Der Allgemeinarzt Robert Hector hielt einen praxisnahen und lebendigen Vortrag über die Verordnung von Arzneimitteln. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Arztvortrag: Robert Hector aus Simmersfeld gibt beim VdK Einblicke in den Arzneimittelmarkt

Altensteig-Wart. "Warum bekomme ich oft in der Apotheke nicht mehr die Medikamente, die der Arzt verordnet hat?" Das Thema stieß beim Info-Nachmittag des VdK-Ortsverbandes Altensteig auf großes Interesse. Eingeladen hatte die Vorsitzende Erika Ritter den Allgemeinmediziner Robert Hector aus Simmersfeld, der zusammen mit seiner Frau seit 23 Jahren eine Praxis in Simmersfeld betreibt.

Hector ging in seinem Vortrag auf den Arzneimittelmarkt in Deutschland ein, weshalb immer weniger Originalrezepte ausgestellt werden, was es bedeutet, wenn Pharmahersteller mit Krankenkassen Rabattverträge aushandeln und ob Ärzte wegen des vorgeschriebenen Jahresbudgets zunehmend günstige Arzneimittel verschreiben. Anschließend stand der 61-Jährige noch für Fragen zur Verfügung, die in großer Zahl gestellt wurden.

Aus einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass die Ausgaben für Arzneimittel in Deutschland zuletzt deutlich gestiegen sind. 2015 waren es 53,2 Milliarden Euro. Das Patent für ein Originalpräparat endet nach acht Jahren – mit der Folge, dass inzwischen 77 Prozent sogenannte Generica sind, die laut Hector "von gleicher Qualität sind. Das wird von der Behörde überwacht". Was einen Zuhörer wunderte. Seine Mutter habe immer ein bestimmtes Schlafmittel bekommen. Als das nicht mehr verschrieben wurde, habe sie nicht mehr einschlafen können. Für den Arzt kann das unter Umständen mit der "Ummantelung" der Tabletten zusammenhängen.

Immer mehr Krankenkassen schließen mit der Pharmaindustrie Rabattverträge ab. Mit der Folge, dass der Patient in der Apotheke nicht mehr das Originalmedikament, sondern ein Ersatzpräparat bekommt. Sie seien verpflichtet, ein rabattiertes Arzneimittel abzugeben. "Und wenn das jemand partout nicht will?", kritisierte ein Veranstaltungsbesucher. Dann könne das der Arzt auf dem "aut-idem-Feld" des Rezepts ankreuzen, der Patient müsste aber unter Umständen eine kräftige Zuzahlung leisten. Im Januar 2017 seien laut Statistik bundesweit 25 203 Rabattverträge abgeschlossen worden. Dadurch spare die Krankenkasse im Jahr rund 3,9 Milliarden Euro. Hector: "Die Rabattverträge ärgern mich." Er fühle sich "genau wie Apotheken und die Patienten bevormundet".

Ein Ärgernis sind für ihn ebenso die Internet-Apotheken, die jetzt auch bei verschreibungspflichtigen Medikamenten einen Nachlass gewähren. Dann dürfe man sich nicht wundern, wenn immer Standortapotheken zumachen.

Beim Budget im Gesundheitswesen sei es ein Fortschritt, dass Ärzte deswegen nicht mehr wie früher rückwirkend in Regress genommen werden können