Das Ensemble L’Estro Armonico führte ins Europa des 18. Jahrhunderts und überzeugte bei Werken unterschiedlicher Nationalstile mit temperamentvollem Spiel. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder Bote

Kreuzgangkonzert: Virtuos und impulsiv: L’Estro Armonico spielt europäische Musik des 18. Jahrhunderts

Beim dritten Kreuzgangkonzert in Alpirsbach spielte das virtuose Barockensemble L’Estro Armonico Werke des europäischen Hochbarocks und der frühen Klassik.

Alpirsbach. Das Barockensemble L’Estro Armonico überzeugte beim dritten Kreuzgangkonzert mit zarten und temperamentvollen Tönen. Eleganz und Dramatik prägten die Interpretationen. Die gut 250 Zuhörer sparten denn auch nicht mit Beifall.

Der Verein der Kreuzgangkonzerte hatte wieder mal ein glückliches Händchen bewiesen. Nicht nur dass das Kammerorchester den Charme europäischer Musik aus dem 18. Jahrhundert präsentierte. Mit dem Barockorchester L’Estro Armonico hatte der Veranstalter zudem ein Ensemble nach Alpirsbach geholt, das vor Ideen nur so sprudelte.

Das mit "Les Nations" überschriebene Konzert geriet am Samstagabend zu einem echten Hörgenuss, denn den acht Musikern gelang ein reizvolles Spiel mit verschiedenen Klangfarben. Vom Versailler Hof geprägte französische Musik wechselte mit der Klangwelt aus dem alten Italien und Werken zweier deutscher Meister.

Das im Jahr 2012 gegründete Ensemble bezauberte durch präzise Spieltechnik auf historischen Instrumenten und verfügte auch über eine enorme Klangfülle. Genüsslicher Barock, der aufhorchen ließ, steckte im einleitenden Oboen-Konzert des Italieners Giovanni Benedetto Platti, der Mitte des 18. Jahrhunderts am Hof der Würzburger Fürstbischöfe angestellt war. Sabina Weyermann an der Oboe erwies sich als virtuose, anspornende Musikerin. Wie die beiden Violinistinnen Anna Ritter und Charlotte Mercier gleichrangig musizierten, unterstützt vom forschen Violoncello, gespielt von der Alpirsbacherin Monika Ecker, und der dezenten Kontrabass-Grundierung von Shuko Sugawa, das zeugte von großer Harmonie im Ensemble und beeindruckte die Zuhörer in der lauen Sommerabendluft sichtlich. In Johann Sebastian Bachs Cembalokonzert in D-Dur faszinierte insbesondere Adhi Jacinth Tanumihardja am Cembalo durch seine temperamentvolle Herangehensweise an alle drei Sätze.

Sehnsuchtsvolle Melodien

Im eher verhaltenen Mittelsatz beteiligt der Komponist auch einzelne Streicher mit kleinen Soli. Hier übernahmen die Viola (Florent Laplache) und die Violinen eine bedeutende Funktion. In Deutschland blieb das Ensemble dann mit einem Flötenkonzert von Georg Philipp Telemann. Das geriet zu einem echten Höhepunkt, nicht nur wegen der langen Dauer, sondern wegen der außergewöhnlichen Besetzung mit zwei Flöten und dem Streicherensemble, das beinahe sinfonische Klangfülle vermittelte. Wunderbar ließen Flötistin Nadja Camichel und Sabine Weyermann, die ihre Oboe mit der Blockflöte tauschte, die verschiedenen europäischen Nationalstile des Barock, die der Meister der singenden Melodie dort hineinpackte, spüren. Herzlichen Applaus gab es schließlich für diese pulsierende Musik aus sehnsuchtsvollen Melodien. Mit charmanten Solostücken des französischen Komponisten Francois Couperin und dem Concerto Grosso des im italienischen Lucca geborenen Violinisten Francesco Geminiani malte das virtuose Ensemble musikalische Bilder, die tief in diese Epoche blicken ließen.

Lebhafter Beifall belohnte die Interpreten des sommerlichen Kammerkonzerts, das in den Köpfen und Herzen der Besucher wohl noch lange nachklang. Mit kleinen Speisen bewirteten die Siebtklässler der Werkrealschule die Konzertbesucher.