Bei dichtem Verkehr in der Nähe von Schulen wegen Elterntaxis kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Fast täglich chaotische Verhältnisse am Althengstetter Schulzentrum. Sämtliche Appelle bleiben ungehört.

Althengstett - Viele Eltern lassen es sich nicht nehmen, ihre Kinder mit dem Auto direkt bis ans Althengstetter Schulzentrum zu fahren oder dort abzuholen. Das führt immer wieder zu chaotischen und vor allem zu brenzligen Verkehrssituationen.

Die Zeit drängt mal wieder, der Ranzen ist viel zu schwer, der Schulweg zu lang oder zu gefährlich – Begründungen und Ausflüchte sind schnell gefunden. Also wird der Schulweg nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, sondern die Jungen und Mädchen werden mit dem Elterntaxi zum Unterricht chauffiert.

Das erhöhte Verkehrsaufkommen, riskante Park- und Wendemanöver sowie zum Teil zu hohe Geschwindigkeiten stellen vor allem die jüngsten Schüler auf dem Weg zum Unterricht vor eine große Herausforderung und setzen sie Gefahren aus. Der Automobilclub Europa (ACE) beispielsweise warnt immer wieder davor, dass die Jungen und Mädchen durch den Bringverkehr zur Schule ihrer Selbstständigkeit beraubt werden. Sicheres Verhalten im Straßenverkehr könne schließlich nicht auf dem Autorücksitz erlernt werden.

Erfahrung fehlt

"Schuld ist oftmals der morgendliche Stress der Eltern, übertriebene Fürsorge und manchmal auch Leichtsinn", äußerte sich unlängst Reinhard Mohr, der Regionalbeauftragte für den ACE in Baden-Württemberg. "Aktuelle Zahlen zeigen, und zwar bundesweit, dass nahezu jedes fünfte Kind mit dem elterlichen Fahrzeug zur Schule gefahren wird. Kinder sollten jedoch unterstützt werden, eigenständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad den Weg zum Unterricht zurückzulegen." Nur so würden sie lernen, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Wer seinem Kind möglichst viel abnehmen wolle, nehme ihm wichtige Erfahrungen, Trainingssituationen und letztendlich sein Sicherheitsgefühl, den Schulweg zu meistern.

Der tägliche Bring- und Holservice der Eltern ist immer wieder Thema bei den Lehrern und Rektoren der Realschule sowie der Gemeinschaftsschule. Sämtliche Appelle an die Eltern haben bislang aber offenbar nichts gebracht.

Vermehrt habe man bereits Eltern und natürlich auch die Schüler auf die Situation angesprochen, äußerte sich Christa Wurster-Zischler, Leiterin der Realschule, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Das ist ein ausuferndes Thema. Wir haben dazu auch schon viele Elternbriefe verfasst", so die Rektorin. Manche Autofahrer würden sogar in der Busbucht anhalten oder sich ins Halteverbot gegenüber der Bushaltestelle des Schulzentrums stellen.

Kampf gegen Windmühlen

Besonders unübersichtlich und gefährlich werde es in der dunklen Jahreszeit an diesen Stellen zusätzlich noch durch den Radverkehr. Wurster-Zischler spricht von einem Kampf gegen Windmühlen: "Die, die ich nicht erzogen habe, erziehe ich nicht mehr." Die jeweilige Aufsicht der Schule "kriegt die Krise", wenn die Schüler zwischen den Bussen einfach über die Straße rennen.

Auch im Bereich Verkehrssicherheit würden Probleme in die Schule getragen. Zwar seien vom Kultusministerium Initiativen wie "Bewegte Schule" gestartet worden, doch es brauche vor allem auch Konzepte für mehr Bewegung bei Kindern und Jugendlichen außerhalb der Schule.

Als "schlimm" bezeichnet Hartmut Weber, Leiter der Gemeinschaftsschule, die Situation durch Elterntaxis. "Wir haben das schon im Elternbeirat diskutiert und Rundbriefe verschickt. Das hat aber nicht gefruchtet." Vor allem in der morgendlichen Hektik, auf dem Weg zur Arbeit oder eben zur Schule, "passieren die dümmsten Sachen", so der Rektor. Er sei froh, dass es bislang am Schulzentrum zu keinen schweren Unfällen gekommen sei.