Setzt nun auch wieder auf Dosenbier: Brauereichef Carl Glauner. Foto: Altendorf-Jehle

Brauereichef Carl Glauner: Reaktion auf Marktentwicklung. Kistenvielfalt sabotiert Mehrwegsystem.

Alpirsbach - Alpirsbacher Klosterbräu war die erste Brauerei im Land, die Dosenbier abfüllte. Dann stieg sie aus dem Dosengeschäft aus – und nun wieder ein. Brauereichef Carl Glauner begründet die überraschende Wende mit der Marktentwicklung.

Das Alpirsbacher Spezial gibt es nun wieder in der Dose. Auf Nachfrage kommt vom Chef der Alpirsbacher Klosterbrauerei keine begeisterte Werbebotschaft, vielmehr der Satz: "Ich verstehe den Verbraucher." Carl Glauner hätte sich eine andere Entwicklung gewünscht. Doch er hat auch ein gewisses Verständnis für die Forderung des Verbrauchers. Bei Wanderungen ist die Dose praktischer, und bei manchen Veranstaltungen darf Bier in Flaschen gar nicht mehr mitgebracht werden.

Alpirsbacher war einst die erste Brauerei, die in Dosen abfüllte

Einst war Alpirsbacher Klosterbräu die erste Brauerei in Baden-Württemberg, die Dosenbier abfüllte. In den 80er-Jahren verabschiedeten sich die Brauer jedoch aus ökologischen, ökonomischen und strategischen Gründen komplett vom Dosengeschäft. Beseelt vom Gedanken, dass nur Mehrweg der richtige Weg ist, entwickelte Carl Glauner zusammen mit dem BUND die Unica-Kiste. Denn das größte Hemmnis des Mehrwegsystems war die Bierkistenvielfalt.

Durch eine Einheitskiste für alle Brauereien hoffte man auf einen Siegeszug des Mehrwegsystems. Anfänglich waren auch mehrere Brauereien dazu bereit, mitzumachen – nach dem Motto: Es kommt nicht auf die Kiste, sondern auf den Inhalt an. Der Werbeeffekt einer Kiste – durch Farbe und Beschriftung sieht der Kunde schon von Weitem, wo sein Lieblingsbier steht – wurde damals allerdings unterschätzt. Vor zehn Jahren kehrte auch die Alpirsbacher Klosterbrauerei zur individuellen Bierkiste zurück.

Nach wie vor Verfechter des Mehrwegsystems

"Wir sind nach wie vor Verfechter des Mehrwegsystems", sagt Glauner, "stellen aber fest, dass heute viele Brauereien auch zu individuellen Flaschenformen übergehen, das macht das Ganze noch schwieriger." Schwieriger deshalb, weil individuelle Flaschen nicht einfach nur gereinigt und dann – gleich von welcher Brauerei – wiederverwendet werden können.

Der Sortieraufwand hat stark zugenommen. Glauner: "Individuelle Kisten und Flaschen sabotieren das Mehrwegsystem." Bei vielen sportlichen Aktivitäten in der Natur, sei es beim Wandern, Fahrradfahren, bei Familienausflügen und im Urlaub möchte der Verbraucher sein Bier nicht mehr in schweren Flaschen mitschleppen, zumal die anderen Getränke allesamt in Dosen oder PET-Flaschen zu haben sind. Nur noch Wasser und Bier sind überhaupt noch in bedeutsamen Anteilen in Mehrwegflaschen erhältlich. PET-Flaschen, früher ein Aufreger, sind heute ganz normal. Vor diesem Hintergrund möchte der Verbraucher auch Einweg-Dosenbier haben, manche liebäugeln auch mit Bier in PET-Flasche. Doch da macht die Klosterbrauerei bisher nicht mit. Carl Glauner: "Dort kommen neben ökologischen auch noch gesundheitliche und geschmackliche Bedenken dazu." Der Brauereichef versichert: "Für uns ist nach wie vor der Mehrweg der richtige Weg. Doch wir orientieren uns natürlich auch an den Verbraucherwünschen. Wenn wir nun unser Hauptprodukt Alpirsbacher Spezial auch in Dosen anbieten, ist das keine Abkehr von unseren ökologischen Grundwerten, sondern der Marktentwicklung geschuldet."