Vor der Kirche warteten die Alphornbläser Neuhengstett nach der Andacht auf die Besucher. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Waldenser: Freudenfeuer zum 17. Februar

Alljährlich gedenken die Waldensergemeinden im italienischen Piemont mit Freudenfeuern am 17. Februar der Gewährung ihrer bürgerlichen Rechte im Jahre 1848.

Althengstett-Neuhengstett. In der Waldensergemeinde Neuhengstett wird in Erinnerung an die schwere Zeit der Verfolgung und Vertreibung und als Zeichen der Verbundenheit mit den Glaubensgenossen in den Cottischen Alpen diese Tradition ebenfalls gepflegt. Der Heimatgeschichtsverein Neuhengstett "Bourcet" und die evangelische Kirchengemeinde haben eingeladen zu einer Andacht in der Waldenserkirche.

Auch heute sind viele Menschen nicht frei

Pfarrer Jörg Schaber sprach seinen Impuls in Gedanken an alle, die auch heute nicht frei sind. Er machte aufmerksam auf Christenverfolgungen, die in zahlreichen Ländern aktuell stattfinden und auf Versuche, die Meinungsfreiheit einzuschränken. "Wir haben die Verpflichtung, diese beiden Rechte – Glaubensfreiheit und Meinungsfreiheit – zu verteidigen und in Ländern, mit denen wir zusammenarbeiten, auch einzufordern." Analog zur Verfolgungs- und Fluchtgeschichte der Waldenser zog der Geistliche Parallelen zur aktuellen Flüchtlings- und Migrantensituation, die die Gemeinschaft herausfordern. Der Geistliche rief zu Toleranz und Mitmenschlichkeit auf.

Glorreiche Rückkehr aus Schweizer Exil

"Im Licht des Freudenfeuers sehen wir das Symbol der Hoffnung. Das Licht des Heilands strahlt und wird nicht verlöschen, so wie es im Johannesevangelium 1, Vers 5 steht", nahm der Pfarrer auch Bezug zum Waldenserwappen mit der Umschrift "Lux lucet in Tenebris". Einige Frauen des Heimatgeschichtsvereins erinnerten mit dem Lied "Der Schwur von Sibaoud", vorgetragen in französischer Sprache, an die glorreiche Rückkehr aus dem schweizerischen Exil, den Glorioso Rimpatrio, 1689. Die Waldenser versprachen einander damals, zusammen zu bleiben unter Henri Arnaud als militärischem und religiösem Anführer. Irene Faßnacht sprach zum Schluss im voll besetzten Gotteshaus das Vater Unser im waldensischen Dialekt Patois. Vor der Kirche warteten die Neuhengstetter Alphornbläser mit einigen Musikstücken auf die Besucher, die die bereitgestellten Fackeln entzündeten. Ein Fackelzug setzte sich in Bewegung durch den Ort, am Friedhof vorbei Richtung Sportplatz, wo schon von weitem das Freudenfeuer, ein brennender Holzstoß, leuchtete.

"Den Bolzplatz beim Abenteuerspielplatz haben wir in diesem Jahr gewählt, um den vielen älteren Teilnehmern, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, die Möglichkeit zu bieten, mit dem Auto herzukommen", sagte der Vorsitzende des Heimatgeschichtsvereins, Sebastian Oppelt. Außerdem war schon länger an die Teilnahme der Alphornbläser gedacht. Das wäre am bisherigen Ort der Freudenfeuer, beim Waldenserstein, durch den Lärm der vorbeiführenden Straße nicht möglich gewesen. So zogen in diesem Jahr die Bläser mit zum Feuer und hatten dort einen weiteren, vom Publikum mit wohlwollendem Beifall bedachten, Auftritt. Bei Punsch, Glühwein und Leberkäsweckle verbrachten Waldenser-Nachfahren und Neu-Neuhengstetter ebenso wie Besucher aus den Nachbarorten sowie sogar aus Italien und England ein geselliges Gedenken am wärmenden Feuer.