Die Chormitglieder reisten aus allen Ecken Deutschlands und sogar aus dem Ausland an und gaben nach zwei intensiven Probetagen zu Ehren ihres ehemaligen Dirigenten ein Konzert in der Altensteiger Stadtkirche. Fotos: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Ehemalige Kantoristen gestalten Stunde der Kirchenmusik zu Ehren des Ehepaars Wieber

Die 106. Stunde der Kirchenmusik war ein Ausnahme-Konzert. Zu Ehren des Gründers und Vaters der Christophorus-Kantorei, des Kirchenmusikdirektors Jürg Wieber, gestalteten seine ehemaligen Sänger ein ergreifendes Musikfest in der Altensteiger Stadtkirche.

Altensteig. Den willkommenen Anlass, den 90-jährigen Jubilar und seine fünf Jahre jüngere Ehefrau Marianne mit Musik zu würdigen, bildeten die runden Geburtstage sowie die Diamantene Hochzeit des Paares in diesem Jahr.

Wie stark und nachhaltig Wieber das musikalische Wesen seiner Zöglinge seit 1962 geprägt hatte, belegt die Tatsache, dass sich mehrere Schüler bereits 1969 in die Vereinigung ehemaliger Mitglieder der Christophorus-Kantorei (VEMC) zusammenschlossen. Am vergangenen Wochenende reisten rund 50 Frauen und Männer aus entferntesten Ecken Deutschlands, aus Dänemark sowie Südfrankreich an, um sich nach zwei Tagen intensiver Probearbeit mit dem Konzert "Singen ein Leben lang" bei ihrem unvergessenen Meister zu bedanken.

Der erste Beifall im Stehen galt dem Ehepaar Wieber selbst. Sichtlich berührt lauschten sie dann aus der ersten Reihe der A-capella-Chormusik von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Anton Dvorak, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Joseph Rheinberger, Max Reger und Adolf Wieber – Jürg Wiebers Vater.

Vor allem die Ehrlichkeit der Darbietung traf die Gemüter der zahlreichen Zuhörer. Das Musikgeschenk kam aus vielen tiefen Herzen, so dass der Gesang eine starke Ausdruckskraft und reiches Klangvolumen entfaltete. Bei aller sängerischen Hingabe gingen weder Transparenz der mehrstimmigen Faktur noch dynamische Feinheiten unter, und die sorgfältig abgerundeten Schlussfermaten hielten die Spannung bis zum letzten Ton.

Konzertreisen haben "den eisernen Vorhang durchbrochen"

Zu den ehemaligen Choristen zählen Susanne und Eberhard Schuler-Meybier, die sich auch solistisch in vier geistlichen Liedern für Tenorstimme und Orgel eindrucksvoll präsentierten. Der gleichfalls im Chor verwurzelte Liturg Joachim Lauk bezeichnete Wieber als einen der "Pioniere der Nachkriegszeit", da er bei Kantorei-Konzertreisen "den eisernen Vorhang durchbrochen" hat. Auch einige heitere Erinnerungen aus der Schulzeit fügte Lauk hinzu. Zum Ende seines kurzen und liebevollen Laudatio wandte sich der Liturg an die beiden Jubilare mit den Worten "Jetzt kehren die meisten (Ehemaligen) zu euch zurück".

Nach dem lang anhaltenden Beifall umarmte Wieber seinen Nachfolger Michael Nonnenmann mit den Worten "Michael, ich bin dir so dankbar".