Ehemalige Musikschüler feierten ein Wiedersehen mit ihren musikalischen Mentoren. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Musiksommer: Faszinierende Klangwelten beim "Heimspiel"

Altensteig. "Heimspiel", der gewichtige Baustein des Altensteiger Festivals gehört unzertrennlich in das musiksommerliche Stadtbild. Jahr für Jahr treten auf der Bürgerhausbühne Musikschüler von anno dazumal auf, und in einer feierlichen Zusammenkunft geben sie das Zeugnis ihrer Verbundenheit mit ehemaligen Lehrern und der Stadt ab. Der donnernde Publikumsbeifall sowie Freude und ergreifende Momente des Wiedersehens gehören immer dazu.

Und so erwähnte die sichtlich gerührte Blockflötistin Uta Kabella ihre wöchentlichen Fahrten "bei jedem Wetter" aus Freudenstadt nach Altensteig, wo sie ihrerzeit bei Monika Früchtl Unterricht nahm. Jetzt präsentierte sie in Begleitung von Thomas Früchtl (Cembalo) die Musik des schwedischen Komponisten Johan Helmich Roman sowie ein Solostück des Niederländers Jacob van Eick und ihre interpretatorische Aussagekraft ließ die barocke Pracht der Läufe und Verzierungen aufblühen.

Facettenreiche Klangfarbe und Sättigung der hohen Stimme

Auf dem klanglich-stilistischen Gegenpol stand die zeitgenössische, von fernöstlicher Mythologie inspirierte Komposition "Baku" für Solo-Blockflöte von Axel Ruoff. Dessen unergründliches, von rätselhaften Melodie-Wendungen verschleiertes Klima zeigte Kabella in einem großartig gedämpften Farbenlicht und verwandelte die faszinierend-schöne Musik in einen echten Hör-Genuss. Ihrem Auftritt setzte sie ein Sahnehäubchen im Duo mit ihrer Mentorin Früchtl auf. Bestens gelaunt feierten die Frauen ihre Begegnung bei Klängen des Funken sprühenden Tanzes "Bergamasca" von Marco Uccellini.

Der Altus Florian Lauß widmete sein Programm überwiegend den Opernarien von Georg Friedrich Händel. In dem von Thomas Früchtl begleiteten Gesang fielen in der ersten Linie die facettenreiche Klangfarbe und Sättigung seiner hohen Stimme, die sich anmutig jenseits der üblichen Tenor-Skala bewegte, auf. Ohne Pathos, jedoch mit hochemotionaler Glaubwürdigkeit besang Lauss, schier in seiner eigener Welt gefangen, die Gefühlswelt der imaginären Figuren aus der Tiefe des Herzens – und bewegte die Herzen. Diese ausdrucksstarke Stimme fassten Uta Kabella und Monika Früchtl in einen reizenden Rahmen zweier Flöten, und die Opermusik des Francesco Cavalli besiegelte den Erfolg des ehemaligen Ausnahme-Schülers von Eberhard Schuler-Meybier.

Der renommierte Altensteiger Stimmbildner sammelte außer eigenen künstlerischen Errungenschaften auch viele pädagogische Erfolge. Zu seinen aktuellen Zöglingen gehört die nächstjährige Abiturientin des Christophorus-Gymnasiums Vivian Epple (Sopran). Sie stand auf der Bühne mit ihrer Altersgenossin Miriam Jung (Klavier, Klasse Thomas Früchtl).

Die Preisträgerinnen des "Jugend musiziert"-Wettbewerbs und bislang jüngsten Teilnehmerinnen des "Heimspiels" präsentierten an diesem Abend eine Lieder-Auswahl von Frühbarock bis zu musikalischer Neuzeit. In der klar umrissenen, gut artikulierten und mit dynamischen Kontrasten bereicherter Stimme von Epple zeichneten sich subtile Vorboten der Koloratur ab, und die noch in kleinen Rahmen gehaltene Text-Dramatik wies auf ein aufkeimendes musikalisches Einfühlungsvermögen hin.

Ihre Kollegin Jung erwies sich als eine exzellente Stütze für die Solostimme. Technisch zuverlässig, begleitete sie den Gesang mit differenzierter Dynamik des sicheren Anschlags und achtete auf die Tempo-Modalitäten der Solistin. Ihre heranreifende Musikalität fiel besonders in der romantischen und gegenwärtigen Musik auf.

Die Konzertbesucher zeigten sich angetan von der Fülle der Eindrücke und bejubelten das Wiedersehen-Fest auf der Bühne mit langem Applaus.