Gestern begann der Prozess gegen das Trio vor dem Tübinger Landgericht. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Justiz: Ein Trio steht wegen drei Fällen schweren Raubs und Körperverletzung vor dem Landgericht Tübingen

Weil sie in Altensteig wegen offener Schulden einen Freund malträtiert und beraubt haben sollen, stehen seit Freitag drei Männer vor dem Landgericht Tübingen. Zudem soll einer bei einem Diebstahl den Detektiv eine Freudenstädter Baumarkts verletzt, die anderen beiden in Schenkenzell einen Therapiebekannten in einer Einrichtung brutal beraubt haben.

Tübingen/Altensteig. Sie kennen sich aus dem Drogenmilieu, sind so was wie Freunde. Kemal ist türkischer Staatsbürger und 33 Jahre alt. Auch der vier Jahre jüngere Rico sitzt, ebenfalls wegen seiner Vorstrafen, in U-Haft. Und der 26-jährige Janik war nicht nur Gastgeber beim gemeinsamen Grillen in Bretten.

Am Ende einer Nacht im Mai vergangenen Jahres sollen sie von dort aus im gestohlenen, von der gemeinsamen Freundin Kira – sie steht in dieser Sache nicht vor der Strafkammer – gesteuerten Auto nach Altensteig aufgebrochen sein. Dort wohnte Ricos Therapiefreund Ako, der sich lange gedrückt hatte, ihm knapp 1000 geliehene Euro zurückzuzahlen. In einer weiteren Wohnung darunter lebte ein weiterer Freund.

Mit Schlägen und Tritten traktiert

Frühmorgens verschaffte sich das Trio Zugang zum Haus, trat die marode Tür zu Akis Wohnung ein und forderte 3000 Euro. Mit Schlägen, Griffen und Tritten sollte wohl nachgeholfen werden. Ersatzweise musste der Schuldner alles Wertvolle zusammenpacken und in die darunterliegende Wohnung schaffen: vom Handy über die Musikanlage bis zum Laptop und der Scheckkarte, dazu 60 Euro Bares. Der Beraubte tat wie verlangt und kam trotz erheblicher Verletzungen danach sogar noch in das benachbarte Bäckercafé, wo das Trio mit der Fahrerin frühstückte.

Am selben Tag gegen 11.30 Uhr fiel dem Detektiv eines Baumarkts im Freudenstädter Gewerbegebiet Sulzhau Janik auf, wie er ein 15 Euro teures Schlüsselanhänger-Tool aus dem Blister riss und in die Hosentasche steckte. Dass er den Dieb zwischen den Kassen und dem Gartencenter stellen wollte, bekam ihm nicht gut. Der Detektiv erlitt Brüche an Rippen und Schulter und Prellungen bei dem, was Janik vor Gericht als "Schubsen" und "Handgemenge" bezeichnete. Er sei, wie schon bei der Tat in Altensteig am frühen Morgen, unter Speed gestanden, gab Janik vor Gericht an. Der Dieb floh, gemeinsam mit seinen am Geschehen selbst unbeteiligten Kumpanen.

Am dritten der angeklagten Fälle, eine Woche darauf im Juni, war hingegen Janik nicht direkt beteiligt. Da sollen Kemal und Rico nachts um 2 Uhr in einer Schenkenzeller Nachsorge-Einrichtung ins Zimmer des Bekannten Frank eingedrungen sein und ihn – wiederum mit Schlägen und Tritten, dazu aber auch noch durch Würgen mit einer Kordel – zur Herausgabe von 380 Euro gezwungen haben. "Aus Geldmangel", sagte Oberstaatsanwältin Nicole Luther zum Motiv. Auch seinen Schlüssel zum Haus und zum Zimmer erpressten die Räuber laut Anklage von Frank.

Für gemeinschaftlichen schweren Raub müssen sich die drei Angeklagten verantworten, der 26-jährige Janik noch dazu für räuberischen Diebstahl, alles in Tateinheit mit Körperverletzung.

Wie sich die Tatbeteiligungen im Detail zuordnen lassen und welche Ausmaße und Folgen die angewendete Gewalt hatte, das muss an vier weiteren Verhandlungstagen die Beweisaufnahme mit acht Zeugen und einem psychiatrischen Gutachter ergeben.

Das Urteil in diesem Prozess wird Ende Februar erwartet.