Landrat Klaus Michael Rückert (links) sprach im Brenner-Kindergarten in Alpirsbach mit Teilnehmern des BEF-Alphakurses; in der Mitte stehend Roland Peter vom Kultusministerium. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Asylbewerber: Sprachkurs für erwachsene Flüchtlinge in Alpirsbach noch bis Ende des Jahres gesichert

Seit einem Jahr gibt es in Alpirsbach ein spezielles Bildungsangebot für erwachsene Flüchtlinge mit schlechten Sprachkentnissen. Und in der Klosterstadt hofft man, dass es auch nach dem Jahreswechsel noch beibehalten werden kann.

Alpirsbach. Hinter dem sperrigen Begriff BEF-Alpha-Kurs verbirgt sich das Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge mit keinen oder geringen Sprachkentnissen. Landrat Klaus Michel Rückert informierte sich bei einem Besuch vor Ort über den Kurs. Im Georg-A.-Brenner-Kindergarten auf dem Sulzberg in Alpirsbach sprach er mit Initiatoren und Mitarbeitern, aber auch mit den teilnehmenden Flüchtlingen selbst. "Hier greifen alle Zahnräder inein-ander", fasste Rückert seinen rundum positiven Eindruck zusammen.

Dass Alpirsbach bei dem vor allem vom Kultusministerium geförderten Projekt schnell zum Zuge kam, ist in erster Linie Pfarrer Horst Schmelzle zu verdanken. Er ging im Sommer vergangenen Jahres mit dem Förderantrag zum Flüchtlingskoordinator des Landratsamts. Zusammen mit der Firma BAZ (heute Krea Tec UG) wurde ein Konzept erarbeitet und der Förderantrag gestellt – mit Erfolg: Alpirsbach wurde als einer von landesweit zwölf Standorten in Baden-Württemberg ausgewählt, an denen ein BEF-Alpha-Kurs angeboten wird. Heute sind es 16.

980 Kursstunden in den Bereichen Sprachförderung, Berufsorientierung, Alltagskompetenzen und Gemeinschaftskunde beinhaltete das Bildungsjahr in Alpirsbach. 50 000 Euro steuerte das Landesministerium an Bundesmitteln zur Finanzierung des Projekts bei, 5000 Euro der Landkreis Freudenstadt.

Anfangs waren es 27 Kursteilnehmer, derzeit sind es noch 23 – 13 Männer und zehn Frauen. Damit, so Ingo Wolf von der Firma Krea Tec UG, wird die angestrebte Frauenquote von 50 Prozent fast erreicht. Bei dem angesprochenen Personenkreis sei das durchaus nicht selbstverständlich, betont der Krea-Tec-Prokurist. Für die Betreuung der Kinder der Teilnehmer sorgt der Tageselternverein Freudenstadt.

Der Sprachintegrationskurs werde sehr gut angenommen, sagte Bürgermeister Michael Pfaff bei dem Besuch des Landrats. Er dankte Ingo Wolf und Projektleiterin Lorena Wolf, aber auch den ehrenamtlichen Helfern wie Pfarrer Horst Schmelzle und Elisabeth Hünewinkel vom Arbeitskreis Asyl Alpirsbach. Ingo Wolf gab das Kompliment postwendend zurück: Dass die Stadt die Räume im früheren Brenner-Kindergarten zur Verfügung stelle, "hilft uns ungemein".

Benjamin Geigl, beim Landkreis Leiter des Amts für Migration und Flüchtlinge, meinte zu dem Kursangebot: "Das ist eine tolle Geschichte in Alpirsbach." Pfarrer Host Schmelzle hob hervor, dass es durch den Kurs auch mehr Akzeptanz für die derzeit rund 70 Flüchtlinge in Alpirsbach gibt. "Wir haben ganz wenig Probleme mit Asylbewerbern", betonte Schmelzle und würdigte zudem die Arbeit der rund 25 ehrenamtlichen Helfer vom Arbeitskreis Asyl. Nicht wenige der Flüchtlinge in Alpirsbach hätten mittlerweile Arbeit gefunden, beispielsweise bei Straßenbauunternehmen.

Norbert Lurz und Roland Peter vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport gingen auf die Anfänge des BEF-Alpha-Kurses ein. 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, habe man im Kultusministerium die Notwendigkeit der Erwachsenenbildung erkannt, so Lurz.

Viele Flüchtlinge hatten geringe Sprachkenntnisse, und schnell war klar: Der Anteil der Analphabeten ist höher als gedacht. Der BEF-Alpha-Kurs dient allerdings nicht nur dem Spracherwerb, sondern soll laut Lurz auch Berufsorientierung und Alltagskompetenzen vermitteln. Sieben Teilnehmer des Kurses in Alpirsbach haben ein Praktikum absolviert. Einige, vor allem jüngere der meist afghanischen Asylbewerber können schon recht gut Deutsch sprechen, worüber sich Rückert im Gespräch mit ihnen freute. Einer der Flüchtlinge hatte schon Sprachkentnisse der Kompetenzstufe A2 nachgewiesen. Allerdings, gab Ingo Wolf zu bedenken, ist auch dann der Weg noch weit – selbst wenn jemand B1 oder B2 schaffe, stehe noch nicht fest, ob es etwa bei der Ausbildung klappt. Aus der Unterrichtspraxis berichteten Projektleiterin Lorena Wolf sowie ihre Mitarbeiterinnen Ulrike Brügmann und Concetta Maccarrone. Brügmann sagte: "Ich bin von den Schülern begeistert. Sie lernen eifrig." Die Alphabetisierung habe man abgeschlossen, nun werde viel im A2-Bereich gearbeitet. Kaum ein Asylbewerber sei bei dem Kurs mit 28 Unterrichtseinheiten pro Woche abgesprungen.

Nun sind auch in dem BEF-Alpha-Kurs erst mal Ferien. Von September bis Dezember geht es mit knapp 600 Stunden in die Verlängerung. Eine Zusage des Kultusministeriums über 21 000 Euro macht’s möglich. Bei dem Besuch des Landrats und der beiden Vertreter des Kultusministeriums wurde an letztere die dringende Bitte herangetragen, dass Geld für eine zweite Verlängerung bewilligt wird. Die Botschaft kam an, eine Zusage gab’s allerdings nicht – noch nicht, hoffen die Initiatoren vor Ort. Die Auskunft von Norbert Lurz war knapp und ergebnisoffen: "Das muss neu bewertet werden."