Niklas Luginsland lässt sich von der Glasknochenkrankheit nicht unterkriegen / Jetzt wird er von der WSJ geehrt
Von Manfred Köncke Niklas Luginsland betreut die D-Jugend der Altensteiger TSV-Handballer. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde der 17-Jährige nun von der Württembergischen Sportjugend geehrt.Ehrenamtliche Jugendbetreuer gibt es viele (wenn vielleicht auch nicht genug). Niklas Luginsland allerdings leidet seit seiner Geburt an der unheilbaren Glasknochenkrankheit, die ihn sein Leben lang an den Rollstuhl fesseln wird. Wer glaubt, dass der 17-Jährige mit seinem Schicksal hadert, irrt jedoch. Mitschüler am Christophorus-Gymnasium beschreiben ihn trotz seiner körperlichen Einschränkung als "meistens fröhlich und gut gelaunt" und bescheinigen ihm, dass er viel Selbstbewusstsein und Energie ausstrahlt. Nach dem Abitur im nächsten Jahr will er Kultur- und Sportmanagement studieren.
Handball-Jugendleiter Jochen Holzäpfel kann sich das trotz der Behinderung vorstellen. Luginsland betreut nicht nur die D-Jugend, sondern organisiert gemeinsam mit Mitschülern jedes Jahr ein Fußballturnier für alle Altensteiger Schulen und führt im Vorfeld die Sponsorengespräche.
Als die Württembergische Sportjugend (WSJ) den Wettbewerb für vorbildliche Betreuertätigkeit ausgeschrieben hat, meldete der TSV den 17-Jährigen an. Eine neunköpfige Jury sichtete und bewertete die eingereichten Bewerbungen und vergab den ersten Platz an Niklas Luginsland. Als Belohnung winken 1000 zweckgebundene Euro und eine Trophäe. Die Preisverleihung findet am 25. März in Stuttgart statt. VfB-Sportchef Freddy Bobic hat bereits sein Kommen zugesagt.
"Der Niklas ist ein echter Kumpel", sagt sein Freund Julian Reime, der mit ihm die Kursstufe K1 des Gymnasiums besucht und seit drei Jahren als Handball-Jugendbetreuer im TSV aktiv ist. Luginsland habe ihn oft zu Punktspielen begleitet. Ende 2011 fragte die Abteilungsleitung bei dem 17-Jährigen an, ob er nicht Lust hätte, ebenfalls eine Jugendmannschaft zu trainieren. Als die Ärzte und seine Mutter grünes Licht gegeben hatten, war es im Januar 2012 soweit. Niklas kümmerte sich zunächst um die gemischte E-Jugend des Handballbezirks Achalm-Nagold. Die neun- bis elfjährigen Jungen und Mädchen hätten ihn, wurde von zuständiger Seite versichert, trotz seiner Behinderung voll akzeptiert. Durch seine humorvolle und offene Art sei es ihm leicht gefallen, Hemmungen erst gar nicht aufkommen zu lassen, sie hätten ihn "als ganz normalen Trainer" behandelt.
Der 17-Jährige betreutseit 2013 dieTSV-Handball-D-Jugend
Seit März 2013 ist der Gymnasiast zusammen mit André Dannenberg und Julian Reime für die männliche Handball-D-Jugend des TSV Altensteig verantwortlich. Luginsland nimmt immer dienstags am Trainingsbetrieb teil und ist für den Bereich Kondition, Kraft und Motivation zuständig. Ein Teil der Übungen denkt er sich selbst aus, oft gibt er auch Aufgaben aus seiner eigenen Krankengymnastik vor. Sein "Pate" Julian Reime setzt die Anweisungen in die Praxis um – "die Korrekturen nehmen wir aber gemeinsam vor." Es sei schon vorgekommen, dass Niklas bei Bedarf in der Pause eines Punktspiels eine "Kabinenpredigt" gehalten habe. Wenn sie fruchtete, seien die Spieler mit Schokoladenriegeln belohnt und einzeln abgeklatscht worden. "Der Niklas ist ehrgeizig und erfolgsorientiert", wissen seine Jungs.
Von der Zusammenarbeit "profitiert auch mein Sohn", sagt die Mutter. Niklas würde große Fortschritte an der Gehhilfe und bei den Kräftigungsübungen machen. Vor zehn Jahren hätten weder sie noch die Ärzte gedacht, dass sich die schwere Form der Glasknochenkrankheit so positiv entwickeln würde. Die Mitarbeit in der Handballabteilung und die übertragenen Aufgaben hätten dazu sicher beigetragen.
Nachdem es auf beiden Seiten klappt, wurde der 17-Jährige auch schon als Aushilfsbetreuer in der B-Jugend eingesetzt, er ist Zeitnehmer im Schiedsgericht und sitzt für die Handballabteilung im Jugendausschuss des TSV Altensteig. "Der Niklas ist ein Vorbild für uns", sagt Jugendleiter Holzäpfel und hat sich riesig gefreut, dass die ehrenamtliche Tätigkeit von der WSJ gewürdigt wird. Beim jüngsten Training in der Eichwaldhalle hat ein privates Fernsehteam die D-Jugend und ihren Betreuer gefilmt. Gezeigt wird der Film bei der Preisverleihung in Stuttgart.