Frührentner kämpft um seinen Telefon- und Internetanschluss. Keine klaren Antworten vom Unternehmen.

Alpirsbach - Das Telefon wurde 1861 erfunden, 20 Jahre später wurden in Berlin und im Elsass erste Vermittlungsstellen für Gespräche eingerichtet. Ein Telefon-Saga der ganz anderen Art spielt sich derzeit in Alpirsbach ab.

Angefangen hat die Geschichte am 1. August dieses Jahres. Jörg Kirschner, 51 Jahre alt und Frührentner, ist in sein neu gekauftes Zweifamilienhaus in Römlinsdorf, Brunnenstraße 22, umgezogen – und stellte bei der Telekom einen Antrag auf Telefon- und Internetanschluss. "Keine große Sache, dachte ich mir", sagt Kirschner heute. "Telefon – das ist ja heute nicht mehr High-Tech-Neuland." Außerdem habe der Mieter im Parterre bereits einen Anschluss. Es sollte also kein Problem sein.

Die Antwort der Telekom kam umgehend. Man "freue sich sehr", dass Kirschner sich für Telekom entschieden habe, hieß es da einleitend, freundlich und nichtsagend. Doch zugleich hieß es auch: "Bitte haben Sie noch etwas Geduld. Unsere technische Prüfung steht noch aus." Das wiederum hörte sich wenig ermutigend an. "Im Moment prüfen wir, ob und ab wann wir die gewünschten Leistungen technisch bereitstellen können."

Ob und wann? Ok, Römlinsdorf liegt zwar im Schwarzwald, doch auch nicht am Ende der Welt, dachte sich Kirschner etwas irritiert. Der Mann im Parterre hat ja schließlich Telefon, bei ihm selbst im ersten Stock ist sogar noch eine Telefon-Dose in der Wand...

Doch dann begann "das große Warten", wie es Kirschner nennt. "Es war zum Lachen." Immer und immer wieder habe er auch mündlich bei der Telekom nachhaken müssen, mehrfach habe er keine klare Antworten erhalten. Dann wurde ihm mündlich beschieden, dass es in Römlinsdorf derzeit "keinen freien Port mehr gebe", es müssten zunächst "bauliche Maßnahmen" ergriffen werden.

Für freien Port müsste erst jemand sterben

Schließlich, nach nochmals mehreren Nachfragen, habe ein Mitarbeiter am Telefon erklärt, "es müsste erst jemand sterben, bevor wir einen freien Port bekämen". Als er das hörte, blieb Kirschner sozusagen die Luft weg. "Das war der Hammer." Doch was konnte er tun? Immer mehr staute sich kalte Wut auf. Was ihn besonders erbost: Mehrfach hätten Telekom-Mitarbeiter einfach den Hörer aufgelegt, wenn ihnen seine Nachfragen lästig geworden seien. Und zu alledem: "Noch immer hat sich kein Telekom-Mitarbeiter bei mir zu Hause blicken lassen."

Dann, am 29. August, also immerhin lockere vier Wochen, nachdem der Antrag gestellt war, kam eine neuerliche Hiobsbotschaft: "Einen endgültigen Termin können wir Ihnen heute noch nicht nennen. Derzeit prüfen wir, ob und wann wir Ihnen das gewünschte Produkt bereitstellen können." Wieder dieses ominöse "Ob und wann", das kannte Kirschner ja schon. "Im Moment", hieß es in dem Schreiben weiter, gehe man davon aus, den Auftrag am 2. Oktober ausführen zu können – also gut zwei Monate nach Antragbeginn.

"High-Tech-Deutschland im Jahr 2019 – am Beispiel Telekom", könnte man die Saga nennen. Unterdessen vor Ort in der Brunnenstraße in Römlinsdorf: "Mit der Telekom wird das nichts", hätten ihm bereits Nachbarn erklärt, die ebenfalls schweren Ärger mit der Telekom gehabt hätten – und jetzt auf Satelliten umgestiegen seien. Und zu alledem: "Nach wie vor hat sich kein Telekom-Mitarbeiter bei mir blicken lassen, um mal vor Ort nach den konkreten Bedingungen zu schauen", so Kirschner heute.

Eine Entschuldigung, aber keine Erklärung

Eine Anfrage des Schwarzwälder Boten bei der Pressestelle der Telekom ergab zumindest eins – eine Entschuldigung. "Für eventuell entstandene Unannehmlichkeiten möchten wir uns bei Herrn Kirschner entschuldigen", hieß es da recht brav. "Unser technischer Service prüft den Fall und arbeitet an einer Lösung." Und weiter heißt es: "Wir möchten Ihnen versichern, dass wir Herrn Kirschner so schnell wie möglich helfen werden."

So schnell wie möglich? In Worten: nichts Konkretes. Auch hier keine Erklärung auf die banale Frage, warum es so lange dauert. Auch keine Antwort darauf, wann Herr Kirschner denn nun mit einem Anschluss rechnen könnte – oder überhaupt eine Versicherung, dass er einen Anschluss bekommen wird. Kommentar Kirschner: "Darüber kann ich nur lachen."

Doch zeitgleich mit der Anfrage der Zeitung bei der Pressestelle erhielt Kirschner eine neuerliche Antwort. Darin hieß es in dürren Zeilen und wortgleich wie in der allerersten Mail: "Wir freuen uns sehr, dass Sie sich für die Telekom" entschieden haben. "Bitte haben Sie noch etwas Geduld. Unsere technische Prüfung steht noch aus."

Wie, die Prüfungen sind immer noch nicht abgeschlossen?, fragt sich Kirschner irritiert und zusehends wütend. "Im Moment prüfen wir, ob und ab wann wir die gewünschten Leistungen technisch bereitstellen können", schreibt die Telekom Wort für Wort wie bereits sechs Wochen zuvor.

"Sobald wir mehr dazu wissen, informieren wir Sie mit einer Auftragsbestätigung über den genauen Bereitstellungstermin", hieß es mit "freundlichen Grüßen".

Von einem konkreten Termin war diesmal also nicht die Rede – auch nicht mehr von dem zuvor anvisierten 2. Oktober. Wieder also nur eine mehr als vage Antwort, keine klare Zusage. Kirschners trockener Kommentar: "Das ist der Hammer, das ist das Standardschreiben, das sie immer verschicken, wenn sie nichts zu sagen haben." Kirschner weiß nicht, was er jetzt tun soll. Telekom habe ja schließlich das Leitungsmonopol. "Ich gehe nicht davon aus, dass hier bald etwas passiert." High-Tech-Land Deutschland 2019 – am Beispiel Telekom.