Jubiläum: Der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel spricht über das Christentum und Europa

Der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) hielt bei der 100-Jahr-Feier der katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Alpirsbach den Festvortrag. Im Haus des Gastes ging es um "Christentum und Politik".

Alpirsbach. Zu dem Vortrag waren mehr als 150 Zuhörer gekommen. Marc Wesle, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, sprach über die politischen Stationen Teufels, seine kirchlichen Aktivitäten und seine frühere Mitgliedschaft im Deutschen Ethikrat.

Erwin Teufel ging in seinem Vortrag zunächst auf die Gründung des Klosters im Jahr 1095 durch die Benediktiner, die Reformation und die heutige Situation ein. Hauptmerkmal des Christentums sei Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Auch auf die Verantwortung der Christen ging Teufel ein.

Die Menschen seien heute weltweit vernetzt und hätten so viele Informationen darüber, was weltweit geschehe. "Ja, wir sind heute zu Weltbürgern geworden", sagte Teufel. Man könne sich nicht mehr herausreden, von etwas nichts gewusst zu haben.

Er habe sich als junger Mensch mit den Kriegen in Europa beschäftigt und war mit 17 in die CDU eingetreten. Er sei überzeugt gewesen, etwas tun zu müssen, wenn die Menschen in Europa in Frieden leben wollen. Teufel zitierte dabei auch den ehemaligen englischen Premierminister Winston Churchill, der bei Friedengesprächen 1946 bereits von den Vereinigten Staaten von Europa gesprochen habe. Er sei der Meinung gewesen, dass die Deutschen und Franzosen damit beginnen müssten.

Ergebnis von Freundschaftspolitik

Die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft sei ein Ergebnis von Friedens- und Freundschaftspolitik gewesen. Dementsprechend sei die Europäische Union eine Friedens- und Freundschaftsgemeinschaft gewesen, bevor sie zur Wirtschaftsgemeinschaft wurde.

Zudem ging Teufel auf die Wehrpflicht ein. Er hätte die Wehrpflicht nicht abgeschafft, sondern eine andere allgemeine Dienstpflicht eingeführt, bei der Bundeswehr, aber auch im sozialen Bereich und in der Entwicklungshilfe. Den Europäern sei in der schlimmsten Not nach dem Zweiten Weltkrieg geholfen worden. Daraus ergebe sich eine Verantwortung, anderen Menschen weltweit zu helfen. Zum Abschluss zitierte er das Tagesgebet aus dem ersten Adventssonntag "Gott du schenkst uns das Wollen und auch das Gelingen". Mit langem Beifall würdigten die Zuhörer das nachdenklich stimmende Referat.

Nach der musikalischen Darbietung von Verena Seid mit ihrer bewegenden Stimme und Stefanie Egelhof am Klavier dankte Diakon Georg Lorleberg Erwin Teufel, dass er die Christen an die soziale Verantwortung erinnert hatte.

Anschließend stellten die Zuhörer dem ehemaligen Ministerpräsidenten einige Fragen. Eine Frau wollte angesichts des Brexits wissen, woher es komme, dass Völker wieder auseinanderstreben. Teufel antwortete, dass es leichter sei, in der Not zusammenzuhalten als im Wohlstand. Aus der Geschichte müsse man lernen, also müsse Geschichte auch vermittelt werden. Sowohl die Eltern, die Schule als auch die Vereine und Kirchen trügen dafür Verantwortung.

Lob für präzises Urteilsvermögen

In einer Frage ging es um das Engagement der Jugend. Teufel forderte die jungen Menschen auf, sich politisch zu engagieren, auch schon in den Gemeinden.

Die letzte Frage betraf die Zukunft der Kirche und der Werte. Teufel sagte: "Wir müssen alles tun, dass wir Werte nicht nur vertreten, sondern mit gutem Beispiel vorangehen". Kirchengemeinden, Dekanate und Diözesen müssten mehr tun gegen die Not in der Welt und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Verantwortung übernehmen.

Georg Lorleberg dankte Teufel und nannte ihn eine profilierte und herausragende Politikpersönlichkeit mit präzisem Deutungs- und Urteilsvermögen. Lorleberg und Marc Wesle überreichten Teufel einen Präsentkorb und seiner Frau Edeltraud einen Blumenstrauß. Lorleberg dankte auch allen, die zum Gelingen der Feier beigetragen hatten, vor allem Rosa Dombrowsky, der Frau des ehemaligen Landrats Peter Dombrowsky, die viel zum Gelingen beigetragen und ihren Bruder, Erwin Teufel, eingeladen hatte. Wesle würdigte das Engagement von Lorleberg bei der Organisation der Jubiläumsfeierlichkeiten.