Ein riesiges Loch wurde für die barrierefreie Unterführung beim Kreuzlinger Hafenbahnhof gegraben. Mit dieser Baumaßnahme wird die Strecke von St. Gallen nach Konstanz beschleunigt. Foto: Schindler

Kein Abstellgleis mehr in Alpirsbach. Elektrifizierung kommt nicht in die Gänge. Schweizer investieren in Strecken.

Alpirsbach - Die Kritik wird lauter. Das Schienennetz der Deutschen Bahn und viele Bahnhöfe verfallen immer mehr. Von fehlendem Zugmaterial und modernem Wagenmaterial ganz zu schweigen. Investitionen werden zwar getätigt, aber nicht zielgerichtet in die Zukunft.

Aktuell kritisierte etwa bei der Herbst-Fahrplankonferenz in Villingen-Schwenningen die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) dieses Vorgehen. Dabei wurde die Situation im Bahnhof Alpirsbach (Kreis Freudenstadt) als beispielhaft diskutiert. Laut NVBW baute DB-Netz landesweit alles zurück, was beim gegenwärtigen Fahrplan nicht benötigt werde.
Finanzielle Hilfen bleiben liegen

Nachdem in Alpirsbach keine Zugfahrten enden, sondern nur gekreuzt werden, sei klar, dass man aus Richtung Freudenstadt nach Schiltach weiter fahren könne und aus Richtung Schiltach nur nach Freudenstadt. Abstell- oder Ausweichgleise wurden abgebaut. Diese gibt es nur noch in Freudenstadt. In schneereichen Wintern kann auf dieser Strecke der Schneepflug unterwegs den Regelzügen nicht ausweichen.

Als besonders extrem sieht die NVBW im bayerischen Allgäu die Situation zwischen Murnau und Oberammergau. Dort könnte nach dem Rückbau nur noch der Stundentakt gefahren werden. Für einen zusätzlichen Zug, etwa zu den Festspielen in Oberammergau, sei jegliche Infrastruktur inzwischen abgebaut worden. Diese Vorgehensweise sei für DB-Netz beispielhaft, so die NVBW.

Dass es auch anders geht, zeigt die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) im Murgtal. Diese baute zur Fahrplansicherheit drei Ausweichmöglichkeiten zusätzlich auf der Strecke ein. In kürzester Zeit wurde von der AVG auch die Strecke zwischen Freudenstadt und Eutingen im Gäu elektrifiziert.

DB Netz dagegen kommt bei der Elektrifizierung nicht in die Gänge, sei es die Strecke zwischen Lindau und München, die Südbahn zwischen Ulm und Friedrichshafen sowie die Hochrheinbahn zwischen Erzingen und Basel. Großzügig wird die finanzielle Hilfe des Landes und der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) erst einmal links liegen gelassen.

Bodenseelinie wird derzeit ausgebaut

Dass man in die Verkehrs-Infrastruktur der Zukunft auch auf der Schiene investieren muss, zeigen mit Erfolg die Eidgenossen. Die Zuführung zur Gäubahn wurde bis Ende 2012 bis zur Grenze bei Singen (Kreis Konstanz) fertiggestellt. Damit wurde der Vertrag von Lugano aus dem Jahr 1994 erfüllt. Die Bahn hat bis heute noch keinen Kilometer zwischen Stuttgart und Singen ausgebaut.

Derzeit baut die SBB AG die Bodenseelinie zwischen Romanshorn und Konstanz aus, damit die Schnellzüge zwischen St. Gallen und Konstanz ab Dezember 2015 nur noch 35 statt bisher 65 Minuten benötigen. Der Kreuzlinger Hafenbahnhof erhält eine große Unterführung. Auf einem dritten Gleis geht es direkt zum Konstanzer Bahnhof.

Damit soll die Ostschweiz über Singen nach Stuttgart oder Basel besser an das deutsche Bahnnetz angebunden werden, erklärte Markus Geyer von der SBB-Infrastruktur in Kreuzlingen. Die große Baumaßnahme in Kreuzlingen wurde im Februar dieses Jahres begonnen und wird im November 2015 fertiggestellt. Die Kosten liegen bei 9,46 Millionen Euro.

Investiert werden zwischen Romanshorn und Kreuzlingen Hafen insgesamt rund 21,6 Millionen Euro. Weiter ausgebaut wird in der gesamten Ostschweiz der S-Bahnverkehr. Markus Geyer betonte, dass mehr und schnellere Züge höhere Kosten für den Erhalt des Netzes und der Fahrzeuge verursachen. In den Schienenausbau zwischen Winterthur, St. Gallen, Kreuzlingen und Stein am Rhein werden bis 2025 noch rund 572,6 Millionen Euro investiert.

Bei all den Umbauten bleibt in der Schweiz der Reisende König. Bei Baumaßnahmen werden im Gegensatz zur Deutschen Bahn in der Schweiz Streckensperrungen auf ein Mindestmaß reduziert, und es wird meist bei laufendem Betrieb oder nachts gearbeitet.

Der Vergleich zwischen Bahnbau an Nebenstrecken in Deutschland und der Schweiz zeigt Experten, dass man den Schienenverkehr mit einfachen Ausbauten verbessern kann. Der Rückbau in Deutschland dagegen lasse keinen Mehrverkehr zu.