Carmen Jauch (links) und Beate Vöhringer gaben zum Beginn des Orgelfrühlings ein Konzert auf hohem Niveau. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Der Alpirsbacher Orgelfrühling beginnt mit vielfältigen und effektvollen Transkriptionen

Populäre klassische Melodien, aber auch musikalische Raritäten: Die Matinee zum Start in den Alpirsbacher Orgelfrühling stand unter dem Motto "Transkriptionen".

Alpirsbach. Mitreißend und frisch war die musikalische Auswahl von Bearbeitungen bei der Orgelmatinee am Sonntagvormittag. Kantorin Carmen Jauch und Beate Vöhringer an der Orgel begeisterten mit Charme, Vielfalt und lebendiger Musizierfreude.

An die 250 Zuhörer besuchten am Muttertag das Auftaktkonzert zum Alpirsbacher Orgelfrühling. Mit frühlingshafter Ausgelassenheit begann diese Reihe von Matineen, die bis in den Herbst hinein regelmäßig Konzerte auf hohem Niveau bietet und einen festen Stamm von Besuchern hat. Viele Einheimische aber auch zahlreiche Auswärtige besuchten die Konzertstunde in der fast voll besetzten Klosterkirche, die die richtige Atmosphäre bot, um den musikalischen Genuss auf sich wirken zu lassen.

Axel Kohler, Laienvorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats, freute sich, "dass so viele Musikfreunde dem Ruf der Orgel gefolgt sind, um Dinge, die man anders gewohnt ist, mal auf der Orgel zu hören." Im Hinblick auf die Europawahl habe man eine Reise durch die Kultur Europas vorbereitet, kündigte er an.

Zu hören waren denn auch Orgelbearbeitungen aus vielen Ländern Europas, um so das Ohr für die Vielfalt und die kulturellen Unterschiede zu schärfen. Los ging es mit dem Concerto in d-Moll von Johann Sebastian Bach. Den expressiven Charakter, den der Komponist in dieses Werk legte, setzte Carmen Jauch leidenschaftlich um.

Bearbeitung von Maurice Ravels "Bolero" einer der Höhepunkte

Die Kantorin verstand es brillant, das eigentlich für Streicher komponierte Werk mit den Klängen der Orgel zu verschmelzen.

Beim vierhändig dargebotenen "Türkischen Marsch" aus Ludwig van Beethovens "Die Ruinen von Athen" konnte man sich die Tänzerinnen in ihren Röckchen bildlich vorstellen. Der Reichtum der Klangfarben der "Königin der Instrumente" regte wohl auch Gottfried Federlein dazu an, das Präludium in g-Moll von Sergej Rachmaninoff in einer Fassung für Orgel zu bearbeiten.

Ein Höhepunkt der Matinee war die gut zehnminütige Interpretation des weltberühmten "Bolero" zu vier Händen. Maurice Ravels Melodie wanderte mäßigen Schrittes durch die Orgelpfeifen und wurde bei jeder Wiederholung voluminöser. Traumhafte Klangbilder, perlende hohe Läufe und rasante Stürze, alles in Szene gesetzt mit großartigem Pedaleinsatz, prägten die Bearbeitung dieses wunderbaren Ohrwurms.

Mit ihrer Deutung der "Moldau" des Tschechen Bedrich Smetana schuf Carmen Jauch frühsommerliche Leichtigkeit und ließ gefühlvolle Bilder im Kopf entstehen. Die Gäste konnten dem Lauf des Stroms, beginnend bei den kleinen Quellen über die Vereinigung der beiden Bächlein zu einem Fluss, durch Wälder und freie Landschaften, anschaulich folgen. Viele im Publikum lauschten dem sinfonischen Zyklus mit geschlossenen Augen.

Variationen einer Ballade des US-amerikanischen Organisten Eugene Thayer beschlossen die musikalische Reise durch Europa schließlich im schottischen Hochland. Das Publikum dankte den beiden Virtuosinnen mit anhaltendem Beifall.