Martin Metzger und Rolf Held, die evangelisch-methodistischen Pastoren der Kirchenbezirke Tailfingen/Pfeffingen und Ebingen/Meßstetten, werden gegebenenfalls den Prozess einer Kirchenfusion begleiten – darüber entscheiden müssen andere, zumal die Tage der Beiden in Albstadt gezählt sind. Das Bild entstand im April während der Zelttage ihrer Kirchengemeinden. Foto: Archiv: Eyrich

Kirchen: Evangelisch-methodistische Gemeinden in Albstadt und Meßstetten erwägen die Bezirksfusion.

Albstadt/Meßstetten - Den evangelisch-methodistischen Gemeinden in Albstadt und Meßstetten steht möglicherweise ein folgenreicher Umbruch ins Haus – die beiden Kirchenbezirke Ebingen/Meßstetten und Tailfingen/Pfeffingen denken über einen Zusammenschluss nach.

Entschieden ist wohlgemerkt noch nichts. Die beiden Bezirkskonferenzen – sie entsprechen von der Funktion her den Kirchengemeinderäten der evangelischen und katholischen Mitchristen – werden sich aller Voraussicht nach im kommenden Frühjahr mit der Fusionsfrage befassen und dann entscheiden. Die Grundlagen dafür erarbeitet ein sogenannter Lenkungskreis, der sich aus jeweils vier Vertretern der beiden Bezirke zusammensetzt und von Lucia Köder und Waltraud Bizer geleitet wird – Rolf Held und Martin Metzger, die beiden Pastoren, haben in der Runde beratende Funktion, aber kein Stimmrecht.

Hintergrund der Unternehmung sind Entwicklungen, mit denen sich auch die anderen christlichen Kirchen auseinandersetzen müssen: Die Bevölkerung altert, die Gemeinden schrumpfen, die Mitarbeiter, die in ihnen Auf-gaben übernehmen, sind überlastet und kommen immer öfter an ihre Leistungsgrenzen. Die strukturelle und bauliche Infrastruktur entspricht nicht mehr den Bedürfnissen, geschweige denn den personellen und finanziellen Kapazitäten. Sie müsste angepasst werden.

Wie, das untersuchen derzeit drei vom Lenkungskreis beauftragte Arbeitsgruppen. Die AG Gebäude und Finanzen nimmt die vier Kirchengebäude in Augenschein, ermittelt den Sanierungsbedarf und die laufenden Kosten – die sind nicht unbeträchtlich; Kirchenräume beheizen geht ins Geld. Auch hier gilt: Derzeit steht kein Haus zur Disposition – aber daran, dass sich alle vier langfristig unterhalten lassen, sind Zweifel erlaubt.

Die AG Gruppen und Kreise vergleicht die Angebote beider Bezirke und prüft, ob es Kooperationsmöglichkeiten und potenzielle Synergien gibt. In einigen Fällen hat man sich bereits zusammengetan, beispielsweise bei den Pfadfindern, den "Wesley Scouts", den Jugendgottesdiensten, dem Konfirmandenunterricht, den Jugendaktionstagen, dem Frauenfrühstück und dem jüngsten Projekt "Friedhofskaffee". Eine Jungschar mit drei Jugendlichen ist nun mal zu klein, und beim Seniorenausflug sollte der Bus nach Möglichkeit nicht halb leer bleiben.

Die dritte AG heißt "Perspektiven" – sie macht sich Gedanken darüber, was werden soll. Wie muss Kirche heute aussehen? Wie kann sie Menschen in einer Zeit, in der die Auswahl an Lebensentwürfen und an spirituellen Angeboten groß, ihre Verbindlichkeit aber klein ist, an sich binden und ihnen gerecht werden? Rolf Held, Pastor der Ebinger Pauluskirche, nennt als konkretes Beispiel die Gottesdienste. Die frontale Ansprache vom Altar her muss nicht die einzige Form der Glaubensverkündigung sein – es gibt auch das Lied, es gibt den Impuls und das Theaterstück; sogar Raumdekoration kann zum Zeugnis des Glaubens werden. Das setzt freilich Aktivität voraus – aber hat das für den gelebten Glauben nicht schon immer gegolten?

Die Ergebnisse der Arbeit von Lenkungskreis und AG sollen im kommenden Jahr in der Gemeinde diskutiert und von den Bezirkskonferenzen geprüft werden – die Entscheidung, ob fusioniert wird oder nicht, liegt dann bei ihnen. Die beiden Pastoren werden sich schon deshalb zurückhalten, weil sie die Folgen nicht mehr tragen müssen – beide verlassen Albstadt im Sommer 2016. Ob sie zwei oder vielleicht nur noch einen Nachfolger haben werden, ist nur eine von vielen offenen Fragen.