„Eine ordnungsgemäße Ausführung des Amtes beim DOSB ist gewährleistet“, betont der Chef Alfons Hörmann. Foto: dpa

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft Alfons Hörmann einen Verstoß gegen das Kartellrecht vor.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft Alfons Hörmann einen Verstoß gegen das Kartellrecht vor.

Düsseldorf - Das hat gerade noch gefehlt: Die Niederlage im Bürgerentscheid um die Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2022 ist noch nicht verdaut. Von der Politik vor sich hergetrieben, befürwortete der deutsche Sport nach langem Hin und Her endlich ein Anti-Doping-Gesetz. Und jetzt das: Gerade mal drei Tage nach seiner Wahl zum Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) fällt Alfons Hörmann (53) sinngemäß ein Dachziegel auf den Kopf: Jetzt gab die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf bekannt, dass der wichtigste Sport-Funktionär des Landes demnächst vor Gericht erscheinen muss. Der Vorwurf der Anklage: Verstoß gegen das Kartellrecht wegen nicht erlaubter Preisabsprachen in der Baustoffbranche. „Es geht um eine Absprache bei Tondachziegeln und eine bei Biberschwanzziegeln“, bestätigte Holger Schönwitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf.

Das Verfahren läuft seit 2008. Damals verhängte das Bundeskartellamt ein Bußgeld in Höhe von 150.000 Euro gegen Alfons Hörmann. Die Creaton AG, die er damals als Vorstandsvorsitzender führte, muss 66 Millionen Euro zahlen. Der Unternehmer aus Sulzberg im Allgäu fühlt sich unschuldig, weshalb er Einspruch erhoben hat. Er sei zu seiner Zeit bei der Creaton AG an keinen Preisabsprachen beteiligt gewesen, beteuert Hörmann. Jetzt beschäftigt sich das Oberlandesgericht Düsseldorf mit dem Fall. Der Prozess könnte mit einem Freispruch für Hörmann enden – oder im schlimmsten Fall mit einer Geldbuße, die noch deutlich über den 150.000 Euro liegt, die er bisher bezahlen soll.

Wenn sich die Vorwürfe bestätigen sollten, wäre das schon ein Ballast“

So oder so macht es sich aber nicht gut, wenn der Nachfolger von Thomas Bach an der DOSB-Spitze dem Verdacht ausgesetzt ist, brave Häuslesbauer ungebührlich geschröpft zu haben. Die Branche soll bei einem Verbandstreffen im Jahr 2006 eine Preiserhöhung um vier bis sechs Prozent abgesprochen haben. Erklärt wurde sie mit dramatisch gestiegenen Energiekosten.

Schon während der Mitgliederversammlung des DOSB in Wiesbaden gab es Stimmen, die aus ihrer Furcht kein Geheimnis machten, der Fall Hörmann könne sich zu einem handfesten Problem auswachsen. „Wenn sich die Vorwürfe bestätigen sollten, wäre das schon ein Ballast“, sagte etwa Clemens Prokop, der streitbare Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV). Hörmann selbst teilt diese Bedenken offenbar nicht. „Durch die Aktenabgabe an das Oberlandesgericht hat sich in der Sache des Ordnungswidrigkeitsverfahrens nichts geändert“, teilte der neue Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds am Dienstag mit, „die Mitgliederversammlung hat mich in Kenntnis dieser Faktenlage mit einem klaren und aussagekräftigen Votum gewählt. Das Verfahren werde ich in aller gebotenen Professionalität bearbeiten, so dass eine ordnungsgemäße Ausführung des Amtes im DOSB gewährleistet ist.“

Alfons Hörmann hatte die Dachorganisation des deutschen Sports nach eigenen Angaben zweieinhalb Wochen vor der Präsidentenwahl informiert. Der DOSB ließ daraufhin den Korruptions-Beauftragten Jürgen Thumann die Aktenlage prüfen. Thumann kam nach „eingehender Prüfung und intensiver Erörterung“ zu dem Ergebnis, dass der Fall keinerlei Auswirkungen auf die Kandidatur habe. Auch der Deutsche Skiverband (DSV), dem Hörmann seit 2005 vorsteht, hatte das Verfahren geprüft und kein Problem darin gesehen.