Bittll Tobias Waidelich (von rechts), Kabarettist Jörg Beirer, Tälesschultes "Mandes" Keller und der Schwarze Peter sorgten bei der Täleskirbe für gute Laune. Und Frank Wurm (links) freute sich über einen 136o Gramm schweren Schwarzwälder Schinken. Foto: Köncke

Tradition fast ausgestorben. Alter Brauch in Altensteiger Unterstadt wird weiter gepflegt.

Altensteig - Im unteren Altensteiger Tal bestimmen die Einwohner traditionell im Oktober ihren Tälesschultes. Einst wäre diese Tradition fast ausgestorben. Doch sie hat überlebt – und wurde auch in diesem Jahr mit Passion praktiziert.

Seit 20 Jahren ist Manfred Keller Tälesschultes von Altensteig. "Gibt es einen Gegenkandidaten?" Wahlleiter Peter Wurster blickte suchend in die Runde. Niemand meldete sich. "Soll Mandes weitermachen?" Da flogen die Hände im Fußballsportheim nur so in die Höhe. Tobias Waidelich griff zur Schelle und gab das einstimmige Ergebnis bekannt. Auch er wurde für ein weiteres Jahr als "Bittl" im Amt bestätigt.

Traditionell bestimmen die Einwohner des Unteren Altensteiger Tales am dritten Wochenende im Oktober ihr Oberhaupt. Der Brauch wäre fast ausgestorben, hätten die Tälemer Fackler mit ihrem Vorsitzenden die Sache seinerzeit nicht in die Hand genommen. Sie sind es auch, die am Heiligen Abend auf dem Altensteiger Hellesberg einen fachmännisch aufgeschichteten, acht bis neun Meter großen Holzstoß – umgerechnet 50 Raummeter – in Brand stecken. Das gesammelte Holz stammt überwiegend von Gebäudeabbrüchen.

Vor der Abstimmung über den neuen/alten Tälesschultes – die Wahl findet pünktlich um 22 Uhr statt – sorgte zum ersten Mal der "Schwarze Peter" (Peter Unger) mit seinem Akkordeon für Bombenstimmung im Sportheim. Zur Täleskirbe gehört auch das Schätzen eines Schwarzwälder Schinkens, der diesmal 1360 Gramm wog.

Höhepunkt war das Gastspiel von Jörg Beirer

Damit er nicht von vielen Händen angefasst wird, musste diesmal erraten werden, wie schwer ein herumgereichte Beutel mit Sägemehl ist. Frank Wurm hatte 598 Gramm auf seinen Zettel geschrieben – und durfte den Schinken als Gewinn mit nach Hause nehmen. Beim "Nageln" standen sich zwei Konkurrenten gegenüber. Wer als erster einen Nagel mit dem Hammer gänzlich in einen Holzklotz trieb, bekam vom Verlierer einen Schnaps spendiert.

Ein Höhepunkt des Abends war das Gastspiel von Jörg Beirer. Der Kabarettist, Gitarrist und Sänger sorgte mit Witzen, Schnurren, Wortspielen, "tiefsinnigen" Gedanken über die Landespolitik und selbst verfassten "Lumpenliedern" für eine Mordsgaudi. Seinen nächsten Comedy-Auftritt hat der gebürtige Altensteiger am Montag, 5. November, als Mitglied der dreiköpfigen "Subbr Schwoba" im Stuttgarter Varietétheater Friedrichsbau. Lustige Beiträge steuerten Michael Heckers und Yvonne Kußmaul zum Unterhaltungsprogramm bei.

Nach seiner Wiederwahl berichtete Keller, was er mit seinen "Untertanen" in diesem Jahr bisher alles unternommen hat – vom Ausflug zum Bierfest nach Zwiefalten bis zum Weißwurstfrühstück im Fackelschopf und der "rauschenden" Geburtstagsfeier für Bittel Tobias (30). Traditionell wurde zu später Stunde der Kirbekuchen serviert, gebacken von der Fußballabteilung des TSV Altensteig.