Reinhold Hammer schließt seinen Buchladen am Altensteiger Marktplatz. Foto: Köncke

Mehrere Gründe führen Reinhold Hammer zu dem Schritt – auch die Sperrung der Poststraße.

Altensteig - Buchhändler Reinhold Hammer schließt sein Ladengeschäft am Altensteiger Marktplatz. Hohe Mietkosten, das Internet und die Sperrung der Poststraße führt der Inhaber als Gründe an. Am Montag, 17. September, beginnt der Räumungsverkauf.

Vor 19 Jahren hatte Hammer in der Poststraße 14 die frühere Buchhandlung Kohler übernommen. Wegen der räumlichen Enge und weil das Geschäft nur über einen Treppenaufgang erreichbar war, zog er nach sechs Jahren in den Neubau Poststraße 33 neben dem Rathaus um. Von der Toplage, einer Verkaufsfläche von 120 Quadratmetern und Parkplätzen direkt vor dem Haus versprach er sich stark steigende Umsätze, um die doppelt so hohe Miete aufbringen zu können. Mit Sybille Seuffer und Bea Zucker hatte er zwei belesene Mitarbeiterinnen an seiner Seite. Außerdem belieferte er neun Schulen der Umgebung mit Lernmaterial.

Dass in den nächsten Jahren immer mehr Literatur im Internet gekauft wurde "habe ich unterschätzt" gibt Hammer zu. "Vielleicht hätte ich deutlich machen müssen, dass ein heute bei mir bestelltes Buch am nächsten Tag in meinem Laden abgeholt werden kann."

Eine Sofaecke mit Kaffeeausschank einrichten, damit interessierte Leser in Ruhe ihre Auswahl treffen können? Oder eine Toto-Lotto-Annahmestelle dazunehmen? Beide Überlegungen zur Umsatzsteigerung ließ der 58-Jährige wieder fallen. Erstens bräuchte man dafür viel Platz und zweitens gebe es in Altensteig bereits mehrere Geschäfte, die Glücksspiele anbieten begründete er seine Entscheidung.

Stöberabende im Laden

Hammer setzte lieber auf Veranstaltungen innerhalb und außerhalb seines Ladengeschäfts. Er lud Schulklassen in die Poststraße 33 ein, ließ den Literaturkurs des Christophorus-Gymnasiums öffentlich Romane und Erzählungen vorstellen, bot "Stöberabende" im Laden mit Getränken und Imbiss an, organisierte Autoren- und Vortragsabende zu unterschiedlichen Themen.

Der 58-Jährige animierte Pater Anselm Grün, in der Evangelischen Stadtkirche aus seinen auflagenstarken Werken vorzulesen und baute einen Büchertisch auf, er packte für einen Kulinarik- und Krimiabend im Überberger "Hirsch" die passende Literatur ins Auto. Und merkte, dass die Umsatzsteigerung nicht ausreichte, um die hohen Fixkosten – allein bei der Miete – auszugleichen und ein adäquates Auskommen zu sichern. "Ich hätte vor fünf Jahren die Reißleine ziehen müssen", bedauert Hammer im Nachhinein. Zum Schluss bot er der Großbuchhandlung Osiander an, bei ihm einzusteigen und ihn als Geschäftsführer anzustellen. "Dafür ist Altensteig zu klein", habe man ihm zu verstehen gegeben.

Die Vollsperrung der Poststraße habe, so Hammer dann "nachweislich" zu einem Umsatzrückgang geführt. Die Miete zu senken, darauf sei der Hauseigentümer nicht eingegangen.

Als durchsickerte, dass er auch deswegen ans Aufgeben denke, sei ihm in der gleichen Straße ein paar Häuser weiter ein ebenso großes Ladengeschäft "zum halben Preis" angeboten worden "Ich habe mir das überlegt", sagt Hammer, weil aber die Poststraße im Rahmen der Stadtentwicklung über Jahre gesperrt bleibt, habe er davon Abstand genommen und bei der Gelegenheit erfahren, dass auch andere Ladengeschäfte an der B28 "sorgenvoll in die Zukunft blicken".

Und wie geht es für ihn weiter? Er werde sich "neu orientieren", blickt der 58-Jährige nach vorne und hält es mit dem letzten Satz des Gedichts "Stufen" von Hermann Hesse – "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde".