure zu, da andere Säuren zusätzliche andere Auswirkungen gehabt hätten. Durch die Behandlung traf es schließlich auch das medizinische Fachpersonal in der Tierarztpraxis, unter anderem mit Lähmungserscheinungen im Arm. "Ich machte mir Sorgen um meine Mitarbeiterin und wir haben gleich eine Schutzsalbe aufgetragen, es ist aber noch nicht alles abgeheilt", stellte die Ärztin fest. Indes suchte die Besitzerfamilie des Katers ebenfalls die Notfallpraxis im Krankenhaus auf und muss Kortison-Salbe und Spray für die Atemwege anwenden. "Im Verlauf des Tages kratzte es deutlich im Hals und beim Atmen, dann kamen Kopfschmerzen und Übelkeit dazu und die Augen waren gereizt", fasste Kühnemund die Auswirkungen der Säure zusammen. Für die Pflegefachkraft und ihre Mutter war es deshalb zu Wochenbeginn auch unmöglich, zur Arbeit zu gehen. Selbst ihre Tante, die nur den Autoschlüssel übernommen hatte, wies anschließend Hautreizungen auf.

Familie wütend

"Ich kann nicht verstehen, wie man Tieren das antun kann", bringt Lebherz ihre Wut zum Ausdruck, während die Familie darum bangt, dass Gismo den Säure-Anschlag überlebt. Da er sich aber bewegt und inzwischen auch wieder frisst, hegt die Tierärztin dafür große Hoffnung. Derzeit ist er allerdings dazu verdammt, im Haus zu bleiben, da sein Fell als Schutz vor Gefahren und Krankheiten erst nachwachsen muss. "Er ist traumatisiert und verängstigt", stellte Lebherz besorgt fest. Auch seine Spielgefährtin Nala, die zweite Katze im Haus, macht momentan einen großen Bogen um ihn.

Am Montagmorgen hat der Polizeiposten Althengstett die Ermittlungen aufgenommen, da die Familie Anzeige erstattete, unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung. "Hinzu kommen Sachbeschädigung und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetzt", stellte Sabine Doll vom Polizeipräsidium Karlsruhe fest. Auch sie ist entrüstet ob der Brutalität der Tat.

Zeugen, die in der Nacht von Freitag auf Samstag Beobachtungen im Bereich der Bahnhofstraße in Althengstett gemacht oder Geräusche vernommen haben, werden gebeten, sich beim Polizeiposten Althengstett unter Telefon 07051/32 43 zu melden.

Buttersäure hat ihren Namen, weil sie stark nach ranziger Butter riecht, ist aber eigentlich Butansäure. Ihr Geschmack ist stark sauer und brennend. Sie greift die Haut an und zerstört sie, wie man es von den stärksten Säuren kennt. Deshalb ist das Einatmen der Dämpfe auch mit einem Kratzen in den Atemwegen spürbar. Der starke Geruch wird unter anderem in minimalen Dosen dazu eingesetzt, Maulwürfe zu verscheuchen, da diese den Gestank nicht leiden können und das Weite suchen. Ansonsten verwenden Chemie-, Pharma- und Parfumindustrie die Buttersäure bei unterschiedlicher Herstellung ihrer Produkte.