Setzen sich mit anderen Alpirsbacher Waldbesitzern für die umweltverträgliche Nutzung von Windenergie vor Ort ein: Martin Engisch (links) aus Ehlenbogen und Hans Heinzelmann aus Reinerzau. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Windkraft: Gruppe aus Alpirsbach weist Kritik von Bürgerinitiativen an stärkerer Nutzung zurück

Nicht alle Alpirsbacher Waldbesitzer sind Gegner von Windrädern – einige engagieren sich selbst für Ausbau der Nutzung von Windenergie. Das betonen Martin Engisch und Hans Heinzelmann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Alpirsbach. Seit Jahren sorgt die Nutzung von Windkraft auf Alpirsbacher Gemarkung in der Stadt für Diskussionsstoff. Der Gemeinderat hat, anders als ursprünglich vorgesehen, nun doch einen "Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie" auf den Weg gebracht. Vor Kurzem wurden Vertreter von Bürgerinitiativen aus Alpirsbach, Dornhan und dem Wolftal beim Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, vorstellig, um heftige Kritik am Ausbau der Nutzung von Windenergie in der Region zu äußern (wir berichteten).

Einige Alpirsbacher Waldbesitzer sind ganz anderer Meinung, betonen Martin Engisch aus Ehlenbogen und Hans Heinzelmann aus Reinerzau. Sie haben mit vier weiteren Waldbesitzern insgesamt 50 bis 60 Hektar Wald auf dem Heilenberg in einen Flächenpool eingebracht, der für die Nutzung der Windenergie vorgesehen ist.

Zwei Windkraftanlagen werden dort bereits konkret projektiert. Dabei arbeiten die Waldbesitzer mit der Genossenschaft Bürgerenergie Schwarzwald, den Stadtwerken Freudenstadt und der Enercon GmbH, Hersteller von Windenergieanlagen, zusammen. Die Genehmigung durch das Landratsamt steht noch aus, aber Engisch und Heinzelmann sind zuversichtlich. Und erwarten auch keine Probleme in Zusammenhang mit dem Teilflächennutzungsplan Windenergie, der wohl etwa in einem Jahr verabschiedet wird. Denn die Standorte der beiden vorgesehenen Windräder liegen mitten in einer der beiden im Planverfahren voraussichtlich übrig bleibenden Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen.

In einer Stellungnahme zu dem Bericht unserer Zeitung über den Besuch der Bürgerinitiativen bei Minister Hauk widersprechen Martin Engisch, Hans Heinzelmann und Fritz Morlock als Unterzeichner dem CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Beck, der die Region als windschwach und den Bau von zwei geplanten Windkraftanlagen auf dem Heilenberg "nicht als den sinnvollsten Beitrag zur Energiewende" bezeichnet hatte.

Messungen bestätigen Wirtschaftlichkeit

Die über ein Jahr lang an dem Standort vorgenommenen Messungen hätten eine Windhöffigkeit von mehr als sechs Metern pro Sekunde ergeben. Der Windatlas, so die drei Waldbesitzer, weise Gebiete mit einer Windhöffigkeit ab 5,25 als rentabel aus.

Wenn man die natürlichen Gegebenheiten der Region zur Erzeugung von regenerativen Energien wie Wasserkraft und Wind nicht nutze, werde der Wald durch den fortschreitenden Klimawandel mehr leiden als durch die Eingriffe in die Natur, die mit der Nutzung erneuerbarer Energien verbunden sind. Zumal der Plenterwald den Bau zweier Windräder wegen seiner Stabilität gut vertragen würde, wie Martin Engisch ergänzt. Bei der Suche nach Standorten für Windkraftanlagen auf dem Heilenberg habe man zudem darauf geachtet, dass sie gut auf bereits bestehenden Waldwegen erreichbar sind.

Die Schädigung des Walds durch den sauren Regen, verursacht durch Kohlekraftwerke, werde seit 30 Jahren bekämpft. Die Entsorgung des stetig anfallenden Atommülls sei weder geklärt noch finanziert. Windräder hingegen seien zu mehr als 99 Prozent recycelbar.

"Wenn wir in 20 Jahren was Besseres haben", so Engisch, "sind die Windkraftanlagen problemlos abbaubar." Gerade auf dem Heilenberg zeigten sich noch heute fatale Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. 63 Prozent der Wildschweine, die dort vorkommen, seien noch so hoch radioaktiv verseucht, dass sie als "Sondermüll" entsorgt werden müssen.

Durch den geplanten Bau der beiden Windräder auf dem Heilenberg werde nicht, wie oft behauptet, hektarweise Wald vernichtet. Es entstehe nur ein dauerhafter Flächenverbrauch von zwei Hektar Wald.

Im Hinblick auf Bedenken wegen der Quellen der Alpirsbacher Brauerei sei das Karlsruher Institut für Technologie damit beauftragt worden, ein spezielles geohydrologisches Gutachten einschließlich eines Markierungsversuchs, der mehr als 60 Tage dauerte, vorzunehmen. Die Quellen der Brauerei und auch die anderen Quellen im Bereich Heilenberg wurden laut Engisch, Heinzelmann und Morlock in dem Gutachten als nicht gefährdet eingestuft. Die Klimaveränderung hingegen sei langfristig gesehen eine echte Gefährdung des Walds auf dem Heilenberg und seiner Quellen, betonen die Unterzeichner der Stellungnahme.